Die ausgetrocknete Elbe in Dresden: Kein Beweis für einen „Klimaschwindel“

Ein Sharepic zeigt ein altes Foto der ausgetrockneten Elbe in Dresden im Jahr 1904 (nicht 1903) und soll assoziieren, dass ein Klimawandel nicht stattfinden würde. Tatsächlich gab es schon früher Trockenperioden – doch es kommt auf die Häufigkeit an.

Autor: Ralf Nowotny

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Die Behauptung

Ein Sharepic zeigt die ausgetrocknete Elbe in Dresden im Jahr 1904 und soll somit beweisen, dass es keinen Klimawandel gäbe, da es ja schon damals ja schon Hitze- und Dürreperioden gegeben habe.

Unser Fazit

Wetter ist nicht Klima. Einzelne Wetterextreme können keine Argumente gegen oder für den Klimawandel sein. Erst bei einer Häufung solcher Ereignisse über Jahrzehnte (was auch prognostiziert wird), kann von Klimaereignissen geredet werden.

Es gibt Klima, und es gibt Wetter. Worin da der Unterschied besteht, hatten wir bereits in einem Artikel erklärt (siehe HIER). Wichtig: Nicht jedes Wetterphänomen beweist zugleich den Klimawandel, denn es kommt nicht auf das einzelne Wetter an, sondern auf die Häufigkeit eines Wetterereignisses innerhalb mehrerer Jahrzehnte.
Und exakt dieses Problem trifft auf die ausgetrocknete Elbe in Dresden im Jahr 1904 zu: Das Ereignis alleine ist kein Argument gegen oder für einen Klimawandel. Die Häufigkeit jedoch schon.

Das Sharepic mit der ausgetrockneten Elbe

Nachdem hierzulande derzeit viel Flüsse am Austrocknen sind, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand dieses Wettereignis ausbuddelt und als „Gegenbeweis“ hernimmt:

Das Sharepic mit der Elbe in Dresden
Das Sharepic mit der Elbe in Dresden

Unter dem Bild mit der ausgetrockneten Elbe und Spaziergängern im Flussbett steht der Text „Elbe in Dresden 1903. Schon krass dieser Klimawandel….“ und ein lachendes Emoji.

Das Foto ist echt

Es war nicht im Jahr 1903, sondern 1904, als vom Juni bis September eine stabile Hochdrucklage dafür sorgte, dass feuchte Atlantikluft nicht über das Land strömen und für Regen sorgen konnte, was dazu führte, dass der Wasserpegel der Elbe immer weiter fiel, wie „Sächsische.de“ berichtete.

Das ausgetrocknete Flussbett sorgte damals für einen wahren Katastrophen-Tourismus in Dresden: Viele Menschen reisten von weit her, um die zum Rinnsal verkommene Elbe zu bestaunen und im Flusskies nach „Schätzen“ zu suchen (wobei die Ausbeute eher ernüchternd war).

Eine Frage der Häufigkeit

Wie oben bereits erwähnt und auch das Bundesumweltamt schreibt: Einzelne Wetterereignisse deuten für sich genommen nicht auf einen Klimawandel hin, sind demnach auch kein Argument dagegen. Erst wenn sich ein bestimmtes Muster bildet, also bestimmte Wetterphänomene häufiger und regelmäßiger auftreten, können sie einem Klimawandel zugeordnet werden.

MIMIKAMA
Der Niedrigwasserabfluss (NQ) über die Jahrzehnte, Quelle: Correctiv

Seit 2011 ist eine charakteristische Sequenz von Dürrejahren erkennbar, wie die Bundesanstalt für Gewässerkunde „Correctiv“ mitteilte, seit 1990 befindet sich auch tendenziell weniger Wasser in der Elbe. Dies deutet zwar auf einen Trend hin, könnte aber ebenfalls natürliche Umstände haben, da beispielsweise zwischen 1960 und 1990 der Niedrigwasserabfluss anstieg und gleichblieb.

Somit sind die aktuell ausgetrockneten Flüsse zwar eine Folge der aktuellen Hitzeperiode, aber auch noch kein direkter Beweis für oder gegen einen Klimawandel. Interessanter ist da nicht die Entwicklung der Auswirkung (trockene Flüsse), sondern der Ursache, nämlich den hohen Temperaturen.

Und da haben wir schon ein deutlicheres Bild, denn laut dem DWD ist die globale Oberflächentemperatur in den letzten Jahrzehnten sehr markant angestiegen:

MIMIKAMA
Anstieg der globalen Oberflächentemperatur, Quelle: DWD

Dadurch nehmen in Folge auch Hitze- und Dürreperioden zu, was sich wiederum auf die Wasserkreisläufe auswirkt. Die Hitze- und Dürreperioden nehmen also zu, die aktuellen Niedrigwasserstände weisen jedoch noch keine nennenswerte Veränderung auf – was sich jedoch in den nächsten Jahrzehnten ändern kann.

Laut der „Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland“ des Umweltbundesamts weisen mehrere Forschungsprojekt darauf hin, dass die Niedrigwassersituationen häufiger und intensiver werden können, die seit 1990 andauernde Senkung des Niedrigwasserabflusses also tatsächlich den Beginn darstellen und sich die Situation intensivieren wird.

Fassen wir zusammen

Die ausgetrocknete Elbe von 1904 ist kein Beweis gegen den Klimawandel. Ebenso können die aktuell ausgetrockneten Flüsse einzeln gesehen nicht als Argument für den Klimawandel genommen werden. Bei beiden handelt es sich um immer wieder mal vorkommende Wetterextreme.

Die globale Oberflächentemperatur steigt jedoch zweifellos, und damit auch die Häufigkeit von Hitze- und Dürreperioden, somit ebenso auch die Häufigkeit von ausgetrockneten Flüssen. Zwar liegt der Niedrigwasserabfluss derzeit noch innerhalb der Norm, dies kann sich jedoch in den nächsten Jahrzehnten stark ändern.

Das Sharepic mit der ausgetrockneten Elbe ist somit kein Argument gegen den Klimawandel, denn darin wird die Folge eines einzelnen Wetterextrems ohne den entsprechenden Kontext übersimplifiziert.

Weitere Quelle: dpa

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