Ein Albtraum wird wahr

Autor: Andre Wolf

Zumindest für Google, die EU – Kommission leitet wegen Android ein Verfahren ein. Den EU – Wettbewerbshütern ist das Geschäftsmodell zum Android Betriebssystem ein Dorn im Auge.

„Googeln“ hat sich längst im Sprachgebrauch eingebürgert und auch den Weg in den Duden gefunden – egal wie wir etwas im Internet suchen, die meisten Nutzer sagen googeln (nicht nur der durchschnittliche Nutzer – schöne Grüße nach Hamburg). Google will, dass dieser enge Verbindung zwischen dem Firmennamen und der Internetsuche so bleibt, sie machen vieles dafür, vielleicht sogar zuviel, so zumindest empfindet es die EU-Kommission.


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Die Wettbewerber werfen dem US-Konzern vor seine Marktposition zu missbrauchen, um Mitbewerber aus dem Rennen zu werfen oder Konkurrenz gar nicht erst aufkommen zu lassen. Aus diesem Grund geht die Behörde in dem anstehenden Verfahren, gegen den Konzern, auch dessen Betriebssystem Android an.

Das Verfahren rankt sich um drei zentrale Vorwürfe:

Damit die Hersteller von Tablets und Smartphones auf ihren Geräten auch den Google Play Store installieren dürfen, verlangt Google von ihnen, dass sie ebenfalls ein Paket von elf Google Apps vorinstallieren, die auch nicht wieder gelöscht werden können. Der Play Store ist die weit verbreitetste Methode um Apps zu laden.

Hinzu kommt die „Anti – Fragmentierungs – Vereinbarung“, die von den Herstellern unterzeichnet werden muss. Damit wird den Herstellern untersagt ihre Geräte mit einer geänderten Android Variante zu verkaufen und das obwohl Android ja eigentlich ein Open – Source – Betriebssystem ist, das grundsätzlich die Entwicklung von Alternativen erlaubt.

Wettbewerbskommissarin Margrete Vestager sagte dazu „Dieses Verhalten schädigt den Verbraucher, indem es Wettbewerb verhindert. Smartphones spielen eine Schlüsselrolle in unserem Leben. Auf weltweit 80% dieser Geräte läuft Android. Es ist kein Problem, wenn ein Unternehmen eine dominante Marktposition erreicht, aber wenn diese Dominanz missbraucht wird, haben wir ein Problem.“

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Großes Risiko

Jetzt geschieht etwas, das Google jahrelang versucht hat zu verhindern, Android wird in das Wettbewerbsverfahren mit einbezogen, dadurch erhöht sich das Risiko für Google erheblich. Nicht nur in Westeuropa wird die Rolle von Android überprüft, erst vor Kurzem ist Google in Russland abgeblitzt. Der Konzern hatte versucht eine Entscheidung der russischen Kartellbehörde angefochten, die auf eine Beschwerde der russischen Suchmaschinenfirma Yandex zurückgeht.

Yandex war mal der unangefochtene Marktführer in Russland, verliert aber immer mehr Marktanteile an Google, den Grund dafür sieht Arkadi Wolosch, der Chef von Yandex, in der Smartphone Revolution „Auf Android Geräten finden wir eben einfach nicht statt.“ In Russland muss Google jetzt seine Verträge mit den Herstellern so ändern, dass auch die Apps von anderen Herstellern vorinstalliert werden dürfen, so entschied es die russische Kartellbehörde.

Anders sahen es deren Kollegen in Kanada, es gäbe nicht ausreichend Hinweise auf eine erhebliche Einschränkung der Konkurrenz, weshalb die kanadischen Wettbewerbshüter am Dienstag bekanntgaben keine weiteren Schritte gegen Google zu unternehmen.

Dies beeindruckt die EU-Kommission eher weniger – man muss akzeptieren, dass andere anders entscheiden.

Amazon als gutes Beispiel?

Google selber führt gerne Amazon als gutes Beispiel dafür an, dass Android eben doch ein freies Betriebssystem sei. Jedes Unternehmen könne es nach eigenem Gutdünken verwenden und modifizieren. Fire OS von Amazon sei dafür ein positives Beispiel.

Für Amazon ist jedoch der fehlende Google Store kein wirklich schwerwiegendes Problem, das Unternehmen hat seinen eigenen App Store geschaffen, versorgt seine Tablets mit speziellen Apps und bindet zugleich Amazons Multimediaangebot mit ein.

Die meisten andere Hersteller können diesen Weg aber nicht beschreiten, sie sind auf den Play Store angewiesen, denn ohne die Apps aus dem Play Store verlieren die Android Smartphones für viele Anwender schlicht ihren Reiz.

Hatten wir das nicht schon einmal?

Ja, hatten wir und auch Google dürfte sich mit einem gewissen, unwohligen Schauer an die Verfahren gegen Microsoft erinnern, über die Jahre hinweg gab es in der EU unterschiedliche Kartellentscheidungen gegen den Softwareriesen. Die Strafzahlungen beliefen sich auf fast drei Milliarden Euro.

Innerhalb von zwölf Wochen soll Google jetzt zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Die Untersuchungen wegen Android sind nur eine Teil eines Verfahrens der EU-Kommission. Das Verfahren wurde auch auf die neue Konzernholding Alphabet, zu der Google seit letzten Jahr gehört, ausgeweitet.

Wenn die Vorwürfe bewiesen werden können und es zu einer förmlichen Entscheidung kommt, steht Google ein Bußgeld von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes bevor. 2015 lag dieser bei 74,5 Milliarden Dollar. Einziger Trost, die zehn Prozent werden üblicher Weise nicht ausgeschöpft.

Die Lösung, die der EU vorschwebt, wäre an sich ganz einfach. Der „Installationszwang“ muss aufhören, aber auch das wäre nicht ganz billig für Google, liegt doch der geschätzte Umsatz dadurch bei elf Milliarden Dollar pro Jahr.

Spiegel Online fasst es so zusammen:

Zusammengefasst: Die EU-Kommission wirft Google vor, seine dominante Marktposition bei den Handy-Betriebssystemen zu missbrauchen. Das Unternehmen hält diese Kritik für unberechtigt, Android sei schließlich ein freies Betriebssystem. Kann die Kommission ihre Vorwürfe belegen und trifft sie eine förmliche Entscheidung, droht Google ein Bußgeld von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes

Quellen:

Artikel- & Vorschaubild: George Dolgikh / Shutterstock.com

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