Dreadlocks Aneignung von Kultur: Die Message von FFF Hannover

Eine von Nachricht sorgt für Aufregung: Fridays for Future Hannover hat der Musikerin Ronja Maltzahn eine Absage für ihren Auftritt erteilt, weil sie Dreadlocks trägt. Das sei eine „Aneignung fremder Kulturen“.

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Autor: Andre Wolf

Screenshots "Absage wegen Dreadlocks: Ronja Maltzahn
Screenshots "Absage wegen Dreadlocks: Ronja Maltzahn

Musikerin Ronja Maltzahn sollte ursprünglich am Freitag, dem 25. März 2022, bei einer großen Demonstration von FridaysForFuture in Hannover auftreten. Doch aus diesem Auftritt wird nichts, denn die FFF Ortsgruppe aus Hannover hat Einwände gegen ihre Frisur: Die Sängerin trägt Dreadlocks. Laut FFF Hannover ein nicht duldbares kulturelles Aneignen.

Die Absage gegenüber Ronja Maltzahn hat die Sängerin selbst in Form eines zusammengesetzten Screenshots auf Social Media veröffentlicht. Dieses Bild wird nun an vielen Stellen verbreitet und stark diskutiert:

„Dreadlocks bei weißen Menschen sind eine Form der kulturellen Aneignung, da (…) es in den Zeiten der Sklaverei von weißen Menschen als ein Zeichen der Unterdrückung genutzt wurde“

Screenshots "Absage wegen Dreadlocks: Ronja Maltzahn
Screenshots „Absage wegen Dreadlocks: Ronja Maltzahn

Angebot: Dreadlocks abschneiden

Neben dem Aspekt der „Aneignung“ erzeugt auch das Angebot der Gruppe aus Hannover auf Social Media viel Aufsehen. Laut dem Screenshot bietet FridaysForFuture Hannover an, die Sängerin könne durchaus auftreten, wenn sie sich mit dem Thema auseinandersetze und sich bis Freitag die Dreadlocks abschneiden würde.

Wir hoffen, dass du dich damit auseinandersetzt und wir bieten dir an bei Bedarf in den Tagen nach der Demo diesbezüglich in einen Austausch zu gehen. Solltest du dich bis Freitag entscheiden deine Dreadlocks abzuschneiden, würden wir dich natürlich auf der Demo begrüßen und spielen lassen.

Viel Aufsehen erregt!

Die Veröffentlichung der Absage hat entsprechend viel Aufsehen erregt. FridayForFuture Hannover hat in einem Statement auch bereits auf die Veröffentlichung reagiert. Zwar entschuldigt sich die Gruppe bei der Sängerin, hält in dem Statement jedoch an der eigenen Aussage fest:

Statement

Hiermit möchten wir auf die Geschehnisse vom 23.03.2022 eingehen.

Zunächst ist es uns wichtig, klarzustellen, dass wir hinter unserer Entscheidung stehen. Trotzdem möchten wir uns offiziell bei Ronja Maltzahn entschuldigen.

Die Nachricht bzw. Absage war unsensibel formuliert und hätte so nicht abgeschickt werden dürfen. Es war nicht okay, wie wir formuliert haben, dass durch ein Abschneiden der Haare ein Auftritt bei uns wieder möglich wäre. Dies ist ein Eingriff in die Privatsphäre der Künstlerin, der so nicht hätte passieren dürfen. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, das Frauen in dieser sexistischen Gesellschaft häufig aufgrund ihres Aussehen zurechtgewiesen werden und sich nicht frei so kleiden und zeigen können wie sie wollen, war die Nachricht grenzüberschreitend formuliert.

Auch wenn wir die Beweggründe von Ronja Maltzahn nicht kennen, handelt es sich beim Tragen der Dreadlocks durch weiße Menschen um kulturelle Aneingnung. Warum wir unsere Entscheidung daher so getroffen haben, wollen wir im Folgenden kurz erklären:

Dreadlocks wurden erst durch die Versklavung Schwarzer Menschen aus afrikanischen Ländern und Indien in die USA gebracht, wo sie später in Bürgerrechtsbewegungen Schwarzer Menschen zum Widerstandssymbol wurden. Mit dem Tragen von Dreadlocks ging also Unterdrückung einher – und die Frisur ist Symbol des Widerstandes Schwarzer Menschen. Wenn eine weiße Person also Dreadlocks trägt, dann handelt es sich um kulturelle Aneignung, da wir als weiße Menschen uns aufgrund unserer Privilegien nicht mit der Geschichte oder dem kollektiven Trauma der Unterdrückung auseinandersetzen müssen. (Wir schreiben hier bewusst in der “Wir-Form”, da wir als Fridays for Future Deutschland eine mehrheitliche weiße Bewegung sind.) Außerdem bekommen wir als weiße Menschen für dieselbe Frisur Komplimente, für die Schwarze Menschen rassistisch angefeindet werden. Deshalb haben “Schwarze Widerstandssymbole […] auf weißen Köpfen nicht zu suchen.” (1) Und, von der Du-Form in die Wir-Form umformuliert: “[Uns als weiße Menschen] sollte klar sein, dass [wir uns] aufgrund [unseres] Weißseins aus jeder Kultur bedienen und trotzdem am Drücker sitzen [können].” (2)

Gerade deshalb ist es uns als Fridays for Future Hannover wichtig, BiPoC’s (Schwarze, indigene und People of Color) Raum innerhalb der Klimagerechtigkeitsbewegung zu geben, der ihnen bis jetzt nicht genug eingeräumt, aber schon häufig genug eingefordert wurde. (3) Und dies muss konsequent passieren, weil das Auftreten einer weißen Person mit Dreadlocks auf unserer Bühne für BiPoC’s den Eindruck erwecken kann, dass diese Bewegung für sie keinen Safer Space darstellt. Und dieser Eindruck ist valide und gerechtfertigt. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, Ronja Maltzahn abzusagen.

(1) “Schwarze Widerstandssymbole auf weißen Köpfen”, Quelle: https://maedchenmannschaft.net/schwarze-widerstandssymbole-auf-weissen-koepfen/ zuletzt abgerufen am 23.03.22
(2) Sow, Noah (2009): Deutschland Schwarz Weiß: Der alltägliche Rassismus. München: W. Goldmann, S. 251-252 zitiert in (1).
(3) “Offener Brief von BPoC’s an das Klimacamp und andere”, Quelle: https://www.dropbox.com/s/n42ly8wbgyl0mhu/Offener%20Brief%20von%20BPoCs%20an%20das%20Klimacamp%20und%20andere.pdf?dl=0 zuletzt abgerufen am 23.03.22

https://fridaysforfuture-hannover.de/2022/03/23/statement/

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