Die Mail der „bekannten internationalen Gruppe von Hackern“

Autor: Ralf Nowotny

Die Mail der "bekannten internationalen Gruppe von Hackern"
Die Mail der "bekannten internationalen Gruppe von Hackern"

Eine Zeitlang waren die „Hacker“ recht still, aber nun scheint ihnen im Lockdown langweilig geworden zu sein.

So bekommen Nutzer nun wieder massenhaft Mails zugesandt, welche von einem Mitglied einer „bekannten internationalen Gruppe von Hackern“ stammen soll. Laut der Mail wurde man heimlich beim Pornokonsum durch die Webcam gefilmt. Das Material werde man an alle Kontakte schicken, wenn nicht eine bestimmte Summe im Rahmen von einigen Hundert Euro per Bitcoin überwiesen werde.

Gleich vorweg: Diese Videos existieren nicht! Die Erpresser spielen mit der Angst der Nutzer, „dass dies ja möglich sein könnte“!

Dies steht in der aktuellen Version jener Mail, die gerade oft versandt wird:

Angeblich sei man gehackt worden
Angeblich sei man gehackt worden

Hallo! [Wahlweise auch Salut oder Guten Tag!]

Wie Sie sich schon vorstellen können, wurde Ihr Benutzerkonto ([EIGENE MAILADRESSE]) gehackt, denn ich Ihnen diesen Brief von verschickt habe. 🙁

Ich bin der Vertreter einer bedeutenden übernationalen Gruppe von Hackern [wahlweise auch Info-Piraten]
In der Zeit vom 23.07.2018 bis zum 20.10.2018 wurden Sie mit dem Virus den wir erstellen haben auf der Webseite für Erwachsene die Sie besucht haben angesteckt.
Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir Zugriff auf alle Ihre Briefwechsel, soziale Netzwerke und Messengerdienste.
Überdies, haben wir vollständige Speicherabzüge dieser Informationen.

Wir sind uns Ihrer „kleinen und großen Geheimnisse“ bewusst, o, ja… Sie haben ein ganz geheimes Leben.
Wir haben gesehen und aufgenommen, wie Sie sich auf die Porno-Seiten unterhalten hatten. Mein Gott, was für Geschmack und Liebhabereien haben Sie… 🙂

Aber das Interessanteste ist, dass wir Sie periodenweise auf der Web-Kamera Ihres Gerät aufgenommen haben. Die Webcam wurde mit dem synchronisiert, was Sie gerade gesehen haben!
Ich glaube, dass Sie nicht wollen, dass Ihre Kameraden und Angehörigen all Ihre Geheimnisse sehen, und bestimmt die Person, die Ihnen am nächsten ist.

Bezahlen Sie $909 [Die Summen variieren] zu unserer Kryptowährung Bitcoin Wallet: bc1qnelxmnutgmqz75k3jlws9uslm8d3ejflgxzvqm
Ich garantiere, dass wir dann alle Ihre Geheimnisse entfernen werden!

Ab dem Moment, in dem diese Mitteilung gelesen ist, funktioniert der Timer!
Sie haben 2 Tage, um das obengedachte Geld einzuzuahlen.

Kaum daß dieses Geld auf unserem Konto ist, werden Ihre Daten sofort vernichtet!
Sofern Geld nicht da ist, werden alle Ihre Korrespondenz und das von uns aufgenommene Video automatisch an alle Kontakte gesendet, die in der Zeit der Infektion in Ihrem System verfügbar waren!
Leider, Sie sollen über ihre Sicherheit nachdenken!
Hoffentlich, diese Situation lehr Ihnen, mehr um Ihre Sicherheit kümmern.
Passen Sie auf sich auf!

Die Betreffzeilen der Mails variieren ebenfalls:

Unterschiedliche Betreffzeilen, die gleiche Mail
Unterschiedliche Betreffzeilen, die gleiche Mail

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„Ich bekam auch so eine Mail! Woher wissen die meine E-Mail-Adresse?“

In den letzten Jahren wurden immer wieder Datenbanken verschiedener Unternehmen gehackt, die Inhalte der Datenbanken wurden auf diversen einschlägigen Webseiten und im Darknet veröffentlicht. Oftmals enthielten diese Datenbanken „nur“ den vollen Namen und die Mail-Adresse, die Passwörter manchmal verschlüsselt, manchmal aber sogar unverschlüsselt.
Jene Erpresser bedienen sich nun an diesen Datenbanken: Sie schreiben reihenweise Nutzer an, die sie in den Datenbanken finden können, und versuchen sie quasi „auf gut Glück“ zu erpressen.

Was haben all diese Mails gemeinsam?

Die Mails variieren im Text zwar immer wieder, doch haben sie alle bestimmte Gemeinsamkeiten:

  • Jemand behauptet, Zugriff auf den Rechner zu haben
  • Es wurden vom Nutzer angeblich Pornoseiten aufgerufen
  • Der Erpresser habe Webcam-Aufnahmen davon
  • Der Nutzer soll eine bestimmte Summe in Bitcoins zahlen

Einer der schönsten Beweise dazu, dass dies nur eine Betrugsmasche ist:
Viele Nutzer teilten uns mit, überhaupt gar keine Webcam zu haben!

Faktencheck

Neu sind diese Erpressungsversuche nicht. Ähnliche E-Mails tauchten bereits 2018 auf, und die Polizei warnte ebenfalls vor dieser Masche.

Bitcoins sind nach wie vor hoch im Kurs – auch bei Cyberkriminellen. Zumeist werden solche E-Mails wahllos an verschiedene Personen (mit persönlicher Anrede, aber auch ohne) gemailt. Ein Beweis für die Existenz des angeblich mitgefilmten Materials wird nicht mitgeliefert. So kann nicht eindeutig bewiesen werden, ob die Erpresser wirklich im Besitz von Videomaterial der Opfer sind oder nicht.

Bis jetzt gibt es nur einen ähnlichen Fall, in dem ein Nutzer auch wirklich erpresst wurde.

Eine Infizierung mit Schadsoftware kann man jedoch nie ausschließen. Denn beim Besuch von unseriösen Seiten kann es immer passieren, dass man sich Malware einfängt. Ein [sponsor]guter Virenschutz[/sponsor] schützt Nutzer vor dieser potentiellen Gefahr.

„Sollte ich den Erpresser bezahlen?“

Es ist davon abzuraten, den Erpresser zu bezahlen. Abgesehen davon, dass man sich auf das Wort eines Kriminellen nicht verlassen sollte, qualifiziert sich jeder Nutzer, der einer solchen Forderung nachgibt, als potentielles “Daueropfer”. Sinnvoller ist es, derartige E-Mails und andere Erpressungsversuche umgehend bei der nächsten Polizeidienststelle oder online zu melden.

Das LKA Niedersachen hat auch einige Links veröffentlicht, unter denen man selbst checken kann, ob die eigene Mailadresse in geleakten Datenbanken auftaucht:

Doch Vorsicht: Die Seiten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, auch werden geleakte Datenbanken oftmals erst Monate oder sogar Jahre später bekannt, so dass man sich leider nicht komplett in Sicherheit wiegen kann, wenn die eigene Mailadresse nicht in den Datenbanken auftaucht.

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Fazit

Es handelt sich bei solchen E-Mails um reine Betrugsversuche, und der Erpresser befindet sich nicht im Besitz pikanten Videomaterials seines Opfers.

Allerdings kann man diese Möglichkeit nie komplett ausschließen, so dass es sinnvoll ist, die Erpressung auf jeden Fall der Polizei zu melden!

Tipp: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Kamera seines Geräts mit einem kleinen Sticker abkleben und ihn bei Bedarf entfernen. Ein [sponsor]guter Virenschutz[/sponsor] sollte trotzdem eine hohe Priorität einnehmen.
Artikelbild: Shutterstock / Von PR Image Factory
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