Die Arschkarte und der Fußball. Fakt oder Fake?

Autor: Andre Wolf

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Faktencheck
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Die Arschkarte ziehen. Was hat diese Phrase mit Fußball und schwarz-weiß TV zu tun? Und hat sie überhaupt etwas damit zu tun?

Niemand von uns die gerne die Arschkarte. Das würde ja bedeuten, dass einer von uns Pech haben würde. Dass er draußen ist. Dass er sich in einer misslichen Lage befindet. Erst gestern noch habe ich im Radio einen Beitrag darüber gehört, woher die Phrase „die Arschkarte ziehen“ kommen soll.

Sie stammt angeblich aus der Zeit, in der Fußballspiele häufig noch auf schwarz-weiß TV-Geräten gesehen wurden. Der Mythos über die Phrase besagt: da im schwarz-weiß TV die roten und gelben Karten nicht vernünftig unterschieden werden konnten, trugen die Schiedsrichter während des Spiels die roten Karten in der Gesäßtasche. Das wären also die Arschkarten gewesen. Und wenn der Schiedsrichter diese Arschkarte zieht, ist der Spieler raus.

So viel zu dem Mythos, den ich gestern im Radio gehört habe und den ich auch schon länger kannte. Doch wenn etwas so offensichtlich ist, dann kribbelt es mir als Faktenprüfer natürlich auch ein wenig immer in den Händen. Ich möchte dann schauen, ob diese einfache und plausible Erklärung auch wirklich stimmt. Doch in diesem Fall bin ich tatsächlich auf Ungereimtheiten gestoßen.

Die Arschkarte: doch nicht aus dem Fußball?

Ich habe drei sehr interessante Artikel zu diesem Thema gelesen. Der eine Artikel stammt aus dem Spiegel. Da geht es um die Geschichte der roten und gelben Karten. Ich war verwundert, denn ich wusste nicht, dass die roten und gelben Karten eine junge Erfindung im Fußball sind.

Tatsächlich ist die Idee zu den Karten erst 1966 nach einem recht ruppigen Spiel zwischen England und Argentinien entstanden. Die Karten selbst wurden jedoch zum ersten Mal 1970 während der WM eingesetzt. 1970, da gab es jedoch bereits Farbfernsehen. Gut, es waren in vielen Privathaushalten noch TV-Geräte vorhanden, die lediglich schwarz-weiß darstellen konnten. Aber es gab auch bereits eine Menge TV-Geräte, die schon Farbe darstellen konnten. Insofern ist hier es kritisch zu sehen, ob tatsächlich das schwarz-weiß Fernsehen der Anlass für die Karte in der Gesäßtasche sein soll.

Dann habe ich noch einen zweiten Artikel gelesen, der recht fundiert und recht deutlich auf die Arschkarte eingeht. Es ist ein Artikel auf der Website u32.de. Der Autor Walter Koch geht in dem Artikel darauf ein, dass die roten und gelben Karten auch auf schwarz-weiß Geräten recht deutlich zu unterscheiden sind. Er zeigt ebenso deutlich, dass die roten Karten in einem dunklen Grau gehalten sind, die gelben Karten nahezu weiß im schwarz-weiß Fernseher erscheinen. Und tatsächlich belegen das auch seine Experimente. Der Autor des Textes „Wo kommt der Begriff Arschkarte her ?“ verwandelt mithilfe eines Grafik-Programms Farbbilder in Graustufen. Und siehe da, rote Karten lassen sich in Graustufen sehr wohl von gelben Karten unterscheiden. Sogar sehr problemlos, denn die eine wirkt sehr dunkel, die andere sehr hell.

Ebenjenes Problem erläutert auch Robert Sedlaczek in der Wiener Zeitung. Sedlaczek  geht sogar noch einen Schritt weiter und befragt einen befreundeten Schiedsrichter, ob es in den 70ern eine Anweisung gab, rote Karten in der Gesäßtasche zu tragen. Die Antwort: Nein! Es gab keine Anweisungen und die Schiedsrichter haben die Karten teilweise auch beide in einem Etui getragen.

Und jetzt kommt natürlich noch ein drittes Problem Endspiel. Dieses Problem ist sprachlicher Natur. Denn die Arschkarte zieht nun mal der Schiedsrichter in dem Mythos und eben nicht der Spieler. Wenn wir also davon reden, dass jemand die Arschkarte gezogen hat, hat ja diese Person (welche die Karte zieht) ein Problem und befindet sich in einer ungünstigen Position. Also hier liegt eine sprachliche Diskrepanz vor.

Tatsächlich ist es nicht so einfach nachzuweisen, dass die Arschkarte zwingend mit dem Fußball und dem schwarz-weiß TV im Zusammenhang steht. Im Gegenteil, es gibt so einige Stellen, die eher das Gegenteil belegen. Doch woher der Begriff der Arschkarte nun wirklich kommt, das kann tatsächlich niemand hundertprozentig sagen. Der Autor der Webseite u32.de hat zumindest versucht zu rekonstruieren, woher der Mythos der Arschkarte im Zusammenhang mit dem Fußball stammt. Er schreibt:

  • Vermutlich eine Quelle des Gerüchts: der Pro7-Lexikoneintrag In der Sendung „Genial daneben“ des Senders SAT.1 vom 20.8.2004 wurde die Frage nach der Arschkarte gestellt. Allerdings ist nicht klar, ob dort auch die S/W-These vorgetragen wurde.
  • Weitere S/W-Fernsehen-Amnesisten: http://www.fragenohneantwort.de/fragen/frage72.htm http://www.schulmodell.de/programme/gewusst/
  • Unentschiedene Diskussionen: http://www.wer-weiss-was.de/theme105/article2452449.html
  • Robert Sedlaczek hat in der Wiener Zeitung das Richtige getan, er hat einfach mal mit einem Schiedsrichter gesprochen

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