Der Passierschein A38 aus Barsinghausen (Faktencheck)

Autor: Andre Wolf

Passierschein A38
Passierschein A38

Wer kennt ihn nicht? Den berühmten Passierschein A38 aus Asterix erobert Rom. Diesen Schein, mit dem sich Bürokratie selbst legitimiert und der schier unerreichbar scheint.

„Wir befinden uns im Jahre 2020 n.Chr. Ganz Deutschland muss sich den Coronamaßnahmen beugen… Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Niedersachsen bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Mit einem Passierschein A38 kann man sich angeblich weiterhin bewegen!“

Diesen Passierschein soll es also nicht in Rom, sondern in der Stadt Barsinghausen geben. Das zumindest will uns ein Foto zeigen, auf dem man vermeintlich den Schein ausgestellt von der niedersächsischen Stadt sieht.

Briefkopf, Stadtlogo und allgemeine Form wirken recht plausibel. In der Mitte des Schreibens kann man tatsächlich auch Passierschein A38 lesen. Ebenso liest man einen kurzen Text auf dem Schriftstück:

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Passierschein A38

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Anwesenheit von **** wohnhaft **** ist bei der Stadt Barsinghausen im Rahmen der Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes während der Coronakrise erforderlich.

Hat die Stadt Barsinghausen tatsächlich einen Passierschein A38 ausgestellt, mit dem sich Personen während der Coronakrise sich öffentlich bewegen dürfen?

Passierschein A38, Screenshot Facebook
Passierschein A38, Screenshot Facebook

Ob es sich bei diesem Brief um einen echten Passierschein A38 handelt oder ob hier vielleicht eine kleine Manipulation vorliegt, kann uns Regel 6 des Faktenprüfens beantworten. Regel 6 lautet: Fragen sie jemanden, der sich damit auskennt!

Passierschein A38 Faktencheck

Wir haben dazu direkt bei der Stadt Barsinghausen angefragt. Dort konnte man uns freundlich helfen und genau sagen, was Sache es: So humorvoll der Passierschein A38 auch sein mag, doch die Angabe A38 ist ein Fake! Die Stadt Barsinghausen schreibt uns:

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Aus Sicht von Bürgermeister Marc Lahmann war die Veröffentlichung dieses Fotos damals sehr unglücklich, heute kann man es mit einem Schmunzeln betrachten. „Angesichts der angespannten Corona-Situation konnte das Bild mit dem vermeintlichen Passierschein zum damaligen Zeitpunkt für Verunsicherung in der Bevölkerung sorgen, weil die Corona-Maßnahmen gerade mehrfach verschärft worden waren, auch eine Ausgangssperre zur Diskussion stand und durch die Veröffentlichung der Eindruck entstehen konnte, dass die Stadtverwaltung schon nähere Informationen darüber hatte, dass eine solche Ausgangssperre unmittelbar bevorsteht.“, so der Verwaltungschef. Tatsächlich hatte die Stadtverwaltung Ende März vorsorglich ein Schreiben entwickelt, mit dessen Hilfe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einer Verschärfung der Lage zum Arbeitsplatz kommen können. „Wir wollten damit sicherstellen, dass insbesondere die Arbeitsfähigkeit unserer zentralen Bereiche gewährleistet gewesen wäre, wenn es zu einer Ausgangssperre gekommen wäre“, macht Bürgermeister Marc Lahmann deutlich. „Wir als Stadtverwaltung haben quasi „in der Lage vor der Lage“ Vorbereitungen getroffen, uns also auf alle Eventualitäten vorbereitet. Die aus Asterix und Obelix bekannte Kennzeichnung „A 38“ ist allerdings nicht durch die Stadt Barsinghausen eingefügt worden.

Tatsächlich hat sich der Mitarbeiter, der den Passierschein unberechtigterweise weitergegeben hat, gemeldet, weil er selbst erkannt hat, damals einen Fehler begangen zu haben. Er hat den Passierschein auch nur einem Freund, der großer Asterix und Obelix-Fan ist, per WhatsApp geschickt und dieser Freund wiederum hat ihn dann öffentlich gemacht.

Durch diese Aktion ist Barsinghausen auf vielen Internetplattformen mit tausenden Nutzern bekannt geworden, selbst eine Anfrage aus Österreich hierzu liegt der Stadtverwaltung vor [Anmerkung der Redaktion: Das waren wir].

Natürlich ist mir sofort klar gewesen, dass damit auch an den gerade verstorben „Asterix“-Erfinder und genialen Comic-Zeichner Albert Uderzo erinnert werden sollte, denn in dem Heft „Asterix erobert Rom“ versuchen Asterix und Obelix im Behördenwirrwarr in Rom einen Passierschein A 38 zu erhalten, so Bürgermeister Marc Lahmann, der selbst alle Asterix und Obelix-Hefte besitzt. Aber natürlich handelt es sich beim Rathaus in Barsinghausen nicht um „ein Haus, das Verrückte macht“, wie bei der Behörde mit dem Passierschein A 38 in „Asterix erobert Rom“, sondern um eine dienstleistungsorientierte bürgerfreundliche Verwaltung, so Marc Lahmann abschließend.

Wohl doch nicht!

Somit wird es den guten alten Passierschein A38 wohl weiterhin nur im alten Rom geben. Zumindest jedoch nicht in Barsinghausen.

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