Gibt es also doch Leben auf dem Mars? Aktuelle Bilder der NASA zeigen einen scheinbar in Stein gemeißelten Eingang. Es könnte auch eine Art Eingang zu einem Bunker sein. Die Aufnahmen wirken enorm echt und lassen auf Lebewesen schließen, die hier Hand angelegt haben. Aber dem ist nicht so. Das Phänomen lässt sich psychologisch erklären.

Das Leben auf dem Mars! Was wurde darüber schon spekuliert!

Jetzt wird diesen Vermutungen wieder Nahrung gegeben. Der Nasa-Rover „Curiosity“ hat ein Bild auf dem Mars gemacht, das ein Tor bzw. eine Eingangspforte zeigt, die scheinbar in Stein gehauen wurde. Der Rover hat die Aufnahme am 7. Mai 2022 gemacht und seither kursiert die Vermutung, dass es sich um eine außerirdische Konstruktion handelt. Doch ist es das wirklich oder spielt uns unsere Wahrnehmung einen Streich? Die Aufnahme hat im Internet jedenfalls für so große Aufregung gesorgt, dass die Nasa auf dem  Facebook-Account des Mars-Rovers „Curiosity“ darüber aufklärt.

In der Erklärung der NASA heißt es:

Auf dem ersten Foto ist eine Tür zu sehen. Eine Täuschung, Bildquelle: NASA’s Curiosity Mars Rover
Auf dem ersten Foto ist eine Tür zu sehen. Eine Täuschung, Bildquelle: NASA’s Curiosity Mars Rover

„Einige von euch haben dieses Bild bemerkt, das ich auf dem Mars aufgenommen habe. Sicher, es mag wie eine winzige Tür aussehen, aber es ist wirklich ein natürliches geologisches Merkmal! Es kann einfach wie eine Tür *aussehen*, weil dein Verstand versucht, dem Unbekannten Sinn zu geben. (Das nennt man „Pareidolia“ –> go.nasa.gov/3sGhC8l )“

Zoomansicht. Man sieht die Felsenbrüche, die diesen Effekt verursachen, Bildquelle: NASA’s Curiosity Mars Rover
Zoomansicht. Man sieht die Felsenbrüche, die diesen Effekt verursachen, Bildquelle: NASA’s Curiosity Mars Rover

In der Erklärung wird auch das zweite Bild beschrieben, das eine Zoomansicht zeigt:

„Darin sieht man eine kleine Spalte (>30 cm groß) zwischen zwei Felsenbrüchen. Im Hügel gibt es mehrere lineare Brüche – doch an dieser Stelle kreuzen sich mehrere Brüche, die es ermöglichen, das Gestein in so scharfen Winkeln zu brechen.“

Kein Nachweis also, dass der Mars bewohnt ist.

Ein Phänomen namens Pareidolie ist für das vermeintliche Tor verantwortlich. Bei diesem Phänomen versucht das Gehirn bekannte Dinge in Unbekanntem zu erkennen. Wahrscheinlich kennt dies jeder von uns, wenn er eine Wolke betrachtet. Wir suchen hier nach vertrauten Mustern. In Zusammenhang mit dem Mars ist dieses Phänomen schon öfter aufgetreten. Ein schwebender Löffel, eine Pyramide und sogar eine Frauenfigur konnten damit erklärt werden.

Der Wahrnehmungs-Effekt

Ob in Wolken, in Steckdosen oder Erderhebungen – überall versucht der Menschen Gesichter zu erkennen. Seit den 1950-er Jahren gibt es für dieses Phänomen den Namen „Pareidolie“. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Trugbild“ (gr. para = daneben, vorbei, hier eher in der Bedeutung von „falsch“ und gr. eídōlon= Form, Erscheinung, Bild). Kanadische und chinesische Forscher gewannen 2014 den Ig-Nobelpreis, der für kuriose und gleichzeitig seriöse Forschung vergeben wird. Sie hatten untersucht, was bei Pareidolie im Gehirn passiert.

In einem Stern-Interview erklärt der Psychologe Rainer Mausfeld von der Universität Kiel das Phänomen damit, dass es für den Menschen und seine sozialen Interaktionen extrem wichtig ist, Gesichter auch als solche zu erkennen. „Für sozial organisierte Lebewesen ist es das wichtigste Konzept zum Andocken an ‚Meinesgleichen‘.“ Schon Säuglinge seien in der Lage, Gesichter wahrzunehmen. HIER

Marsgesicht

Der Mars versetzte die Öffentlichkeit bereits 1976 für Aufnahmen seiner Oberfläche in Aufregung. Die Raumsonde Viking 1 fotografierte damals eine Felssstruktur im Mars-Hochland Cydonia Mensae. Das Bild erreichte großes Aufsehen, da darauf scheinbar ein Gesicht zu sehen war, das in die felsige Struktur gemeißelt war. Trotz Erklärung der NASA gingen die Spekulationen weiter – und tun es immer noch.

Aufnahme einer Felsstruktur im Mars-Hochland Cydonia Mensae (Viking 1, 1976), Bildquelle: NASA/JPL
Aufnahme einer Felsstruktur im Mars-Hochland Cydonia Mensae (Viking 1, 1976), Bildquelle: NASA/JPL

Auch im aktuellen Fall haben also keine Außerirdischen ihre Hand im Spiel. Dass es sich bei diesem vermeintlichen Eingang um eine Kombination mehrerer gerader Brüche im Gestein handelt, die diese rechteckige Öffnung geschaffen haben, ist unspektakulär. Aber die Fakten sind eben oft langweiliger, als die Geschichten, die wir uns vorstellen.

FAZIT

Nein, es ist kein Tor und keine Konstruktion, die von Lebewesen auf dem Mars gemacht wurde. Dahinter steckt ein Wahrnehmungs-Effekt mit dem Namen Pareidolie.

Quellen:
stern.de
Facebook-Account des Mars-Rovers „Curiosity“
HNA.de

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