Warum es bei den COVID-19 Impfungen keine Langzeitfolgen geben kann

Autor: Ralf Nowotny

Ein immer wieder auftauchendes Argument gegen die COVID-19 Impfungen: Man kenne ja nicht die Langzeitfolgen. Die wird es aber auch nicht geben!

Kürzlich sorgte eine Äußerung des Fußball-Nationalspielers Joshua Kimmich für erneute Diskussionen. Er sei zwar kein Corona-Leugner oder Impfgegner, wolle sich aber noch nicht gegen COVID-19 impfen lassen, da er „persönlich noch ein paar Bedenken“ habe, „gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht“.
Er ist damit nicht alleine, viele bisher ungeimpfte Personen haben diese Bedenken. Diese sind jedoch unbegründet, und warum das so ist, wollen wir hier mal erklären.

Was sind Langzeitfolgen?

Als Langzeitfolgen werden üblicherweise Nebenwirkungen bezeichnet, die erst Monate oder gar Jahre später auftreten. Besonders in Impfgegner-Kreisen wird die Angst vor Langzeitfolgen nach einer COVID-19 Impfung gerne geschürt, wobei die Angaben variieren: Mal wurde behauptet, dass alle Geimpften einige Monate später sterben (siehe HIER), auch wurde behauptet, dass alle Geimpften im Herbst sterben (siehe HIER) oder erst in zwei Jahren.

Da die COVID-19 Impfungen erst seit Dezember 2020 verabreicht werden, kann man also tatsächlich noch nichts über Langzeitfolgen wissen. Der Clou ist aber: Es kann gar keine Langzeitfolgen geben!

Es gab noch nie Langzeitfolgen bei Impfungen

In der ganzen Geschichte der Impfungen gab es noch nie Langzeitfolgen. Was es allerdings gab: Nebenwirkungen, die innerhalb von Wochen nach einer Impfung auftraten, aber erst Jahre später als Nebenwirkung erkannt wurden.

Beispielsweise wurde bei der Impfung gegen Gelbfieber erst in den frühen 2000er-Jahren entdeckt, dass sie als sehr seltene Nebenwirkung ein Multisystem-Organversagen auftreten kann. Dieses tritt allerdings drei Tage bis eine Woche nach der Impfung auf, ist also keine Langzeitfolge.

„Aber die COVID-19 Impfung ist eine neuartige Impfung!“

Okay, das ist ein Argument: Ein Vergleich mit bisherigen Impfungen sei nicht möglich, da die Impfungen gegen COVID-19 ja schließlich neuere Technologien nutzen. Also schauen wir uns mal an, wie es um diese Impfungen bestellt ist.

mRNA-Impfstoffe

COVID-19 mRNA-Impfstoffe sind zwar neu, doch mRNA-Impfstoffe werden schon lange an Menschen getestet, beispielsweise gegen HIV, Tollwut, Zika, Grippe und einige Krebsarten. Zugelassen wurden die Impfstoffe nach den klinischen Testphasen 1 und 2 für den Einsatz bei Menschen nicht, jedoch wurden wichtige Kenntnisse über die mRNA-Technologie und ihre Sicherheit gewonnen.

Die mRNA wird in allen Teilen des Körpers zur Proteinproduktion verwendet, ist also nichts Neues für unseren Körper. Die mRNA-Impfung macht nichts anderes, als diesen natürlichen Mechanismus unseres Körpers zu verwenden: Es wird der Bauplan des Spike-Proteins in den Körper geschickt, welcher dann zeitlich befristet das Spike-Protein herstellt.

Aber wie kann man sicher sein, dass das Spike-Protein nur zeitlich befristet produziert wird?
Dies wird unter anderem dadurch geregelt, dass die mRNA einen sogenannten Poly-A-Schwanz hat. Wenn die mRNA zur Herstellung der Proteine verwendet wird, verkürzt sich dieser Poly-A-Schwanz bei jedem Vorgang, bis er zu kurz ist. Sobald dies geschieht, bricht die mRNA ab und wird als Zelltrümmer entfernt.

Der Trick bei der Entwicklung der Impfstoffe bestand darin, den Poly-A-Schwanz genau die richtige Länge zu geben, damit genügend Spike-Proteine zum Trainieren des Immunsystems produziert werden, bevor die mRNA vom Körper abgebaut wird.

Adenovirus-basierende Impfstoffe

Die im Impfstoff von Johnson & Johnson und AstraZeneca verwendete Technologie wird als virale Vektortechnologie bezeichnet. Dabei wird eine modifizierte, harmlose Version eines Adenovirus als Träger verwendet, um Immunitätsanweisungen an die Körperzellen zu übermitteln.

Ähnlich wie bei den mRNA-Impfstoffen erhält der Körper genetische Anweisungen für den Aufbau des harmlosen Spike-Proteins des SARS-CoV-2-Virus, woraufhin er beginnt, eine Immunreaktion aufzubauen und Antikörper gegen COVID-19 zu produzieren.

Impfstoffe mit viralen Vektoren werden seit den 1970er Jahren erforscht und wurden kürzlich als Reaktion auf Ebola-Ausbrüche eingesetzt. In klinischen Versuchen am Menschen wurde die Technologie unter anderem für Impfstoffe gegen Zika, Grippe, HIV und Malaria getestet.

Langzeitfolgen können nicht auftreten, da der Bauplan für das Spike-Protein nach einer gewissen Zeit wieder verschwindet, genau wie die produzierten Proteine, die vom Immunsystem bekämpft werden. Es bleibt also im Körper gar nichts mehr übrig, was eine Langzeitfolge auslösen könnte!

Im Prinzip bleibt nur eines übrig: Das erlernte Wissen des Immunsystems, dass Spike-Proteine des SARS-CoV-2 Virus nichts im Körper verloren haben. Und dies hält (leider) noch keine Jahre an.

„Und was ist, wenn Nebenwirkungen erst sehr spät entdeckt werden?“

Gute Frage. Es könnte ja theoretisch sein, dass wie bei anderen Impfungen zuvor manche Nebenwirkungen erst sehr spät entdeckt und nicht in einen Zusammenhang mit der Impfung gestellt werden.

Diese Befürchtung ist aber unbegründet. Seit Dezember 2020 wurden alleine in Deutschland 100 Millionen Dosen verimpft, weltweit 6 Milliarden. Auch seltene Nebenwirkungen wie Sinusvenenthrombosen oder Myokarditis sind bekannt, und diese Nebenwirkungen treten spätestens sechs bis acht Wochen nach einer Impfung auf.

Der Immunologe Carsten Watzl betont, der große Vorteil der COVID-19 Impfungen sei, dass sie in kurzer Zeit bei einer Vielzahl von Menschen angewendet wurden.

„Hätten wir jedes Jahr nur zehn Millionen Impfungen durchgeführt, könnte es sein, dass man diese Nebenwirkungen erst viel später erkannt hätte. Wenn überhaupt sind die Covid-19 Impfstoffe in Bezug auf Langzeitfolgen (seltene Nebenwirkungen) also bereits besser erforscht als andere Impfungen.“

Fassen wir zusammen:

  • mRNA- und Adenovirus basierende Impfstoffe werden schon seit Jahrzehnten erforscht
  • Es gab noch nie Langzeitfolgen bei Impfungen
  • Langzeitfolgen bei den COVID-19 Impfstoffen sind biochemisch gar nicht möglich
  • Nebenwirkungen werden extrem gut beobachtet, besser als bei jeder anderen Impfung zuvor

Die Angst vor Nebenwirkungen ist also wirklich und wahrhaftig unbegründet. Lasst euch also bitte nicht verunsichern, weder von Fußballspielern, noch von Pseudo-Experten in diversen Telegram-Kanälen, deren apokalyptische Vorhersagen über den baldigen Tod von Geimpften bisher immer keine wissenschaftlichen Grundlagen haben und hatten.


Quellen: Children’s Hospital of Philadelphia, RND, Wexner Medical Center, National Geographic, University of Alabama in Birningham, Boston Review
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