Schwere Covid-19 Verläufe durch Antikörper-Therapie bis zu mehr als 80 Prozent verhindern

Autor: Claudia Spiess

In der Corona-Pandemie könnte eine neue Therapie künftig schwere Verläufe bei Covid-19 und viele Krankenhausaufenthalte verhindern und damit das Gesundheitssystem entlasten.

Am Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) werden bereits seit Monaten neutralisierende Antikörper erfolgreich bei stationären Patientinnen und Patienten eingesetzt. Das Angebot des Antikörperzentrums wurde nun auch für ambulante Patientinnen und Patienten ausgebaut.

Die neue Form der Therapie schützt vor allem chronisch kranke Menschen, die auf eine aktive Impfung nicht ausreichend ansprechen, sehr wirksam vor einem schweren Covid-19-Verlauf.

„Mit der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA am 12. November können die neutralisierenden Antikörper in einem frühen Krankheitsstadium nun breit eingesetzt werden“, sagen Privatdozent Dr. Christoph Spinner, Infektiologe und Pandemiebeauftragter des Universitätsklinikums rechts der Isar, und sein Kollege, Privatdozent Dr. Jochen Schneider, der am Universitätsklinikum die neue Covid-19-Ambulanz für monoklonale Antikörper-Therapie leitet.

Die neue Therapie ist bald breitenwirksam verfügbar

Mit den aktuell stark steigenden Patientenzahlen, insbesondere auch in Bayern, ist diese Therapie den Experten zufolge für viele Menschen sinnvoll und soll daher auch möglichst bald breitenwirksam verfügbar gemacht werden.

„Hierzu teilen wir unsere Kompetenz und unsere Erfahrungen aus der Universitätsmedizin gern mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Krankenhäusern, um gemeinsam erfolgreich die Pandemie zu bekämpfen“, sagt PD Dr. Spinner.

Die Antikörper stoppen die Virusvermehrung im Körper

Bei der Therapie handelt es sich im Grunde um hochspezialisierte Abwehrstoffe, die als sogenannte „passive Impfung“ eingesetzt werden.

„Im Labor hergestellte neutralisierende Antikörper können das Virus SARS-CoV-2 inaktivieren, also de facto Schachmatt setzen“, erklärt Spinner.

Man könne sie intravenös oder subkutan, sprich unter die Haut, spritzen. Die Antikörper wirken antiviral. Sie verhindern, dass die Viren in menschliche Zellen eindringen und stoppen somit die Virusvermehrung. Experten zufolge ist aber entscheidend, dass die Antikörper innerhalb der ersten sieben Tage nach Symptombeginn verabreicht werden, ambulant oder stationär in der Klinik. Denn nur so könnten sie ihr volles Wirkungspotential entfalten.

Bei einem späteren Einsatz ist die Wirksamkeit demnach nicht mehr sinnvoll. Studien haben hier gezeigt, dass dann das überschießende Immunsystem für die schweren Verläufe ursächlich ist, nicht mehr SARS-CoV-2 selbst.

„Die Patientinnen und Patienten vertragen die einmalig zu verabreichende Therapie sehr gut“, bestätigt Schneider. „Relevante Nebenwirkungen sind äußerst selten.“

Die „passive Impfung“ kann sogar vorbeugend erfolgen

Vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen oder mit einer Immunschwäche können von der Antikörper-Therapie besonders profitieren, da sie oft auf eine aktive Impfung nicht ausreichend ansprechen – aber dennoch ein hohes Risiko haben, einen schweren Covid-19-Verlauf zu erleiden.

„Die neue Therapie verhindert schwere Verläufe bis zu mehr als 80 Prozent“, sagt Spinner.

Sie ist letztlich eine passive Impfung, weil man im Labor hergestellte Antikörper von außen injiziert.

Diese Therapie kann sogar prophylaktisch erfolgen oder unmittelbar nach Kontakt mit SARS-CoV-2 – was auch insbesondere für chronisch kranke Menschen ein wichtiger Schutz sein kann.

Konkretes Beispiel: Eine Risikopatientin oder ein Risikopatient lebt im gleichen Haushalt wie jemand, der gerade sein positives Testergebnis bekommen hat. Für den vorbeugenden Einsatz dieser Therapie müssen allerdings noch gesetzliche Rahmenbedingungen angepasst werden.

Das könnte auch interessant sein: Schnelltests für Genesene: Wie sinnvoll ist 2G plus?

Publikationen:
Karagiannidis, Christian; Lang, Katharina; Mikolajewska, Agata; Malin, Jakob J.; Kluge, Stefan; Spinner, Christoph D.
Therapie und Prophylaxe: Antikörper gegen COVID-19
Dtsch Arztebl 2021; 118(47): A-2212 / B-1825

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.