Ich hatte Corona: „Ich höre Menschen laut um Hilfe rufen“

Autor: Claudia Spiess

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Ich hatte Corona: "Der Gestank dieses Virus ist unerträglich"
Ich hatte Corona: "Der Gestank dieses Virus ist unerträglich"

Menschen erzählen uns ihre Geschichte. Menschen senden uns ihre „My Corona-Story“ (sic!)


Ich hatte dieses Jahr im April einen schweren Covid Verlauf und habe meine Tagebucheinträge mal zusammengefasst.

12.04.2021
Ein Kratzen im Hals, als ob ein Staubkorn sich darin verirrt hätte. Plötzliche Schwindelanfälle. Es ist sicher kein Corona, sondern nur der Anfang einer Erkältung. Ich habe doch meine Kontakte fast auf Null reduziert und bin sogar über Ostern zu Hause geblieben, aber zur Sicherheit mal einen PCR-Test machen, man weiß ja nie… – POSITIV.

Die ersten Tage sind zwar nicht schön, aber erträglich. Fieber, starke Müdigkeit, Geruch und Geschmack weg, Augenschmerzen, Zahnschmerzen.

17.04.2021
Am sechsten Tag, morgens, sind alle Symptome weg. Einer meiner besten Freunde meint am Telefon: „Dude, you sound like the least sick person in the whole universe.“ (Anm. Red. zu deutsch: „Alter, du klingst wie die am wenigsten kranke Person im ganzen Universum.“)

Abends wendet sich das Blatt. Sehr hohes Fieber. Die Einnahme der Maximaldosis Paracetamol bringt das Fieber kaum runter, verursacht dafür Schweißausbrüche, bei denen ich literweise Flüssigkeit verliere.

Ich rufe zum ersten Mal den Notarzt

19.04.2021
Ich plane, einen großen Topf Chili zu kochen, der mich durch die nächsten Tage füttern soll. Nach dem Schälen der Zwiebel bin ich so kaputt, dass ich mich zehn Minuten hinlegen muss. Ich raffe mich wieder auf, teile die geschälte Zwiebel in zwei Hälften und würfle die eine Hälfte. Muss mich hinlegen, weil ich mich nicht mehr auf den Beinen halten kann.
Ich bekomme keine Luft, hyperventiliere und rufe zum ersten Mal den Notarzt. Obwohl ich mich nicht auf den Beinen halten kann und schlecht Luft bekomme, sind die Werte noch so stabil, dass man mich nicht mitnimmt.

Das hier ist nicht normal. Das überlebst du nicht.

20.-21.04.2021
Nachts bekomme ich üblen Durchfall. Dazu habe ich sehr hohes Fieber und schwitze literweise, begleitet von einem Durst, der sich nicht stillen lässt. Panisch und aus Angst vor Dehydration trinke ich literweise Wasser, um zu kompensieren. Zum ersten Mal merke ich: Das hier ist nicht normal. Das überlebst du nicht.

Zum zweiten Mal rufe ich den Notarzt an. Ich erbreche vier Liter Wasser in den Flur, weil ich es nicht mehr auf die Toilette schaffe. Der Notarzt drückt sein Stethoskop an zwei Stellen auf meinen Rücken und meint, ich bräuchte ein Antibiotikum, weil die Lunge rasselt. Und viel trinken wäre wichtig, wenn man so krank ist.

Beide Lungenflügel sind voller Corona-Partikel

22.04.2021
Obwohl ich öfter atme und tiefere Züge nehme, kommt nicht mehr genug Luft in der Lunge an. Zum dritten Mal rufe ich den Notarzt. Mit einer viel zu niedrigen Sauerstoffsättigung werde ich mitgenommen.

Aufnahme Covid-Station, Röntgen, MRT, 12 Liter Sauerstoff mit High-Flow. Beide Lungenflügel sind voller Corona-Partikel, aber mit viel Sauerstoff wird’s wieder, meinen die Ärzte. Jeder Atemzug ist eine Tortur, weil das Rippenfell sich mit entzündet hat. Dreimal täglich wird mit einer langen Nadel die Arterie am Handgelenk angezapft, um Blutgase und Sauerstoffgehalt zu überprüfen. Wenn ich überlebe, würde ich so gerne weiter Bass spielen können, ich bete, dass keine Sehne getroffen wird.

Ich höre Menschen laut um Hilfe rufen

24.04.2021
Von jetzt auf nachher eine deutliche Verschlechterung. Die Atmung ist stark erschwert und es fühlt sich an, als ob am letzten vorhandenen Stecker gerüttelt wird. „Wir müssen Sie auf Intensiv verlegen.“ Es wird ein spezieller Zugang am Handgelenk zur Arterie gelegt, damit die Blutgase dauernd überwacht werden können. Die Arterie lässt sich auf beiden Seiten nicht finden, und es muss sehr oft gestochen werden. Ich würde so gerne noch Bass spielen können, wenn ich überlebe und bete, dass nichts verletzt wird.

Im Raum nebenan liegen beatmete Patienten. Die ganze Nacht hindurch wird regelmäßig kurz Musik gespielt, von Klassik bis Ballermann. Ich höre Menschen laut um Hilfe rufen.

Einem anderen engen Freund gebe ich die Zugänge zu Ersparnissen für eine eventuelle Beerdigung

25.04.2021
Ich muss auf die Toilette und merke, dass ich nicht mehr aufstehen kann. Nur mit Hilfe und unter großer Anstrengung schaffe ich es, mich an die Bettkante zu setzen. Das Messgerät zeigt einen Blutdruckwert von 220/140 an. Da wird mir klar, dass es wesentlich schlechter um mich steht, als ich mir eingestehen will. Vor 20 Stunden bin ich noch selbständig auf die Toilette gegangen, jetzt kann ich mich nicht mal mehr alleine aufsetzen.
„Wir müssen sofort intubieren, Sie haben akutes Lungenversagen. Ihr Bart muss ab.“ Mein scheener Bart.

50/50 Überlebenschance. Ein Prozess wird angestoßen, wenn man weiß, dass man dem Tod entgegen geht.
Niemand darf zu mir, ich schreibe mit meinen Freunden auf Whatsapp und Threema. Ein lieber Freund, der Pfarrer ist, willigt über Whatsapp ein, mich zu beerdigen, wenn es soweit kommen sollte. Einem anderen engen Freund gebe ich die Zugänge zu Ersparnissen für eine eventuelle Beerdigung. Meiner besten Freundin und Mitmusikerin schreibe ich, dass alles in meiner Bude, das mit Musik zu tun hat, ihr gehört.

Ich bin 41 Jahre alt, liege hier nackt in meiner eigenen Scheiße im Sterben und kann mich nicht mal von Familie und Freunden persönlich verabschieden, weil die Ursache meiner Situation „Coronavirus SARS-CoV-2“ heisst und jeden Besucher in die gleiche Situation bringen könnte, wenn ich ihn anstecke. Ich habe doch hoffentlich niemanden angesteckt, bevor ich Symptome hatte?
Zwei Sätze entstehen mir vor Augen:

  1. Diese Krankheit ist nicht zum Tode.
  2. Ich werde nicht sterben, sondern leben.

Zwei Fragmente aus der Bibel, die mir sonst im Leben nicht eingefallen wären. Diese Worte und der Kontakt zu meinen Freunden über Messenger geben mir die nötige Hoffnung und Kraft.
Eine Armada von Ärzten stürmt herein, es werden Kanülen in beide Arme und in den Hals gelegt. Der Kolben der Spritze trifft auf den Schaft und alles wird schwarz.

28.04.2021
„Sie wurden in ein anderes Krankenhaus verlegt, Ihre Werte sind sehr gut, wir extubieren.“ Ein langer, schwarzer Schatten gleitet aus meinem Mund, begleitet von einem höllischen Brennen im Hals. „Morgen verlegen wir Sie auf Normalstation.“

Der Gestank dieses Virus ist unerträglich

28.04 – 10.05.2021
Ich versuche mit Freunden zu schreiben, kann das Handy aber nicht halten, weil ich zu schwach bin. Nichts kann ich alleine machen. Totale Hilflosigkeit. „Ich dachte, du hättest einen schweren Autounfall gehabt und bist hier, weil du positiv auf Corona getestet wurdest“, meinte mein Bettnachbar auf Normalstation, als es mir schon besser ging.

Vier Tage Corona Partikel abhusten. Der Gestank dieses Virus ist unerträglich. Ich wünschte, mein Geruchssinn wäre erst viel später zurückgekehrt. Vier Tage und Nächte husten, bis eine Rippe anknackst. Acht Wochen höllische Schmerzen wegen vier Tagen Corona abhusten.
Langsam wieder sitzen können. Mal versuchen aufzustehen. Einen Schritt gehen. Tage später endlich alleine auf die Toilette können. Nach über drei Wochen wieder alleine duschen können.
Immer ein paar Schritte mehr auf dem Zimmer laufen. Nicht aus dem Zimmer können, weil man mit Covid infiziert ist. Langsam wieder normal essen. Viel Novalgin gegen die unerträglichen Kopfschmerzen nach der Narkose schlucken.

Tage oder Wochen, an denen ich so wenig Energie habe, dass ich kaum aufstehen kann

10.05.2021
Sich wieder ins Leben zurück kämpfen mit den Folgen, die in den Medien nur sehr selten erwähnt werden: Vier Wochen Reha, Atemnot wegen Intubationsverletzungen, die bisher zwei OP’s zur Folge hatten und nicht die letzten waren, weil das entzündete Gewebe immer wieder nachwächst, Tage oder Wochen, an denen ich so wenig Energie habe, dass ich kaum aufstehen kann, schwurbelnde Kollegen und Bekannte á la „du bist der Einzige, den wir kennen, bei dem es so schlimm war.“

Das Leben wieder entdecken und dankbar sein, dass die 50/50 Chance aus 100% weiterleben besteht.

Dankbar für eine Impfung, die so etwas verhindern kann und die ich mittlerweile auch bekommen habe. Hätte ich mich nur früher impfen lassen können, dann wäre mir dieser Weg vielleicht erspart geblieben!


Wenn auch du uns deine Corona-Story senden möchtest, dann kannst du diese gerne tun. Lass andere Menschen daran teilhaben. Sende uns bitte dazu eine E-Mail an [email protected] Schreibe uns auch bitte dazu, ob wir deinen Namen veröffentlichen sollen oder nicht.


Weitere Storys findet man hier vor: https://www.mimikama.org/category/mycoronastory/

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