Der Coca-Cola Weihnachtsmann, eine urbane Legende?

Tatsache: Der Weihnachtsmann ist doch keine Coca-Cola Erfindung!

Autor: Mimikama

Faktencheck: der Coca-Cola Weihnachtsmann, eine urbane Legende? (Foto: Coca-Cola)
Faktencheck: der Coca-Cola Weihnachtsmann, eine urbane Legende? (Foto: Coca-Cola)

Na ja, Coca-Cola wird zwar maßgeblich an der Verbreitung des Bildes des Weihnachtsmannes in seiner jetzigen Form beteiligt gewesen sein, denn die heute bekannte Darstellung des rot-weiß gekleideten Weihnachtsmannes mit Zipfelmütze illustrierte der Zeichner Haddon Sundblom 1931 im Auftrag von Coca-Cola, jedoch war er damit nicht der Erste. Schon 1923 trat der Weihnachtsmann im rot-weißen Gewand in einer Werbung des Getränkeherstellers White Rock auf.

Der Begriff „Weihnachtsmann“ im deutschsprachigen Raum ist ebenfalls schon weitaus älter als die Illustration von 1931

Den Weihnachtsmann trifft man speziell in protestantisch geprägten Regionen häufiger als den heiligen Nikolaus an und er ist von diesem optisch auch insofern abzugrenzen, als er kein Bischofsgewand mit Mitra und Bischofsstab trägt. Der Weihnachtsmann und auch sein Artverwandter, der Santa Claus, sind in rot-weiß gehalten, haben einen Bart und eine Zipfelmütze.

Angelehnt ist die Figur jedoch durchaus an den Bischof Nikolaus von Myra. Sie entwickelte sich in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Gestalten: In den Niederlanden findet man Sinterklaas, aus diesem und aus dem englischen Father Christmas wurde in den USA Santa Claus und in Russland trifft man auf Väterchen Frost.

Das seit 1835 gesungene Lied mit dem Text „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ von Hoffmann von Fallersleben (1798–1874) zeigt deutlich, dass der Weihnachtsmann schon im 19. Jahrhundert eine gewisse Popularität im deutschsprachigen Raum genoss, da er gut 100 Jahre vor der Coca-Cola-Illustration durchaus flächendeckend thematisiert wurde.

Ebenso gab es 1821 in dem Gedicht eines unbekannten Autors, welches der New Yorker Verleger William Gilley veröffentlichte, bereits eine Umschreibung des „Sante Claus“, einer Figur, welche niederländische Einwanderer unter dem Namen Sinterklaas mitbrachten und die dem Weihnachtsmann entspricht. Kurz darauf erschien „Twas the night before christmas“, auf dessen Beschreibung des Nikolaus spätere Darstellungen des Weihnachtmannes zurückgeführt werden.

Ziemlich umfassend wird diese Frage „Wer ist denn dieser Typ in rot“ in der Süddeutschen beantwortet, das wollen wir jetzt aber nicht weiter vertiefen.

1897

Das ist das Jahr, auf welches sich die bisher ältesten farbigen Funde eines rot-weißen Weihnachtsmannes mit Zipfelmütze datieren lassen. Einem Pressebericht der APA von 2007 ist zu entnehmen:

Der alte Mann in der rot-weißen Kluft ist anscheinend keine Erfindung einer amerikanischen Limonadenfirma. Sein Antlitz wurde nun auf einer Postkarte aus dem 19. Jahrhundert gefunden.

Den Weihnachtsmann im rot-weißen Mantel gab es schon im 19. Jahrhundert und damit viel länger als bislang angenommen. Dies hat Postkartensammlerin Christl Hütten aus Beuren im thüringischen Eichsfeld entdeckt, wie die in Erfurt erscheinende „Thüringer Allgemeine“ in ihrer Ausgabe zum Heiligen Abend berichtet.

Entsprechende Postkarten, die den Weihnachtsmann in einem rot-weißen Mantel zeigen, befinden sich in der Kollektion der Thüringer Sammlerin. Das älteste Motiv datiert vom 18. Dezember 1897. Auf der Karte, die innerhalb Deutschlands verschickt worden ist, stopft [sic! Anmerkung: wohl eher stapft] der Weihnachtsmann im roten Mantel mit weißem Saum durch den Schnee.
Bisher hatte eine amerikanische Limonadenfirma für sich in Anspruch genommen, den Weihnachtsmann in seiner typischen Kluft 1931 als Reklamefigur erfunden zu haben.

(Quelle: APA)

Es gibt also entsprechende zeitgenössische Postkarten mit dem Weihnachtsmannmotiv, die sich im Besitz der Postkartensammlerin Christl Hütten aus Beuren im thüringischen Eichsfeld befinden. Diese Art von Karten wurden im deutschsprachigen Raum als Weihnachtsgruß versendet und griffen das Motiv des Weihnachtsmannes auf. In einem Interview der Süddeutschen mit der Sammlerin erfährt man zusätzlich, dass sie im Besitz noch weiterer Karten mit ähnlichen Motiven sei, die auf 1904 und 1905 datiert werden können – also ebenfalls weit vor der Coca-Cola-Illustration.

Jedoch habe er auf nicht allen dieser Karten immer konsequent die kontrastreiche rot-weiß Darstellung gehabt. Manche dieser älteren Quellen zeigen den Weihnachtsmann in Braun, Weiß, Gold oder Blau abgebildet.

Tatsächlich hatte der Weihnachtsmann verschiedene farbliche Prägungen

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Aus Nordeuropa kennt man durchaus auch einen grünen oder blauen Weihnachtsmann, letztendlich hat sich allgemein die rote Gewandung durchgesetzt, selbst Väterchen Frost war davor nicht gefeit.

Den Weihnachtsmann gäbe es also auch ohne Coca‑Cola. 

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