Den Chip aus dem Personalausweis schneiden? Keine gute Idee!

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Autor: Ralf Nowotny

Artikelbild: Wikipedia / Shuttersock / Carolyn Franks / In-Finity
Artikelbild: Wikipedia / Shuttersock / Carolyn Franks / In-Finity

Ein immer noch stark verbreitetes Video auf Facebook zeigt, wie man den Chip aus dem Personalausweis entfernt.

Angeblich dient dieser Chip der Überwachung aller Bürger, doch könne man sich leicht dessen entledigen, indem man den Chip einfach entfernt:

https://www.facebook.com/100001883956276/videos/2592424284163678/

„Ich habe keine Lust, mich weiter überwachen zu lassen“

In dem Video erzählt ein Mann, er habe gehört, dass sich in dem Personalausweis ein Chip befinden solle. Er bearbeitet dann mit einem Messer jenes „Dokument, welches ohnehin nichts über meine Staatsangehörigkeit aussagt“ und „man auch in die Tonne kloppen kann„.

Unseren findigen Lesern wird vielleicht schon aufgehen, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der anscheinend das Gedankentum der „Reichsbürger“ in sich birgt, welche u.a. behaupten, dass es die auf dem Ausweis angegebene Staatsbürgerschaft „Deutsch“ gar nicht gäbe.

Mit dem Chip, der sich im Personalausweis befindet solle man laut seiner Aussage geortet werden, auch Daten übertrage der Chip. In der Mikrowelle könne man den Chip allerdings vernichten.

Was hat er da wirklich entfernt?

Was der Mann da séinem Personalausweis entfernt hat, ist der sogenannte RFID Chip. RFID bezeichnet eine Technologie zur Lokalisierung und automatischen Identifizierung durch Radiowellen.
Was nun aber so gruselig klingt und den Herrn im Video bestätigen mag, ist aber technisch gar nicht so einfach möglich. RFID Chips wie der im Ausweis arbeiten nämlich mit NFC (Near Field Communication). Wie der Name schon sagt, muss ein Lesegerät sehr nahe am Ausweis sein, um Daten auslesen zu können, im Falle des Personalausweises einige Zentimeter.

Theoretisch könnte man Lesegeräte produzieren, die diese Reichweite erhöhen, tatsächlich versuchen sich Bastler gerne mal daran. Grund: Man könnte z.B. wichtige Gegenstände wie den Haustürschlüssel mit einem RFID Chip versehen, der dann mit einem Handy mit NFC-Lesegerät und einer App schnell gefunden werden kann. Die Praxis zeigt aber, dass allenfalls eine Erhöhung bis auf wenige Dezimeter möglich ist, eine Erhöhung, wie sie in in einem anderen Video beschrieben wird („über einen Kilometer“) technisch nicht machbar, zumindest heutzutage noch nicht.

Wozu ist der Chip denn gut?

Auf dem Chip befindet sich das biometrische Passfoto, Name, Geburtsdatum, Wohnort und Postleitzahl. Sinn dahinter ist, den Ausweis dadurch fälschungssicher zu machen, da es zwar relativ einfach mit Spezialpapier und einem Laminiergerät möglich ist, den Ausweis zumindest oberflächlich echt aussehen zu lassen (solange man ihn nur für wenige Sekunden im Dunkeln sieht), der Chip jedoch ist die größte Hürde bei Fälschern.

Auf freiwilliger Basis ist es zudem möglich, den Fingerabdruck und eine digitale Unterschrift auf dem Chip unterzubringen.

Darf man den Chip im Ausweis einfach so entfernen?

Nein, dabei handelt es sich um eine strafbare Handlung!

Grund: Im § 4 Passausweisgesetz steht im Absatz 2: „Ausweise sind Eigentum der Bundesrepublik Deutschland.
Und im § 303 (1) Strafgesetzbuch steht: „Wer rechtswidrig eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Ich hab trotzdem Angst, dass der mir heimlich ausgelesen wird! Was nun?

Wenn man sich aber nun trotzdem vor heimlichen Auslesen schützen will, dem sei Google ans Herz gelegt. Findige Geschäftemacher, die die Paranoia der Kundschaft kennen, haben die Marktlücke entdeckt und bieten auf diversen Online-Verkaufsflächen sogenannte RFID Blocker an. Das sind Hüllen für den Personalausweis, die innen mit Aluminium beschichtet sind und das Auslesen des RFID Chips unmöglich machen.

Wer also immer noch glaubt, dass jener RFID Chip der „totalen Überwachung“ dient, kann sich auch viel einfacher davor schützen. Und dazu auch noch ganz legal.

Interessantes Nachspiel

Im Februar 2019 hat der Original Uploader, also jener, der das Video gemacht hat, sich bei uns gemeldet und auch erklärt, warum das Video das Video entstanden ist und wo das Problem mit den Re-Uploads liegt.

So gab der Urheber des Videos uns gegenüber an, dass dieses Video ursprünglich „als Persiflage gedacht war“. Es sollte die Argumente all jener ad Absurdum führen, die den Chip-Horrorgeschichten Glauben schenken. Nach eigenen Angaben hat er das in der Statusmeldung zu dem Thema auch angemerkt.

Der Urheber des Videos distanziert sich also selbst von dem Inhalt. Womit er wohl nicht rechnete: dass dies Nutzer nicht daran hindert, das Video immer wieder neu hochladen, um über diese vermeintliche Verschwörung „aufzukären“.
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