China hat natürlich kein unsichtbar machendes Gewebe entwickelt

Autor: Kathrin Helmreich

Das Reich der Mitte überrascht doch immer wieder mit seinen Entwicklungen, aber unsichtbar machende Textur gehört nicht dazu.

Wir erhielten Anfragen zu einem Video auf Facebook, das uns sehr an Harry Potter’s Tarnumhang erinnert.

Zu sehen ist ein Mann, der stolz ein Stück Stoff präsentiert, hinter dem alles unsichtbar zu werden scheint:

Bild im Klartext:

China has developed the invisible fabric. It’s gonna be cool if it’s ture.

China hat ein unsichtbares Textil entwickelt. Das wird richtig cool, wenn es wahr ist.
*Übersetzung der Redaktion

Will uns hier die Facebook-Seite Nature World einen Bären aufbinden?

Zumindest sind sie an hohen Klickzahlen interessiert, denn das Thema scheint gut zu ziehen. Bereits am 8. Februar 2018 wurde der Clip beinahe 44.650 Mal geteilt und erhielt an die 1,3 Mio. Aufrufe …

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Die Antwort lautet:

China hat kein unsichtbar machendes Gewebe entwickelt!

Wie unsere Kollegen von Snopes berichten, spukt dieses Video bereits seit Dezember 2017 im Internet umher.  Genau genommen ging es am 07. Dezember 2017 viral, mit bislang 39 Mio. Aufrufen, als das Video von Shotded gepostet wurde. Kurz zuvor wurde es am 04. Dezember 2017 auf dem chinesischen Social Media Pendant Weibo von 陈士渠 (Chen Shiqu) veröffentlicht. Chen Shigu erscheint im Zusammenhang als stellvertretender Direktor beim Landeskriminalamt des Ministeriums für öffentliche Sicherheit.

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Quelle: Weibo

Dennoch erscheint das Video weder auf der offiziellen Regierungsseite, noch auf der dazugehörigen Facebook-Seite, wurde also nicht offiziell vom Landeskriminalamt veröffentlicht. Recherchiert man weiter, wird ersichtlich, dass das Video von einem YouTube Nutzer namens 瞭望亞太  (Looking Asia Pacific) einen Tag zuvor hochgeladen wurde, mit gleichem Text:

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Quelle: YouTube

Auch hier wird behauptet, dass das Gewebe “Made in China” sei. Jedoch ohne weiteren Quellenverweis und Hintergrundinformationen, woher diese Behauptung tatsächlich stammt.

Auf jeden Fall liest sich der Text ungefähr so, wenn man diesen mit Google-Translator übersetzt:

Quantum Invisibility Cloak wird aus Kleidung hergestellt, die aus quantenunsichtbaren Materialien besteht und durch das Reflektieren der Lichtwellen um den Träger herum, können Menschen, die solche Kleidung tragen, „unsichtbare“ Effekte erzielen. Diese Technologie kann auch beim Militär verwendet werden, so dass Soldaten wie „unsichtbare Militäruniformen“ tragen und Nachtsichtspiegel vermeiden können.

Echt oder nicht?

Abgesehen davon, dass sich hier zwei unterschiedliche Beitragsersteller denselben Text teilen, gibt es Hinweise darauf, dass es sich hier um eine Computersimulation handelt.

Auch Zhu Zhen Song von Star Orange Quantum Video Productions erklärte laut Shanghai Observer, dass dieses Video leicht mit einem Programm wie After Effects gemacht werden kann, indem man ein blaues oder grünes Stück Stoff verwendet:

星橙量子视频制作公司的监制竺桢淞看完这段视频后向记者表示,这应该是用蓝色或绿色塑料布来拍摄,再通过后期抠像技术编辑而成的,有不少视频后期合成软件可以做出这样的效果,比如我们熟知的After Effect,以及Nuke和Fusion等软件。
竺桢淞解释了这段视频的大概制作原理。第一遍,先拍摄无人纯背景。第二遍,人物拿着蓝布再拍一遍。然后,用软件把蓝布部分抠除,把两次的视频合成,就出来了“隐形衣”这种效果。类似技术在电影上已经普遍使用,如各类科幻电影。

Star Orange Quantum video production company producer Zhu Zhen Song after watching this video to reporters that this should be shot with blue or green plastic cloth, and then edited by the late Keying technology, there are many video post-synthesis software You can make such an effect, such as the well-known After Effect, as well as Nuke and Fusion software.

Zhu Zhen Song explained the principle of this video production. The first time, first shot unmanned pure background. The second time, the figure holding a blue cloth and then pat it again. Then, using software to pull part of the blue cloth, the two video synthesis, came out “invisible clothing” this effect. Similar technologies are commonly used in movies, such as various science fiction movies.

… nachdem sich Zhu Zhen Song das Video angesehen hatte, meinte Song zu den Reportern, dass dies mit einem blauen oder grünen Plastikstoff gedreht wurde und später per Keying-Technologie bearbeitet wurde. So gibt es bereits viele Post-Editing-Sofware mit der man einen solchen Effekt machen kann, wie zum Beispiel After Effects, als auch Nuke oder Fusion.

Des Weiteren erklärt Zhu Zhen Song die Vorgehensweise einer solchen Videoproduktion. Zuerst filmt man den Hintergrund, ohne Personen. Danach wird die Szene mit Personen und einem blauen oder grünen Tuch wiederholt. Die Software entfernt danach das Blau oder Grün und beide Aufnahmen werden übereinandergelegt. Diese Technik ist üblich in Filmen.

So verschwinden auch die Finger des Mannes zeitweise oder bewegte Pflanzenteile bewegen sich plötzlich auf dem Stück Stoff nicht mehr.

Wer genau hinsieht, findet Interpolationsfehler sehr schnell.

Auf YouTube gibt es zig solcher Videos, wo Jemand dank “Greenscreen” ebenfalls einen Tarnumhang besitzt:

Ergebnis:

Es handelt sich hier um ein bearbeitetes Video.

In China wurde kein Stoff entwickelt, der wirklich unsichtbar macht!

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