Cyber-Mobber, In-App-Käufe und Glücksspiel – Tipps für Eltern

Sicherheitsexperten geben Tipps, worauf Eltern beim Online-Spiel achten sollten.

Autor: Tom Wannenmacher

Das Echtzeit-Strategiespiel Brawl Stars ist nach Clash Royale und Clash of Clans der nächste große Wurf aus dem Hause Supercell. Vier Jahre nach Markteinführung ist der Hype um das kostenlose Game für Mobilgeräte bei der jungen Fangemeinde ungebremst, vor allem unter den Neun- bis Elfjährigen. Auf Google Play wurde es über 100 Millionen Mal heruntergeladen. Doch das Online-Spiel hat seine Tücken: In-App-Käufe, ein fragwürdiges Belohnungsmodell und der Kontakt zu Fremden können für Probleme sorgen. Die Sicherheitsexperten von ESET verraten Eltern, worauf sie achten sollten, damit das Spielvergnügen nicht getrübt wird.

Erfolg lässt sich kaufen

An sich ist das Online-Game nichts Neues: Bei Brawl Stars werden einfach klassische und erfolgreiche Spielmodi und -prinzipien zusammengewürfelt. Nicht nur die Comic-Optik, auch die kurzen Spielrunden, der unkomplizierte Einstieg und die schnellen Erfolge machen für die Kinder den Reiz von Brawl Stars aus. Doch neben dem reinen Spielspaß geht es bei diesem Game vor allem um das Sammeln von Spielfiguren (sogenannte Brawler) und deren Aufwertung. Bis der Brawler die Inhalte freigespielt hat, die er für den Aufstieg benötigt, muss er allerdings viel Zeit investieren. Leichter geht es, die kostbaren Objekte per In-App-Kauf zu erstehen. Denn der Sprung ins nächste Level und die Steigerung des Ansehens kommt erst, wenn man genug Trophäen, Marken und Juwelen erspielt hat.

Dieses sogenannte Pay-to-win-Prinzip, sprich Erfolg zu erkaufen, wird häufig in kostenlosen Apps angewendet. Dies machte sich letztes Jahr ein Siebenjähriger zunutze und erleichterte die Kreditkarte seiner Eltern um 2.000 Euro. Auch wenn sich die finanziellen Folgen aufgrund seiner Minderjährigkeit abwenden ließen, offenbart das Alter des Kindes eine weitere Problematik: Selbst die Jüngsten können sich das Spiel problemlos herunterladen. Für Gaming-Apps wie Brawl Stars, die ausschließlich online erscheinen, gibt es bislang kein einheitliches Prüfverfahren und damit keine geregelte Altersfreigabe. Bei Google Play beispielsweise wird die Altersstufe ab 10 Jahre, im Apple Play Store ab neun Jahre angezeigt. Pädagogische Fachkräfte empfehlen das Spiel erst ab 14 Jahren.

Verlockende Anreize für Kinder

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Durch den Multiplayer-Modus kommen die jungen Gamer auch mit Fremden zusammen. Da die Spiele nicht moderiert sind, werden auch Hasskommentaren, Beleidigungen oder sexueller Belästigung keine Grenzen gesetzt. Kritisch äußerten sich auch die Experten von Stiftung Warentest: In Brawl Stars und Clash Royale sollen sie Nutzergruppen gefunden haben, die sich nach Porno-Websites benannten. Das lässt die Vermutung nahe, dass Inhalte nicht besonders gründlich vom Hersteller geprüft werden.

Hinzu kommen komplexe Tausch- und Bezahlsysteme sowie ein fragwürdiges Belohnungsmodell, bei dem Experten Ähnlichkeiten zum Glücksspiel erkennen. In Brawl Stars, aber auch in anderen Gaming-Apps, können Gamer mit den erspielten Münzen, Juwelen oder Echtgeld Lootboxen (Beutekisten) erwerben. Das ist nichts Neues, wertvolle Gegenstände sind auch in anderen Spielen käuflich. Doch in diesen Boxen wissen die Spieler nicht was sich darin befindet: Von wertvollen Gegenständen bis Tinnef ist alles dabei. So wird einerseits die Motivation aufrechterhalten, weiterzuspielen, bis das „richtige“ kommt. Andererseits ist es umso verlockender, diesen Weg über In-Game-Käufe abzukürzen, um womöglich schneller an den gewünschten Inhalt zu kommen. 

Tipps für Eltern:

  • Nutzungszeiten vereinbaren: Die kurzen Runden in Brawl Stars verleiten die Kids, schnell mal zu spielen. Auch der soziale Druck als Team Siege einzufahren, ist nicht zu unterschätzen. Eltern sollten klare Nutzungszeiten bspw. in einem Mediennutzungsvertrag festlegen, z.B. wie viel Runden am Tag erlaubt sind.
  • In-App-Käufe entscheiden: Wollen Eltern In-App-Käufe nicht gänzlich verbieten, sollten sie gemeinsam mit ihrem Kind vereinbaren, wie viel sie bspw. dafür von ihrem Taschengeld ausgeben dürfen.
  • Keine Zahlungsmethoden hinterlegen: Eltern sollten sichergehen, dass beispielsweise ihre Kreditkarte nicht für In-App-Käufe auf dem Smartphone hinterlegt ist.
  • In-App-Käufe auf dem Smartphone des Kindes sperren: Bei iPhone und iPad über die Einstellung „Bildschirmzeit“/ „Beschränkungen“ und „Käufe im iTunes & App Store“. Auf den Reiter „“In-App-Käufe“ und „Nicht erlauben“ klicken. (Hinweis: Besser einen „Bildschirmzeit-Code“ aktivieren, damit das Kind diese Funktion nicht selbst ausschaltet.) Bei Android-Geräten den „Play Store“ öffnen und über das Drei-Striche-Icon den Punkt „Einstellungen“ öffnen. Unter „Nutzersteuerung“ auf „Authentifizierung für Käufe erforderlich“ gehen und „Für alle Käufe bei Google Play auf diesem Gerät“ klicken.
  • Drittanbietersperre einrichten: Wertgegenstände werden auch von Drittanbietern im Spiel angeboten. Dafür verlangen sie persönliche Daten oder Geld. In vielen Fällen kommt das Versprochene beim Gamer nicht an. Sicherer ist es, eine „Drittanbietersperre“ beim Mobilfunkanbieter per E-Mail, im Online-Kundenbereich oder Kunden-App zu beantragen. So können Drittanbieter die Mobilfunknummer nicht zur Abrechnung kostenpflichtiger Dienste nutzen.
  • Einstellungsmöglichkeiten im Spiel nutzen: Im Bereich Einstellungen lassen sich bspw. Push-Nachrichten ausstellen, über die Chatfunktion kann der Kontakt mit Fremden ausgeschlossen werden. Eltern sollten Kindern beibringen, keine persönlichen Infos wie Name, Wohnort, Hobbies etc. preiszugeben. Man weiß nie, wer am anderen Ende der Leitung sitzt.
  • Mit den Kindern reden: Es ist ratsam, sich als Eltern selbst mit dem Spiel vertraut zu machen und mit dem Kind über die Risiken zu sprechen. Wer nicht selbst spielen will, kann auf YouTube die Let’s play-Videos anschauen. So bleiben Eltern auch bei Spiele-Updates im Bilde.

Quelle: SaferKidsOnline

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