Ist die Bodychallenge authentisch?
Autor: Jens | ZDDK | MIMIKAMA
In einer geheimen Facebookgruppe werden Bilder des eigenen Körpers gepostet – einmal im Zustand vor, dann im Zustand nach der sogenannten ‚Bodychallenge‘.
Diesen Fragen soll im Artikel nachgegangen werden, und verunsicherten Menschen helfen, eine eigene Meinung über diese Challenges treffen zu können.
Die Vermarktung eines Lifestylekonzepts
Die Art und Weise, über den eigenen Körper zu denken, hat sich in den letzten Jahren gravierend verändert. Es herrscht ein regelrechter Hype um das Thema Körper, Gesundheit und Fitness.
Der vorliegende Artikel behandelt explizit nicht gesundheitliche Auswirkungen diverser Challenges, sondern befasst sich mit dem System des MLM, mit dem immer mehr Nutzer sozialer Medien in Kontakt kommen und das viele Fragen aufwirft. Das Vorgehen ist nahezu identisch, unabhängig davon, wie diese Body- oder Beautychallenges im Einzelnen namentlich bezeichnet werden.
Ein Freund oder User eines sozialen Netzwerks postet Bilder von sich und seinem Leben. Die Frequenz der Posts erhöht sich gravierend, die Themen sind nunmehr Sport, Abnehmen und der eigene Körper. Mit Bedacht werden die Beiträge so verfasst, dass der Anschein eines glücklichen Lebens entsteht – was der Ersteller der genannten Posts auf eine Änderung seines Lebens zurückführt, auf die Bodychallenge.
Neugierige Freunde und Gruppenmitglieder fragen, was genau es damit auf sich hat, oder freuen sich in Form von Kommentaren oder Reaktionen auf den Beitrag mit – und werden angeschrieben. Ihnen wird angeboten, Teil des Systems zu werden. In periodischen Abständen werden persönliche Erfolge durch den Besuch des Fitnesscenters und den regelmäßigen Konsum von gesunden Shakes auf der eigenen Pinnwand dokumentiert und im Netzwerk geteilt.
Ganz ohne Ausbildung, ganz ohne wirkliche Arbeit. Anfragen dazu, wie das zu schaffen sei, wie man selber auch so erfolgreich, glücklich und reich werden könne, werden auch hier nur privat beantwortet. Kritische Nachfragen werden vorweggenommen, es finden sich sehr ähnliche Argumentationen für die Produkte – und das übergreifend, unabhängig von der einzelnen Person, die sich und ihr Leben darstellt.
Das Prinzip der Geheimhaltung macht sich psychologische Mechanismen zunutze und weckt nicht zuletzt Neugierde bei Freunden und Bekannten dieser Person. Gleichzeitig wird dadurch ein gewisser Schutz des Systems aufgebaut, die Strukturen sind nur schwer zu durchschauen, und das ist beabsichtigt.
Mit der Offenlegung der Strukturen würde das System nicht mehr so gut funktionieren, es wäre angreifbar. Mit einem umfassenden und neutralen Überblick über das, was Nutzer erwartet, wenn sie sich vertrauensvoll an ihren beratenden Freund wenden, wäre der Reiz verloren und die Möglichkeit, in den Bann des Systems zu geraten, wäre deutlich erschwert.
Mit der ersten Kontaktaufnahme, die häufig durch die Berater selbst zu Freunden von Freunden hergestellt wird, wird sich dem Thema vorsichtig angenähert. Mit geschickten, leider häufig manipulierenden Gesprächsstrategien wird das Thema zum Körper gelenkt, in dem vertrauensvollen Verhältnis zueinander der jetzige Erfolg der eigenen vorangegangenen Leidensgeschichte gegenübergestellt, und der Gesprächspartner vom Teilnehmen an dem Programm überzeugt.
Über Multi-Level-Marketing, oder auch Netzwerkmarketing, und das Prinzip geometrischer Progression, sollen Fitness- und Gesundheitsprodukte vermarktet werden. Allein durch die organisatorische Struktur ist das System sehr nahe an den mittlerweile illegalen Schneeballsystemen, die tatsächliche Nähe lässt sich nur schwer bestimmen, da die sogenannten unabhängigen Berater sich nicht näher dazu äußern möchten.
Fest steht, dass das Ganze auf Hierarchiestrukturen beruht, und auf dem Prinzip, Neukunden und -berater anzuwerben. Die Facebookfreunde, die sich selbst mit ihren Shakes oder Vorher-Nachher Bildern erfolgreicher Freunde zeigen, tun dies vielleicht aus wirklicher Überzeugung, Freude, Stolz oder sonstigen Motiven – darüber kann nur spekuliert werden, garantiert ist hingegen, dass sie dafür Geld bekommen.
Je höher sie im Hierarchiegeflecht eingebunden sind, desto mehr Provision erhalten sie für den Verkauf der Produkte. Entsprechend haben sie ein Interesse daran, Freunde zu Beratern zu machen, die ihrerseits unter ihnen stehen, und Freunde anzuwerben, die die Produkte über sie beziehen. Durch die dadurch generierte Gemeinschaft wird versucht, über soziale Netzwerke weitere Menschen anzuwerben, sich gegenseitig, und nicht zuletzt den Erfolg, zu bestätigen.
Bei der Recherche zu den Beratern fällt auf, dass viele keine entsprechend anerkannte Ausbildung in dem Bereich Fitness/Ernährung/Gesundheit vorweisen können. Diese kann, muss aber nicht absolviert worden sein, um sich Fitnessberater o.Ä. nennen zu dürfen. Eine Überprüfung seitens der dahinterstehenden Organisation findet nicht statt, und auch rechtlich ist diese nur schwer zu belangen, da ihre Berater rechtlich selbstständig sind.
Fazit:
Wie eingangs erwähnt kann und soll nicht über die gesundheitlichen Auswirkungen der vertriebenen Produkte geurteilt werden. Anliegen ist es, die Mechanismen hinter dem System etwas verständlicher aufzuzeigen.
Rein mathematisch ist offensichtlich, dass die durch „Freunde“, besser Berater vertriebenen Produkte keinesfalls ein „Schnäppchen“ sein können – und die Authentizität der Darstellung der Berater mindestens bezweifelt werden muss, da diese zumeist nicht offen mit ihren Motiven umgehen und ihren „Freunden“, besser Kunden, Informationen vorenthalten und sie durch manipulative Gesprächsführung beeinflussen.
Direktvertrieb findet sich in unterschiedlichen Lebensbereichen und ist kein exklusives Facebookphänomen. Nichtsdestotrotz kann die Gemeinschaft, die durch die Organisation dieser Bodychallenges generiert wird, für viele ein Ansporn sein, abzunehmen und sich gesund zu ernähren. Neben den Produkten selbst wird eine Dienstleistung mit angeboten, und zwar, sich der Personen anzunehmen und sie zu begleiten.
Die Professionalität einzelner Berater durch faktenspezifisches Domänenwissen ist nicht gegeben, zumeist werden nur Informationen, die die übergeordnete Organisation bereitstellt, weitergegeben. Deshalb ähneln sich auch, häufig unabhängig vom individuellen Berater, die Texte der geposteten Beiträge.
Artikelbild: Shutterstock
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