Beruhigungsmittel im Wasser? Der Faktencheck!

Autor: Andre Wolf

Faktencheck Wasserwerke und Beruhigungsmittel im Wasser.
Faktencheck Wasserwerke und Beruhigungsmittel im Wasser.

Ein Sharepic verunsichert die Menschen. Werden wir im Krisenfall heimlich durch Beruhigungsmittel im Wasser kaltgestellt? Das soll uns ein Sharepic vermitteln. Schauen wir genauer hin!

Beruhigungsmittel im Wasser? Seit längerem schon steigen die Zahlen der Corona-Infektionen wieder stark an. Im gleichen Atemzug gibt es auch immer wieder Spekulationen um einen möglichen weiteren Lockdown.

Daneben ist auch wieder ein Bild aufgetaucht, dass wir bereits schon länger kennen. Es handelt sich um ein Bild mit einem Text über Beruhigungsmittel im Wasser. Angeblich würden die Wasserwerke in Krisensituationen Beruhigungsmittel in das Wasser schütten, um die Bevölkerung großflächig zu beruhigen. Man liest auf dem Sharepic:

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Die Leiterin eines Wasserwerkes einer der grössten deutschen Städte berichtete bei einer vertraulichen Plauscherei […], dass in ihrem Wasserwerk viele Fässer mit Beruhigungsmitteln und speziellen chemischen Zusätzen bereitstehen. Diese würden sofort ins Trinkwasser gekippt, falls es in dieser Stadt „unruhig“ werden sollte“.

Doch was ist nun dran an der Aussage, dass Wasserwerke Beruhigungsmittel in das Wasser schütten? Und ist dieser Beitrag wirklich bei der WELT online erschienen? Schauen wir auf unseren alten Faktencheck, indem wir dieses Thema bereits behandelt haben.

Beruhigungsmittel im Wasser?
Beruhigungsmittel im Wasser?

Faktencheck Wasserwerke und Beruhigungsmittel im Wasser.

Hier die Ergebnisse, die wir bereits am 24. April 2020 zu diesem Thema herausgefunden haben:

Auch wenn in dem Artikel die Worte „WELT ONLINE“ zu lesen sind, so hat der Text nichts mit der Zeitung oder dem Onlineangebot der WELT zu tun. Nach ersten Recherchen dürfte dieser Artikel in einer Ausgabe des GELDBRIEF erschienen sein. Das zumindest wird auf der Webseite Marketlettercorp.com angegeben (VERGLEICHE).

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Die GELDBRIEF Verlagsanstalt mit Sitz in Liechtenstein veröffentlicht mittlerweile im 48. Jahrgang (Stand 2020) Börsen- und Wirtschaftsinformationen. Ein öffentlich einsehbares Onlineangebot gibt es nicht, die Inhalte können nur nach einem abgeschlossenen Abonnement gelesen werden.

Der Artikel mit den Informationen über die Beruhigungsmittel dürfte aus einer Ausgabe aus dem Frühjahr 2012 stammen. Insofern gibt es historisch gesehen keinen Zusammenhang zwischen der Veröffentlichung und dem Coronavirus SARS-CoV-2.

Warum die WELT?

Der Artikel links neben den Passagen über das Wasserwerk ist letzten Endes schon ein Text, der ursprünglich bei der WELT veröffentlicht wurde, jedoch steht dieser Text in keinem Zusammenhang mit den Angaben über die Wasserwerke. Die Inhalte gehörten also ursprünglich nicht zusammen (siehe hier). Möglich ist also, dass es sich um zwei verschiedene Inhalte auf dem Bild handelt.

Der Ansatz

Aus dem Artikel lassen sich kaum Anhaltspunkte für einen Faktencheck entnehmen. Die greifbaren Informationen sind lediglich:

  • Eine Leiterin für Wasserwerke sagt etwas hinter vorgehaltener Hand
  • Es geht um Wasserwerke
  • Gilt nach ihrer Aussage für Deutschland

Da es leider nicht mehr Informationen aus dem Text gibt, haben wir Kontakt zu Verantwortlichen von Wasserwerken und Wasserverbänden gesucht. Wir haben diese mit dem markierten Teil des Artikels konfrontiert und warten zur Stunde noch auf Antworten. Diese werden wir HIER einfügen.

Daneben haben wir auch eine Anfrage an GELDBRIEF gesendet und höflich um weitergehende Informationen zu dem Artikel gebeten (ob dort erschienen, etc.), sowie unter Einhaltung der Anonymität und Vertraulichkeit um Kontakt zu der Informantin gebeten, um die Aussage verifizieren zu können. Leider haben wir hierzu noch keine Informationen bekommen. Sollte uns eine Antwort seitens der Redaktion erreichen, werden wir diese natürlich veröffentlichen.

Plausibilität?

Am Ende stellt sich natürlich die Frage nach der Plausibilität: Wenn in den Werken für die Wasserversorgung in Deutschland fässerweise Beruhigungsmittel stehen, warum hat sich bisher noch niemand dazu geäußert? Wir reden hier nicht über eine Aussage, die erst gestern getroffen wurde, sondern vor bereits über 8 Jahren. Warum hat noch niemand diese Chemikalien bemerkt?

Ferner gibt es parallel keinerlei handfeste Quellen für die Aussagen. Zudem wären sie sehr ineffektiv, da nicht viele Leute nur Leitungswasser trinken, sondern höchstens zum Zähne putzen verwenden oder damit kochen. Ergo könnte mit großem Aufwand höchstens ein kleiner Teil der Bevölkerung beruhigt werden.

Gleichzeitig stünde auch die Frage nach der Konzentration der Beruhigungsmittel und der Dauer im Trinkwasser im Raum. Insgesamt muss man also als Fazit anmerken:

Die Aussagen über Beruhigungsmittel aus der Publikation lassen sich so weit nicht näher bestätigen, da die Behauptungen einer nicht näher benannten Person sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht nachweisen lassen.

Seitdem hat sich an dem Wissensstand zu diesem Sharepic nichts geändert. Es gibt lediglich Anmerkungen, dass diese urbane Legende durchaus noch älter als das Jahr 2012 sein könnte und sich bereits in den 90er Jahren vor Social Media erzählt wurde.

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Artikelbild: Shutterstock / Von nikkytok
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