Warum Bundesagrarminister Schmidt Unsinn fordert

Autor: Andre Wolf

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Laut Bundesagrarminister Schmidt seien Bezeichnungen wie “vegetarische Schnitzel” oder “vegane Currywurst” irreführend, daher möchte er Fleischbezeichnungen für vegetarische und vegane Produkte verbieten.

Irreführend, aha. Damit setzt Schmidt zunächst voraus, dass die Konsumenten (bitte entschuldigt die folgende Wortwahl) zu dumm sind, die Begriffe “vegan” und “vegetarisch” zu begreifen. Sich also irritiert fühlen, wenn diese Begriffe auf der Verpackung erscheinen. Und selbst wenn dann jemand mal im Supermarktregal danebengreift, so dürfte das Ärgernis eher gering sein, verglichen mit der quasikatastrophalen Lage, wenn man mal alkoholfreies Bier und alkoholhaltiges Bier vertauscht (gilt in beide Richtungen).

Verlassen wir jedoch den Bereich des gesunden Menschenverstandes (Hausverstandes) und betreten den sprachwissenschaftlichen Bereich. Denn auch vegetarische und vegane Produkte haben ein Recht darauf, die Bezeichnungen Wurst und Schnitzel zu tragen.

Etymologie

Die Etymologie ist die Lehre von der Herkunft und Geschichte der Wörter. Und genau das wollen wir nun einfach mal machen. Schauen wir nach, ob die Wörter Wurst und Schnitzel dediziert Fleischprodukten vorbehalten sind. Hierfür ziehen wir die Webseite dwds.de (Das Wortauskunftssystem zur deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart) zu Rate. Die Webseite wird von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften betrieben und gibt Auskunft über die Herkunft bestimmter Wörter. Schauen wir also zunächst auf das:

Schnitzel

Zu dem Wort Schnitzel bietet dwds.de eine recht schlüssige Auflistung der Herkunft und auch ursprünglichen Bedeutung. Ein Schnitzel ist nichts anderes. als etwas abgeschnittenes. So lautet es hier [1]:

schnitzen Vb. ‘(Figuren, Ornamente u. dgl.) aus Holz herausschneiden’, ahd. insnizzen (11. Jh.), mhd. snitzen ‘in Stücke schneiden, aus Holz herausschneiden, formen’, bes. ‘bildschnitzen’, ablautende Intensivbildung zu dem unter ↗schneiden (s. d.) behandelten Verb. Schnitz m. ‘kleines abgeschnittenes Stück, Span’, mhd. sniz ‘Schnitt, abgeschnittenes Stück, Schnitte’, aus dem Verb rückgebildet. Südd. für getrocknete Obstscheiben, vgl.Apfel-, Birnenschnitze (Plur.). Schnitzel m. n.

Es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass der Begriff “Schnitzel” zwangsläufig mit Fleisch in Verbindung gebracht werden muss. Das Schnitzel bezieht sich in seiner Wortherkunft auf die Art, wie es hergestellt oder geformt wird. Ob aus Holz, Obst, ja Fleisch oder einer veganen Masse: solange es geschnitten ist, ist es ein Schnitzel.

Wurst

Bei der Wurst wird es schwieriger, da es nach Angaben von dwds.de sich zwar um eine in Därme gefüllte, gewürzte Fleischspeise handelt, aber die Wortherkunft nicht gewiss ist. Hier sagt dwds also in der Bedeutung recht klar, dass es sich um Fleisch handelt, in der Wortherkunft selbsst ist jedoch nicht unbedingt Fleisch zu erkennen [2]:

Herkunft ungewiß. Am besten ist wohl Anschluß (ausgehend von ie. *u̯ṛtsti-) im Sinne von ‘Gedrehtes’ an ie. *u̯ert- ‘drehen, wenden’ (s. ↗werden, ↗-wärts), Dentalerweiterung der Wurzel ie. *u̯er- ‘drehen, biegen’. Möglich ist ferner die Auffassung des Substantivs als ‘Durcheinandergemengtes, Gemengsel’ und Zusammenhang mit ↗wirr (s. d.), das (wenngleich unsicher) zu ie. *u̯ers- gestellt werden kann.

Also ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass es sich bei einer Wurst um etwas Gedrehter, Gewundenes oder aber Durcheinandergemengtes handelt. Von der Beschaffenheit des Inhaltes lässt sich aus der Wortherkunft “Wurst” nichts schließen, es handelt sich wie bereits beim Schnitzel um die Art der Beschaffenheit.

Anders ist dies zum Beispiel bei dem italienischen Pendant “Salsiccia”, in der die Wortwurzel “Salz” aufgegriffen wird. Abgeleitet von der griechischen Version “ἀλλᾶς”, welche bereits in Homers Odyssee aufgegriffen wird (“Ziegenmagen, mit Fett und Blute gefüllet”). Hier bezieht sich die Wortherkunft auf den Inhalt.

Kein etymologischer Fleischzwang

“Was drauf steht muss auch drin sein”. Ja eh! Wurst und Schnitzel sind keinem Fleischzwang unterworfen, zumindest wörtlich nicht. Beim Schnitzel sogar noch expliziter als bei der Wurst, da hier die genaue Herkunft nicht komplett gewiss ist. Selbst eine Frikadelle darf gemäß ihrer Etymologie vegan oder vegetarisch sein, da sich das Wort aus dem lateinischen frīgere (rösten, braten) gebildet hat und somit aussagt, dass dieses Produkt gebraten ist. Die Wortverwandte “Frittata” ist im übrigen eine variante des Omeletts, welches durchaus vegetarisch (jedoch nicht vegan) ist.

Nicht verbieten, sondern lernen

Ganz ehrlich, warum denn diese Regulierungen? Warum Verbote? Wer soll denn hier geschützt werden und vor was? Auch an dieser Stelle ist verstehen, ja letztendlich eine Art von Bildung der Schlüssel. Wer nicht weiß, woher das Wort Schnitzel stammt und welche Formen es tragen kann, muss sich halt ein wenig bilden. Bevormundung ist hier sicher der falsche Weg.  Danke #Erdbeerkäse!

Artikelvorschau: Oleksandra Naumenko / Shutterstock.com

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