Tiertransporte von Vorarlberg in den Libanon – Der Faktencheck

Autor: Tom Wannenmacher

Tiertransporte von Vorarlberg in den Libanon – Der Faktencheck
Tiertransporte von Vorarlberg in den Libanon – Der Faktencheck

„KÄLBERTRANSPORTE! ⚠️ ACHTUNG: Video zeigt Gewalt gegen Tiere! Erstmals ist es uns gelungen, den Leidensweg dreier Kälber von der Geburt in Österreich (Voralberg, Tirol, Oberösterreich) über die Mast in Spanien, bis zu deren Schlachtung im Libanon nachzuverfolgen!“

Tiertransporte bis in den Libanon: Derzeit schlägt ein Statusbeitrag, der mit o.a. Worten beginnt, samt zugehörigem Video große Wellen, in dem es Tierschützern angeblich gelungen sei, den Transportweg von Kälbern aus Vorarlberg (Österreich) bis nach Libanon zur Schlachtung nachzuvollziehen. Dies sei nach langer Recherche schlussendlich durch die Ohrmarken und Transportpapiere rekonstruierbar geworden.

Das Video der Tierschützer „Verein gegen Tierfabriken“ ist es durch der Verfolgung von Tiertransportern und der gleichzeitigen Überprüfung von Transportpapieren gelungen, den Missbrauch bzw. die fehlende Kontrolle bei Tiertransporten aufzuzeigen. Das Video beginnt mit einer kurzen Schnittsequenz, in der Kühe auf grausame Weise misshandelt werden und leitet dann zu dem Titel „Hautnah: Tiertransporte von Österreich in den Libanon“ über.  „Protagonist“ des Videos ist das Kalb Nr. 4887, welches drei Wochen nach seiner Geburt von einem Händler abgeholt wird.

Hinweis! Dieses Video enthält grafische Bilder die für einige Zuschauer als störend empfunden werden können.

Üblicherweise werden Kälber in Mastbetrieben 24 Stunden nach der Geburt getrennt. Dies dient einerseits dazu, dass die Mutterkuh weiterhin Milch produziert und andererseits dazu, dass sich das Neugeborene nicht mit übertragbaren Krankheiten infiziert. In den meisten Bio-Betrieben ist man mittlerweise von dieser Praxis abgewichen und lässt das Kalb bei der Mutter aufwachsen. Dort findet eine Trennung üblicherweise erst nach 3 Monaten statt.

Nach der Abholung durch den Händler geht es zu einer Sammelstelle bei Bergheim in der Nähe von Salzburg. Dort werden die Tiere in einer extrem langen Fahrt von 21 bis 22 Stunden nach Spanien gebracht, Ein- und Ausladen nicht miteinberechnet. Das Video zeigt, dass einige Jungtiere diese Fahrt bereits nicht überleben. Laut den Recherchen der Tierschützer war auf den Transportpapieren jedoch nur eine Fahrt von 18,9 Stunden eingetragen, ein klarer Gesetzesbruch.

Gesetzlich ist der Transport von Kälbern in der Länge von 19 Stunden erlaubt. Um die Behauptung zu prüfen hat die Rinderzucht Austria selbst einen Transport nach Spanien getestet, der ebenfalls 20 Stunden gedauert hat.

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Die Problematik derart langer Fahrten sind neben dem großen Stress für die Tiere, das fehlende Futter-, und Wassermangel, Platzmangel und im Sommer große Hitze. Für Kalb Nr. 4887 steht in den nächsten Monaten eine massive Mastkur an, bei der das Tier aufgefüttert wird, dies ist in Spanien wesentlich billiger als in anderen Ländern. Mit nur 9 Monaten wird das Kalb zu einem spanischen Hafen gebracht und von dort in den Nahen Osten transportiert. Mit dem Auslaufen des Schiffes bindet die Händler keinerlei europäisches Recht mehr, insbesondere zur Haltung bzw. Fütterung der Tiere.

Der Transport von lebendigen Kälbern von Europa in den Nahen Osten, in die Türkei oder nach Nordafrika sind seit Jahren bereits höchstgerichtlich verboten. In der Praxis werden diese Urteile mangels Kontrollen oftmals ignoriert. Eine Statistik der Eurostat zeigt: Alleine im Jahr 2018 wurden aus Spanien über 160.000 Rinder zum Schlachten in Drittstaaten exportiert, weitere 35.000 zur Weitermästung. Importländer: u.a. Türkei, Maghreb-Staaten und der Libanon

Über zwei Wochen dauerten die Tiertransporte der jungen Rinder von Spanien in den Libanon.

Der Umgang mit Schlachttieren im Libanon und Nordafrika sind gesetzlich kaum geregelt. Die Tiere werden verstümmelt (u.a. werden ihnen die Sehnen durchgeschnitten um einer Fluchtgefahr vorzubeugen) und unter grausamen Bedingungen geschlachtet bzw. geschächtet. Dabei werden den Tieren die Hälser aufgeschnitten bis sie nach einigen Minuten verbluten.

Der Nachweis, dass es sich um österreichische Rinder handelt geben die Ohrplaketten, auf denen Ursprungsland, eine Nummer und ein Scancode stehen, womit eine genaue Rückverfolgung möglich ist. So auch das Kalb mit dem Nummer AT 4887, welches in dem Video durch mehrere brutale Schnitte in den Hals getötet wird.

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Zusammengefasst:

Ja, es ist bekannt, dass diese Tiertransporte nach wie vor stattfinden, dies trotz eindeutiger gesetzlicher und gerichtlicher Regelungen, welche offen ignoriert werden. Über das Video wurde in Österreich bereits in allen Medien, auch dem Österreichischen Rundfunk (ORF) berichtet.
Es zeigt eindeutig, dass aus wirtschaftlichen Gründen Tierleid in Kauf genommen wird und dass gerade die Arbeit in der Kontrolle von Tiertransporten eine bedeutende Nachschärfung bedarf, sowohl durch budgetäre Aufbesserung, aber auch durch Bewusstseinsschaffung von Konsumenten. In diesem Fall gilt sehr wohl, durch drastische Strafen und Beschlagnahme von Schiffen und Transportern kann diese Praxis für den Markt sehr schnell uninteressant werden und so die betroffenen Rinder geschützt werden.

Quellen:
Kühe ohne Kindheit 
Geboren in Tirol, Tod im Libanon 
Aufgedeckt: Leidensweg heimischer Kälber bis in den Libanon verfolgt  
Route verfolgt: Auch Tiroler Milchkalb landete bei Schlachter im Libanon 
Kälbertransporte bis in den Libanon
Autor: Alexander Herberstein
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