Steht eine HAARP-Anlage in Rostock?

Autor: Ralf Nowotny

Egal, wie das Wetter ist: Es ist grundsätzlich falsch, so denken manche Nutzer. Schuld daran soll HAARP sein.

So wird behauptet, dass eine sogenannte HAARP-Anlage in Rostock/Marlow stehen soll.

Screenshot Facebook
Screenshot Facebook

Laut jenem Screenshot steht in Rostock/Marlow ein sogenanntes Spitzenlastkraftwerk mit einer Leistung von 500 Megawatt, welches jene Leistung in die Ionosphäre schickt, um den Jetstream und damit auch das Wetter zu beeinflussen.

Was ist denn HAARP überhaupt?

HAARP ist die Kurzform für „High Frequency Active Auroral Research Program“, ein ursprünglich militärisches Programm der USA, bei dem Radiowellen zur Untersuchung der oberen Atmosphäre und der Ionosphäre eingesetzt wurden. Das Programm wurde 2014 beendet, im August wurde die Anlage in Alaska an die dortige Universität in Fairbanks übergeben, welche sie an Forscher vermietet. Was die Anlage wirklich macht, und was sie garantiert nicht macht (bzw. gar nicht machen kann), hat der Astronom Florian Freistetter einmal hier sehr schön beschrieben.

Obwohl die Anlage mit 960 Kilowatt gerade einmal die Sendeleistung von 680 Haushaltsstaubsaugern oder ein Siebtel einer Elektrolokomotive der Deutschen Bahn hat, vermuten Verschwörungstheoretiker, dass mit jener Anlage weltweit das Wetter manipuliert wird.

Steht so eine Anlage auch in Deutschland?

Schaut man mal auf Google Maps nach, so findet sich doch tatsächlich eine beeindruckend große Anlage in Marlow, exakt jene, die man auch auf dem obigen Screenshot sieht.

Screenshot Google Maps
Screenshot Google Maps

Am Auffälligsten an jener Anlage in dem weiträumig umzäunten Gebiet ist die rund 90 Meter hohe und 80 Meter breite, drehbare Antenne, welche einem Baukran ähnelt.

Quelle: Ostsee-Zeitung.de
Quelle: Ostsee-Zeitung.de

Militär! Umzäunt! Also geheim! Große Antenne! Das MUSS HAARP sein!

Für viele Verschwörungstheoretiker gibt es keine andere Erklärung für dieses Gebilde. Warum sonst auch sollte ein militärisches Gebäude so stark umzäunt und geschützt sein, wenn nicht deswegen, weil dort geheime Wettermanipulationen durchgeführt werden?

Natürlich könnte so ein Gebiet auch deshalb umzäunt sein, damit niemand Unbefugtes das Gelände betritt und sich an den Anlagen zu schaffen macht, so wie jeder Grundstücksbesitzer sein Haus und Hof umzäunt, wenn sich dort etwas Wertvolles befindet.

Ja, aber GEHEIM! Oder nicht?

Wenn das Militär etwas verbirgt, muss etwas Schlimmes dahinterstecken. Das Problem hier aber: Es ist keineswegs geheim, was mit dieser Anlage angestellt wird. Unter anderem wurde beispielsweise der „Ostsee-Zeitung“ bereitwillig ein Interview und Einsicht gegeben, das Galileo-Team von Pro Sieben bekam sogar Drehgenehmigung auf dem Gelände!

Und was ist es nun?

Der eher unspektakuläre Name der Station ist „Marinefunksendestelle Marlow“. Und tatsächlich ist diese Drehstand-Antenne weltweit einmalig. Mittels dieser Anlage können nämlich weltweit sämtliche Schiffe der Marine rund um die Welt präzise angefunkt werden. Funksprüche von einer Seite der Weltkugel (ja, Weltkugel, nicht flach. Lebt damit, Flachwelt-Anhänger) werden auch über diese Anlage auf die andere Seite weitergeleitet. Technisch läuft dies so, dass die Funkwellen in die Ionosphäre geschickt werden, dort abprallen, auf die Erde zurückspringen, dort wiederrum abprallen, bis sie das Funkziel erreicht haben.

Screenshot Pro Sieben Galileo
Screenshot Pro Sieben Galileo

Und das muss so weit umzäunt werden?

Ja, denn die Umzäunung gilt auch dem Schutz von Neugierigen vor sich selbst. Da dort mit HochFrequenz gefunkt wird, könnten beispielsweise Menschen mit Herzschrittmacher Probleme bekommen.

Aber Hochfrequenzen! Genau wie die Anlage in Alaska!

Nun wird auch noch behauptet, dass jene einzelne Anlage eine tausenfach größere Leistung hat als die riesige HAARP-Anlage in Alaska mit Aberdutzenden Antennen. Diese Zahl ist allerdings ebenfalls aus der Luft gegriffen. Während die HAARP-Anlage in Alaska es mit den durchschnittlich 500 Kilowatt gerade mal schafft, Polarlichter zu erzeugen, hat die Anlage in Rostock/Marlow gerade mal eine Leistung von 10 Kilowatt, was der Leistung eines industriellen Lasers zur Metallverarbeitung entspricht. Auch die Steuerunganlage in der Funksendestelle schaut eher spartanisch aus, wie in dem Beitrag bei Galileo gut zu sehen ist.

Fazit

Nein, mit der Anlage in Rostock/Marlow ist es beim besten Willen nicht möglich, das Wetter zu beeinflussen. Ganz abgesehen davon, dass jegliche Versuche zur militärischen Wettermanipulation seit 1978 von den Vereinten Nationen untersagt wurden. Grund dahinter waren Versuche der USA während des Vietnamkrieges, es über dem Kriegsgebiet ständig regnen zu lassen.

Es handelt sich also nicht um eine Anlage zur Wettermanipulation, sondern um eine Funkstation, um Schiffe der Marine um die ganze Welt erreichen zu können.

 

 

 

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