Skull Breaker Challenge: Bereits zwei Tote? Der Faktencheck.

Autor: Andre Wolf

Über die Skull Breaker Challenge
Über die Skull Breaker Challenge

Seit einigen Tagen sorgen sich viele Eltern um ein Phänomen mit dem Namen „Skull Breaker Challenge“. Es handelt sich dabei um mehrere Videos, in denen Jugendliche, aber auch Erwachsene zu sehen sind, die während eines Sprungs schwer zum Sturz bringen.

Ganz wichtig und ganz am Anfang zu dem Begriff „Skull Breaker Challenge“:

JA, es gibt Videos dieser Art.
JA, so etwas nachzumachen ist äußerst dumm und man kann sich dabei sehr schwer verletzen.

Um Missverständnissen in der Berichterstattung vorzubeugen verweisen wir daher auf unseren Artikel „Bitte nicht nachmachen: Bei der „Skull Breaker Challenge“ kann man sich ernsthaft verletzen!“ (HIER).

In diesem Artikel geht es nicht darum, die viralen Videos zu bewerten, Warnungen zu pushen oder herunterzuspielen, sondern es geht um ein virales Posting, welches behauptet, dass es mittlerweile zwei Tote aufgrund der sog. Skull Breaker Challenge geben würde.

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Es handelt sich dabei um ein Posting, dass sowohl auf Facebook, als auch auf WhatsApp verbreitet wird. An dieses Posting sind ein oder mehrere Videos angehängt, welche junge Menschen, aber auch Erwachsene zeigen, die diese unsinnige Aktion durchführen. Es handelt sich dabei um die typische viralen Videos, die überall als Beispielvideos zu dieser Aktion zu finden sind.

Sehr Wichtig !!!
Bitte Teilen an Eltern,Lehrer und Schulen !!!
Bitte teilen Sie mit Ihren Kindern und allen Eltern, die Sie kennen … dies ist jetzt in Schulen im Trend, 2 Schulkinder sind bereits gestorben.

Skull Breaker Challenge Message
Skull Breaker Challenge Message

Trend und Tote?

Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, mit Kindern darüber zu reden, dass es sich um einen gefährlichen Unsinn handelt. Wir bitten jedoch um unaufgeregte Gespräche, denn panische Aufklärung ist nicht angebracht.

So wie auch panische Postings nicht hilfreich sind. An dieser Stelle stehen wir bei der Behauptung, dass zwei Schulkinder angeblich bereits aufgrund einer Skull Breaker Challenge verstorben sind. Hier wird es schwierig, da die Postings, bzw. die Nachrichten auf WhatsApp keine Quellen liefern.

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Begeben wir uns auf die Suche

Zunächst: Über eine ganz normale Suchmaschinensuche, bzw. eine Recherche in Pressemitteilungen haben wir keine aktuellen Todesfälle in Bezug auf eine Skull Breaker Challenge gefunden.

Es gibt jedoch einen Fall aus Mossoró (Brasilien), der in mehreren Punkten seiner Beschreibung nach der Skull Breaker Challenge klingen mag: Die 16-jährige Emanuela Medeiros verstarb, nachdem sie gefallen ist und sich den Kopf geschlagen hat. Mehrere Webseiten rechnen den Tod der Teenagerin der Challenge zu (vergleiche), doch man muss hier zwei Dinge anmerken:

Zum einen liegt der Tod bereits mehrere Monate zurück (November 2019) und zum anderen wird nicht deutlich, ob die Teenagerin mutwillig und unerwartet in die Rückenlage gebracht wurde. Man liest in der brasilianischen Medien (hier):

Laut der Cousine des Opfers spielte die Schülerin ein Spiel mit zwei anderen Personen, die sie festhielten und versuchten, sie wie einen Salto zu drehen. Während des Drehs fiel sie und schlug mit dem Kopf auf den Boden.
(De acordo com a prima da vítima, a estudante participava de uma brincadeira com outras duas pessoas que a seguraram e tentaram girá-la, como uma espécie de cambalhota. Durante o giro, ela caiu e bateu a cabeça no chão.)

Das klingt in der Tat sehr ähnlich, jedoch befinden wir uns hier an einem Zeitpunkt drei Monate BEVOR irgendwelche Videos mit Skull Breaker Challenge Sprüngen auf TikTok aufgetaucht sind. Ferner gab es entsprechend über den gesamten Zeitraum keine weitere Berichterstattung zu dem Thema. Entweder handelt es sich um eine sehr frühe und seinerzeit unbekannte Form, oder aber dieser Tod wird nun im Nachhinein zu diesem Thema gezogen.

Skull Breaker Challenge: Gebrochener Arm und Schürfwunden

Neben der Meldung aus Brasilien gibt es noch Meldungen über Krankenhausaufenthalte. WSFA12 News schreibt zum Beispiel von einem Jungen aus Ozark (Alabama), der am 14. Februar 2020 mit einem gebrochenen Arm nach dem Skull Breaker Challenge Sprung in ein Krankenhaus gebracht wurde (siehe hier). Er ist jedoch nicht verstorben.

In einem anderen Fall sieht man Fotos von einem Jungen mit Schürfwunden im Gesicht. Diese Fotos stammen aus einem Facebook-Posting, in dem eine Mutter aus Tucson über die Verletzungen ihres Sohnes berichtet. Sie schreibt:

Ich habe wirklich erwogen, dies zu veröffentlichen, aber ich finde, dass man sich dieses bösartigen, grausamen viralen Streiches bewusst sein muss.
Am Mittwoch wurde mein Sohn gebeten, mit seinen beiden „Freunden“ einen Sprungwettbewerb zu machen, als er aufsprang, traten ihn die beiden Jungs, so hart sie konnten, so dass seine Beine vor ihm herausflogen. Er landete hart, flach auf dem Rücken und dem Kopf, als er sich aufrichten wollte, verlor er das Bewusstsein, er fiel nach vorne und landete auf seinem Gesicht. Der Schulaufseher lief ihm zur Seite, während die beiden Jungen kicherten und lachten, während sein steifer, bewusstloser Körper auf dem Asphalt lag.
Er hat eine Kopfverletzung, Stiche im Gesicht, schwere Schnittwunden im Mund und zwei Vorderzähne, die ich im Auge behalten muss.
Offenbar handelt es sich um einen Tik-Tok-Viralstreich, der gefilmt wird und in den sozialen Medien immer mehr Anklang findet.**Notiz: Ich dachte, ich würde das klarstellen, nein, er wusste nicht, dass dies passieren würde. Die fraglichen Jungen kennt er schon seit einiger Zeit, so dass sein Vertrauen in sie gewährleistet war. Die Prämisse des Streichs ist es, eine ahnungslose Person zum Springen zu bringen, damit die Scherzkekse die Person treten/stolpern können, um zu sehen, wie hart sie fallen.

Vorläufiges Ergebnis

Im Zuge der ersten Recherche konnten wir keine zwei Todesfälle von Schulkindern im Zusammenhang mit einer Skull Breaker Challenge finden. Lediglich eine verstorbene Schülerin aus dem November 2019 wird von verschiedenen Medien in diesen Zusammenhang gebracht, jedoch darf man nicht aus den Augen verlieren, dass zu diesem Zeitpunkt weder die viralen Videos ein Thema waren, noch die damals aktuellen Medienberichte vor einer Challenge gewarnt haben.

Für uns ist es zu diesem Zeitpunkt daher immer noch nicht ganz klar, woher das Posting die Todesfälle (bzw. wenn man so möchte den zweiten Todesfall) hernimmt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels konnten wir keinen entsprechend nachvollziehbaren Fall finden. Wir nehmen jedoch gerne Hinweise entgegen.

Grundsätzlich halten wir es wie das Klinikum Dortmund: Am Besten so einen Unsinn nicht machen! Weder als teilnehmender Springer, noch als danebenstehende Personen.

Und, liebe Eltern, Lehrer, Freunde: Sprecht in Ruhe mit euren Kindern. Gleichzeitig seid bitte aber auch vorsichtig gegenüber hysterischen Messages und Postings, die keine Quellen beinhalten. Hörensagen ist in diesem Fall kein guter Ratgeber.

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