Schau genau: Die „Geheimcodes“ in deinem Arbeitszeugnis

Autor: Ralf Nowotny

Du warst "stets bemüht"? Das ist schlecht!
Du warst "stets bemüht"? Das ist schlecht!

Arbeitszeugnisse klingen immer positiv. Das ist aber mehr Schein als Sein, denn Negatives ist hinterlistig versteckt!

Kein Arbeitnehmer möchte ein schlechtes Arbeitszeugnis haben. Und die Arbeitgeber stehen vor dem Dilemma, dass so ein Arbeitszeugnis wohlwollend wirken sollte, denn negative Arbeitszeugnisse können natürlich angefochten werden.

Deswegen haben Arbeitgeber im Laufe der Zeit eine Art „Geheimcode“ entwickelt, um negative Eigenschaften eines Arbeitnehmers im positiven Licht hinzustellen. Oftmals haben die Formulierungen nicht einmal etwas mit der Arbeitsleistung, sondern mit der Persönlichkeit und dem Verhalten des Arbeitnehmers zu tun. Für Arbeitgeber durchaus wichtige Punkte, da sie wissen möchten, wie sich ein künftiger Arbeitnehmer in das Betriebsklima einfügt.

Im Netz kursiert derzeit dazu auch ein Sharepic des „Anwaltauskunft Magazin„, welches häufige Formulierungen aufzählt:

https://www.facebook.com/Anwaltauskunft/photos/a.534968043258299/1694228667332225/?type=3&theater

„Herr Müller war stets bemüht“ = „Herr Müller war zu dumm, den Kopierer zu bedienen“

Das Schlüsselwort ist hier „bemüht„. In Schulnoten ist dieses Wort die Note 6: Der Arbeitnehmer hat sich vielleicht angestrengt, aber nie etwas zustande gebracht.

Andere Formulierungen mit positiveren Bedeutungen wären:
1 = „stets zur vollsten Zufriedenheit“
2 = „zur vollsten/stets zur vollen Zufriedenheit“
3 = „zur vollen Zufriedenheit“
4 = „zur Zufriedenheit“
5 = „im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit“

„Frau Schwarz hat zur Verbesserung des Betriebsklimas beitragen“ = „Frau Schwarz hat gesoffen“

Die „Verbesserung des Betriebsklimas“ klingt oberflächlich nach Freude und Geselligkeit, sagt aber tatsächlich aus, dass der Arbeitnehmer anscheinend ein Alkoholproblem hat.

„Herr Meier bewies Einfühlungsvermögen für die Belange der Belegschaft“ = „Herr Meier hat die Koleginnen angegraben“

Ebenfalls ein klassischer Satz, die Kombination „Belegschaft“ und „Einfühlungsvermögen„, was nichts anderes sagt, als dass der Arbeitnehmer wortwörtlich ein wenig mehr von den Koleginnen und Kollegen „fühlen“ wollte = oft flirtete oder sogar sexuell belästigte.

„Frau Schneider ist mit ihren Vorgesetzten gut zurechtgekommen“ = „Frau Schneider ist eine profillose Mitläuferin“

Hier muss man aufpassen, denn das Schlüsselwort „Vorgesetzte“ kann nur im Zusammenhang mit dem Rest des Satzes positiv oder negativ bewertet werden.

So sollten in einem Arbeitszeugnis grundsätzlich immer Vorgesetzte, Mitarbeiter und Kollegen in einem Satz erwähnt werden. Fehlt eines oder mehrere dieser Wörter, kann ein Arbeitgeber etwas Negatives herauslesen!

Wird, wie im obigen Beispiel, nur der Vorgesetzte erwähnt, bedeutet dies, dass der Arbeitnehmer nicht teamfähig ist und nur auf den Chef einging.
Werden nur die Mitarbeiter und/oder die Kollegen erwähnt, bedeutet dies, dass er keinen Respekt vor dem Chef zeigte.

Auch andere Fallen können sich in diesen Sätzen verbergen. Wenn beispielsweise von einem „erfrischenden Umgang“ mit Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kollegen die Rede ist, klingt das zwar positiv, bedeutet aber nur, dass er im Umgang mit Jedem, auch dem Vorgesetzten, frech und vorlaut war.

„Herr Grabowski hat alle Aufgaben in seinem und im Firmeninteresse gelöst“ = „Er hat Büromaterial geklaut“

Ebenfalls ein klassischer Satz, der nur in einem Arbeitszeugnis steht, wenn der Arbeitnehmer Material mitgehen ließ, da es eine Selbstverständlichkeit für einen Arbeitnehmer sein sollte, immer im Firmeninteresse zu handeln.
Wenn jedoch explizit erwähnt wird, dass er auch in seinem Interesse handelte, bedeutet das eben nichts anderes, als dass er seine Arbeitsstelle zu seinem Vorteil nutzte = Material stahl.

Fazit

Du merkst vielleicht schon, dass es nicht ganz so einfach ist, ein Arbeitszeugnis zu entschlüsseln, da sich hinter den Sätzen manchmal sehr raffinierte Bedeutungen verstecken.
Glücklicherweise gibt es auch online einige Möglichkeiten, um das eigene Arbeitszeugnis zu durchleuchten, damit du gegebenenfalls dagegen vorgehen kannst.

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