Gibt es Patente auf Seuchen?

Autor: Mimikama

Faktencheck eines Sharepics. Sind die einige gefährliche Krankheiten künstlich erschaffen und direkt patentiert worden? Schauen wir hinter das, was dieses Sharepic behauptet.

Das US-Patentrecht hat so manche kuriose und problematische Inhalte – wie zum Beispiel die Möglichkeit, Ideen patentieren zu lassen, für deren Umsetzung man keine Lösung hat. Aber wird in den Vereinigten Staaten auch Patente auf Seuchen erteilt? Dies wird seit Jahren immer wieder behauptet: AIDS, Ebola, BSA, Zika, SARS, und Schweinegrippe – all diese Krankheiten sollen im „Besitz“ der US-Regierung, Unternehmen und Organisationen sein.

Die entsprechenden Patentnummern werden gleiche mitgeliefert – mit der Aufforderung, selbige einmal selbst zu googeln. Das würde in der Tat helfen – um die meisten der Behauptungen zu widerlegen.

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(Screenshot: Facebook Sharepic)

So bezieht sich das angebliche Patent auf den AIDS-Virus US 5676977 (1) auf eine angebliche Heilmethode für due Immunschwäche. Der Inhaber Marvin S. Antelman gibt darin an, dass das Mittel Tetrasil, ein Silberoxid, die Krankheit heilen könnte – eine Behauptung, die er später auf weitere Krankheiten ausdehnte. Einen Beweis dafür ist Antelman bis heute jedoch schuldig geblieben.

Und die anderen Nummern?

Das „H1N1-Patent“ US 8835624 (2) gab es nicht für den Erreger der Schweinegrippe, sondern auf eine Substanz (Aptamer), die zur Identifizierung der Viren eingesetzt werden kann.

Bei dem angeblichen „Ebola-Patent“ CA2741523 A (3) es schon etwas schwieriger. Hier handelt es sich nach dem Ersten Anschein tatsächlich um die Registrierung eines spezifischen Typs des Ebola-Erregers in Kanada. Entscheidend ist allerdings der Buchstabe A am Ende: Er zeigt an, das es sich um einen Antrag handelt – dem seit der Einreichung im Jahr 2009 nicht stattgegeben wurde.

In der „Zeit“ (4) hat der Patentanwalt Jan Krauß erklärt, warum das so ist: Laut einer Gerichtsentscheidung aus dem Jahr 2013 darf in den USA natürliches Erbgut nicht mehr patentiert werden (5).

ATCC VR-84 – und nicht, wie fälschlicherweise angegeben ATTC VR-84 – ist noch nicht einmal eine Patent-, sondern eine Markenname bei der American Type Culture Collection (6). Dies ist ein nichtkommerzielles Unternehmen, das qualifizierten Einrichtungen Mikroorganismen und Zellen für Forschungszwecke zur Verfügung stellt, sofern es den Bedarf nachweist und die entsprechenden Sicherheitsqualifikationen nachweisen kann.

Aber!

Und die SARS-Patente? Die gibt es wirklich. Eines wurde tatsächlich auf das Genom des Virus‘ erteilt, das die gefährliche Lungenkrankheit auslöst (7). Das andere bezieht sich auf einen Impfstoff gegen die Seuche (8). Beide sind im Besitzt der US-Behörde zur Kontrolle und Vorbeugung von Krankheiten (CDC).

Die Patentanmeldung hatte Anfang des Jahrtausend eine Grundsatzdebatte ausgelöst: Dass CDC erklärte, mit der Patentierung Wissenschaft und Industrie den freien Zugang zu dem Virus auf die Dauer sichern zu wollen (9). Die Weltgesundheitsorganisation befürchtete dagegen einen Präzedenzfall, der Forschung und Entwicklung behindern könnte (10). Greenpeace sieht solche Patente ebenfalls als problematisch an (11).

Einer geht noch …

Bleibt noch das angebliche BSE-Patent 0070031450 A. Dies gibt es überhaupt nicht: US-Patentnummern haben maximal acht Ziffern (12), so dass allein schon das Format nicht stimmt. Sämtliche in Datenbanken auffindbare Patente, die sich auf die Bovine spongiforme Enzephalopathie beziehen, wurden für Diagnosemethoden erteilt.

Tatsächlich ist in dem Post nur eine Information wirklich von Wert: die Aufforderung, sich selbst zu informieren, statt solche Behauptungen ungeprüft zu glauben.

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