OK Leute, schaut Euch diesen seltsamen Kerl an!

Autor: Andre Wolf

Er näherte sich heute meinen Kindern, als sie sich im Kaufhaus in der Spielecke der Kinderabteilung einen Film ansahen.

Herzlich willkommen auf Mimikama.at. Du bist hier gelandet, weil die vorangegangenen Zeilen Dich wütend oder neugierig gemacht haben? Das ist zunächst nicht weiter schlimm. Doch wenn Du diesen Worten Glauben geschenkt hättest, hättest Du eventuell das Leben einer unschuldigen Person zerstören können.

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(Screenshot und Quelle: Dailymail Australia)

Denn leider waren es genau diese Worte, welche einen Australier als Pädophilen hinstellten.

Ein wahrer Vorfall

Klar, wir können verstehen, dass Du jetzt ein wenig sauer bist, weil wir Dich in diesen Bericht geködert haben. Aber was wäre, wenn es ernst gemeint gewesen wäre? Was hättest Du gemacht, wenn jemand aus voller Überzeugung diese Sätze geschrieben hätte?

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(Screenshot und Quelle: Dailymail Australia)

Aber zusammenfassend und frei übersetzt:

„Schaut Euch diesen komischen Kerl an!
Er hat sich heute in Knox im Einkaufszentrum meinen Kindern genähert, als sie in einem Laden ein Film anschauten. Er sagte „Hey“ und sie schauten ihn an und er machte dann ein Photo. Dann meine er, er würde es an einen 16 jährigen senden. Ich habe sofort meine Kinder daraus geholt, sie zum Sicherheitsdienst gebracht und bin dem Mann gefolgt und hab ihn fotografiert.
Centermanagement und Polizei sind nun an ihm dran, hoffe, sie kriegen ihn.Die Polizei meint, falls er ein registrierter Sexualtäter ist, dann buchten sie ihn ein, das alles ist hier in Knox passiert, passt also auf Eure Kinder auf!“

Denn genau das ist geschehen. Kein Köder, keine Abofalle, einfach nur eine Statusmeldung, welche einen Mann beschuldigt, sich an Kindern vergreifen zu wollen. Genau diese Meldung wurde am 6. Mai gepostet.

Böse Worte

Im Regelfall liest man nun die üblichen Kommentare. “Todesstrafe für Kinderschänder” oder “Wenn ich den zu greifen kriege .. aber das schreib ich hier nicht, weil Facebook mich dann sperren würde”. Genau das ist auch geschehen – nur halt in Australien.

Die Warnung, wie sie geschrieben wurde, hätte genauso gut aus einer mitteleuropäischen Feder stammen können.

“Das Centre Management (die Sicherheitsleute) sowie die Polizei sind hinter ihm her, hoffentlich kriegen sie ihn. […] Dies ist [hier in] Knox passiert, also passt auf Eure Kinder auf”

Das Fahndungsbild, welches sie aufnahm, war natürlich der Warnmeldung angehängt.

Das ist in Wirklichkeit geschehen

Wenn man nun den wahren Ablauf hört, gerät man durchaus ins Staunen:

Ein Familienvater bummelte durch das Einkaufszentrum des Ortes Knox. So weit nichts ungewöhnliches. Und jeder Star Wars Fan wird verstehen, was dann geschehen ist:

Der Mann erblickte einen lebensgroßen Star Wars Aufsteller mit einer lebensgroßen Darth Vader Abbildung. Jeder Sci-Fi Fan wird nun verstehen, dass man hier ein Selfie machen muss. So auch der Familienvater.

Das Bild ist für die Kinder gedacht

Dort, wo Väter Star Wars Fans sind, ist auch der Nachwuchs besessen von der Weltraum-Saga. Was gibt es also besseres, als den eigenen Papa mit Darth Vader auf einem Bild zu sehen?

Gesagt getan. Einziges Problem: an dem Aufsteller tummelten sich noch weitere Personen, allesamt Kinder. Um sich kurz Platz und und Gehör zu verschaffen, erklärte der Mann den Kindern sein Vorhaben.

Switch!

Schalten wir nun zur Seite der Mutter zurück. Die beobachtete genau diese Situation, interpretierte das Gespräch als eine Kontaktaufnahme und das Selfie als einen Versuch, die Kinder zu fotografieren.

Schnell fotografierte sie den Mann und lud das Bild auf Facebook ins Netz.

Fatal – für beide Seiten

Der sich nun entwickelnde Lynchmob benötigt keiner weiteren Erklärung, der Familienvater fürchtete um Leben, Hab und Gut. In mühsamer Aufklärungsarbeit mit der lokalen Presse wird derzeit immer noch der Sachverhalt klargestellt. Dies ist leider nur eine teilweise Reputation des Rufes. Auch die aufrichtige Einsicht der Verfasserin der Statusmeldung wird nicht den Ruf zu 100% wiederherstellen können.

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(Screenshot und Quelle: Heraldsun.com.au)

Geschichte beendet?

Leider nicht! Denn anstatt es ruhen zu lassen, so wie der Familienvater es macht (er hat keine Anzeige erstattet), holt der Lnychmob erneut seine Mistgabeln heraus und beschimpft nun die Mutter, welche nun selbst Morddrohungen erhalten hat.

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