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Autor: Andre Wolf

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Die Verwendung von kommerziellen Fakenews auf Facebook hat einen abscheulichen Höhepunkt erreicht: mit dem Aufbau von Sozialneid, Wut und Hass wird ein Onlinecasino beworben. Und Facebook verdient natürlich daran.

Betrachten wir diese Fakenews ganz nüchtern: derzeit wird auf Facebook ein Artikel beworben, der mit verschiedenen Teaserbildern eine Geschichte präsentiert, die über einen Hartz 4-Betrug berichtet. Hier lautet sie: „Asylant knackt Millionen-Jackpot! Das Geld schickt er ins Ausland und bezieht weiterhin Hartz 4.” Kommentiert wird dieser Teaser in der Statusmeldung mit den Worten „Das macht rasend vor Wut.“
Wir haben zwei verschiedene Teaservarianten vorliegen, die sich beide auf dieselbe Geschichte beziehen. Der Inhalt wurde auf Facebook von der (inhaltslosen) Seite Gaming Trends als Gesponserter Artikel geschaltet. Das bedeutet, der Seiteninhaber hat letztendlich Facebook Geld dafür gezahlt, dass Facebook diesem Artikel eine höhere Reichweite garantiert.
Teaservariante 1 zeigt eine unkenntlich gemachte Person. Zu der Herkunft des Bildes kommen wir gleich.
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Variante 2 des Teasers geht noch einen Schritt weiter: das Bild wird nun in eine News-Szenerie eingebettet. Die RTL Aktuell Moderatorin Annett Möller wird als Nachrichtensprecherin hinzugefügt. Damit soll der Meldung ein vermeintlicher News-Charakter verliehen werden.
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Kurz zu der Herkunft dieser Motive: Das Bild mit der unkenntlich gemachten Person wurde bereits im März 2016 auf der Webseite “Dortmundecho” verwendet. Wer dort genau abgebildet ist und ob es überhaupt zu irgendeinem Fall gehört, wird unklar bleiben. So weit, so gut, aber jetzt wird es noch interessanter: Bild 2, also die vermeintliche Nachrichtensendung, stammt von dem BlogGerman-Babes” und wurde als Screenshot im Jahr 2012 dort veröffentlicht. Das Originalbild zeigt keine Einblendung im Hintergrund (vergleiche).
Die komplette Aufmachung der Teaser erreicht natürlich genau das, was sie bezwecken soll: Emotionen. Wut, Hass und Missgunst spiegeln sich in den Kommentaren zu diesen Teasern wider. Die Taktik geht auf, denn die Leserinnen und Leser interessieren sich für den Inhalt. Ob die Aussage stimmt, kann kein einzelner von ihnen wissen. Schlimmer sogar: dass die Aussage frei erfunden und die Bilder konstruiert sind, ist augenscheinlich uninteressant. Da ist auch der völlig offensichtliche Schreibfehler „Bertug” im Teaserbild spürbar egal.
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Kommen wir daher zu der zentralen Stelle:

Fakenews!

Bei dem dargestellten Inhalt handelt es sich um eine kommerzielle Fakenews. Die gesamte Geschichte um den vermeintlichen Hartz 4-Betrug und den hohen Geldgewinn ist völlig erfunden. Hinter den Teasern auf Facebook steckt eine pseudoredaktionelle Geschichte, die sich optisch als eine Newswebseite darstellt. Hier bekommt man einen frei erfundenen Inhalt zu Gesicht.

Die Folgende Geschichte eines Asylanten aus Bamberg wird die meisten Menschen jedoch rasend vor Wut machen.
Yousuf K. (36) lebt seit 5 Jahren in Deutschland. Der arbeitslose Mann genießt unbefristeten Aufenthalt und bezieht seit geraumer Zeit Hartz 4. Durch einen Zufall kam jetzt ans Licht, dass er schon vor etlichen Monaten in einem Online Casino einen Jackpot in Höhe von 1.374.862€ gewonnen hat.

Man kann sich für diese Art der kommerziell betriebenen Fakenews immer merken: Es handelt sich um …

  • einen pseudoredaktionell erstellten Inhalt, der keinerlei Wahrheitsgehalt hat
  • eine Darstellung in Form einer News/Nachrichtenwebseite, die jedoch letztendlich keine ist
  • einen Inhalt, der ein Verlangen/eine Angst (in diesem Falle nur Verlangen) anspricht
  • einen Verfasser, dem der Inhalt egal ist. Es geht darum, Werbung anzuzeigen, bzw. Werbelinks wirksam einzubauen

In diesem pseudoredaktionellen Artikel befinden sich Affiliate Links, die auf die Registrierung zu einem Onlinecasino leiten (Grand Mondial Casino). Meldet sich jemand an dieser Stelle an, bekommt der Inhaber des Affiliatecodes aus dem Link eine Provision. Dieser Affiliate-Code lautet für diese Werbeanzeige „aff107359:DEGMDTest-85b48a26-803b-448e-8d90-c3bdca0935e7|d0V9ADH1GB1CLE8713328942|220321795160236”. Man kann also davon ausgehen, dass die Autoren derartiger Fakenews auch gleichzeitig die Partner und Inhaber solcher Provisions-IDs aus den jeweiligen Codes sind. Denn je besser sich eine Story verkauft, desto mehr Menschen dürften auf eine Registrierung anspringen.
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Mehrere Verlierer

Hier gewinnt am Ende nur einer: der Verfasser dieser Fakenews. Alle anderen dürften Verlieren. Die Geschichte feuert das Bild eines betrügenden, reichen Flüchtlings an, schürt Sozialneid und Wut bei jenen, die gerne mehr Geld hätten und lockt nicht zuletzt Menschen in ein Onlinecasino, in dem sie Geld verlieren können. Und das alles mit einer bewusst konstruierten Lüge.
Hier wurde säuberlich taktiert und gezielt auf die Emotionen der Leserinnen und Leser gesetzt, die allesamt getäuscht wurden.

Epilog

An dieser Stelle möchte ich ein paar persönliche Worte verlieren, und zwar basierend auf einer Fragestellung: Wo?
Wo sind die groß angekündigten Maßnahmen von Facebook, um Fakenews zu deklarieren? Was nutzen zigtausend Euro an Unterstützungsgeldern und internationale Verbindungen, wenn so eine kleine Drecksfakenews (bitte entschuldigt den Ausdruck), die einen Wahrheitsgehalt von NULL hat, weit über 24 Stunden lang vor sich hin lügen darf?
Schlimmer noch: was bringen all diese Bemühungen überhaupt, wenn Facebook am Ende sogar Geld an diesen Fakenews verdient?
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Hier stellen sich mir unzählige Fragen, angefangen von der Haftbarkeit für derartige Falschmeldungen, über fehlende Kontrollinstanzen, die derartige Inhalte als gesponserte Beiträge gelten lassen, bis hin zu einer kritischen Reflexion seitens der Plattform und deren Faktencheckern, die einer solchen Fakenews Raum gewähren.
Mir stellt sich die Frage, warum diese Art der Lüge sanktionslos sogar eine verstärkte Reichweite bekommt? Mir stellt sich die Frage, wie Facebook als Plattform an dieser Stelle überhaupt juristisch einzuordnen ist? Man kann an dieser Stelle nicht behaupten, dass diese Art von Inhalten ein Einzelfall wären, noch dass man sie nicht bemerken könne.
Innerhalb von lediglich 12 Stunden haben wir allein zu diesem Thema folgende Hinweise bekommen und der Aufwand, diese Werbeanzeige auf Facebook als eine Fakenews zu enttarnen, waren keine 20 Sekunden:
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All diesen Menschen, die uns auf die Fakenews hingewiesen haben, sagen wir „Dankeschön!”. Und ja, ihr habt alle den richtigen Riecher gehabt, denn dieser gesponserte Beitrag ist ganz klarer Müll. Und dass so viele von euch Zweifel an der Echtheit des gesponserten Beitrages haben, gibt mir die Hoffnung, dass noch nicht alles verloren ist.
Vielen Dank an Euch und keep up the good work!
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Bild: KieferPix / Shutterstock.com

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