Kommunikationsmethoden in Social Media

Autor: Andre Wolf

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„Ist es gar nicht die korrekte Verwendung der deutschen Sprache, die heutzutage entscheidend ist, sondern der Inhalt?

Wie gehen wir in einer Welt voller „Fakenews“, voller Versuche, andere Menschen mit Worten, verdrehten oder erfundenen Informationen zu manipulieren, mit Nachrichten um? Lässt sich Wahrheit von Nicht-Wahrheit noch unterscheiden?“
Diese Fragestellung quält mich bereits seit Wochen. Es handelt sich dabei um die Fragestellung zu einem Impulsvortrag, welchen ich in den kommenden Tagen halte. Zu diesem Leitfaden kommt mir immer wieder selbst die Frage: Steht die korrekte Verwendung der deutschen Sprache überhaupt in irgendeinem Zusammenhang mit der (modernen) Diskussion über Fake-News in Social Media?
Natürlich ist die korrekte Verwendung der deutschen Sprache im Informationssektor eine Grundfeste, jedoch hat das weniger etwas mit Social Media und Fake-News zu tun, sondern eher damit, dass die korrekte Anwendung der Sprache eine Art Konsens für eine verständliche Informationsübermittlung ist. Sender und Empfänger müssen auf demselben Level sein, um einander zu verstehen. Die Sprache ist dabei ein Vehikel, welches die Informationen transportiert.
Doch ist die korrekte Nutzung der Sprache am Ende speziell in Social Media (und Messengern) ein eher relativer Standard und kann lediglich als Indiz für eine Informationskorrektheit angewendet werden, jedoch nicht als ein zwingender Beweis? Wir konnten zudem beobachten, dass sich gerade in Social Media gewisse Sprachströmungen formieren, die bewusst mit der falschen Darstellung von Sprache spielen. Berühmte Vertreter sind hier Begriffe wie „bims“ (als Form von sein), aber auch die absichtlich grammatikalisch falsch gestalteten Sätze von Facebookseiten wie „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“.
Daher wäre es interessant, anstelle den Fokus auf die korrekte Verwendung der deutschen Sprache, im Falle von Social Media eher auf die Nutzung der Kommunikationsstrukturen zu legen.

Das veränderte Sender – Empfänger Verhältnis

Blicken wir hierzu zunächst auf das veränderte Verhältnis zwischen Sendern und Empfängern seit der massenhaften Nutzung von Social Media und Messengern. Das flächendeckend verfügbare und natürlich für den Nutzer auch leistbare Netz, hat für eine völlig neue Ausgangslage gesorgt.
In den 80ern des letzten Jahrtausends gab es nur wenige Sender, die sich regional gar auf nur ein paar empfangbare TV- und Radiosender beschränkten. Hinzu gab es die Möglichkeit, gewisse (kaufbare) Printmedien zu konsumieren. Am Ende war die real genutzte Auswahl jedoch eher begrenzt. 3, bei gutem Wetter vielleicht 4 TV-Sender, Ähnliches galt für die empfangbaren Radiosender und man hat im Höchstfall eine Hand voll Printmedien konsumiert.
Sender gab es dementsprechend nicht viele, zu senden kostete gleichzeitig auch viel Geld. Empfänger jedoch war potentiell jeder. Gesendet wurde auch nicht alles, der Journalismus hatte eine gewisse Gatekeeperfunktion inne, mit der irrelevante und auch falsche Informationen herausgefiltert werden sollten.
Die Empfänger waren größtenteils lediglich Konsumenten, denn eine Resonanz auf die empfangenen Inhalte gab es eher selten, denn wer hat schon einen Brief an den Intendanten geschrieben oder einen Leserbrief verfasst, welcher letztendlich auch abgedruckt wurde?
Schluss damit, denn das zwischenzeitlich flächendeckend verfügbare Internet mitsamt Social Media und Messengern haben dafür gesorgt, dass diese Verhältnisse verändert wurden. Nun gibt es nicht mehr nur wenige Sender, sondern jeder einzelne Social Media Teilnehmer ist ein potentieller Sender!
Webseiten, speziell in Blogform, sind mittlerweile günstig zu betreiben und benötigen kaum noch technisches Hintergrundwissen. HTML? Muss man nicht können. Wer es noch einfacher haben möchte, meldet sich beispielsweise auf Facebook an und betreibt eine Facebookseite. Auf einer solchem unterliegt man nicht mal der Impressumspflicht und kann Informationen vermitteln, wie der Schnabel gewachsen ist. Nicht falsch verstehen, in meinen Augen ist es eine großartige Entwicklung, dass man Informationen austauschen kann und auch Nicht-Journalisten in der Lage sind, Inhalte senden zu können. Ob in Blogform, über Social Media oder auf Videoportalen: alle haben zumindest die Möglichkeit, ein Format zu erstellen.
Wie jedoch schon angedeutet, schwindet an dieser Stelle natürlich die journalistische Gatekeeperfunktion, sowie auch nicht mehr vorausgesetzt werden kann, dass in den neu entstandenen Massen an Informationen wirklich alles korrekt ist. Hier haben Falschinformationen nun ein Tor bekommen, sich auf technisch gleichem Level wie klassische Informationen zu bewegen.
Mehr noch: Falschmeldungen sind aufgrund der vereinfachten Teaserdarstellung in Social Media optisch nicht von klassischen Nachrichtenmeldungen zu unterscheiden! Das machen sich natürlich allerlei Formate zunutze.

Das Teaserproblem

An dieser Stelle rede ich von einem Teaserproblem. Kurz zur Erklärung, was ein Teaser ist (anhand des typischen Facebook-Teasers). Mit einem Teaser ist die Vorschaufunktion eines verlinkten Inhaltes in Social Media gemeint. Das bedeutet, ein soziales Netzwerk, so wie Facebook, verkürzt einen verlinkten Inhalt auf drei Elemente: ein Vorschaubild, eine Überschrift und einen Untertitel.
Diese Informationen bezieht Facebook aus den Metadaten des Quelltextes aus dem verlinkten Inhalt. Für Webseitenbetreiber ist das Wissen um die Metadaten, welche Facebook ausliest, natürlich ungemein wichtig, da die entsprechenden Daten somit bewusst geformt werden können und nicht die automatisch ausgelesenen Informationen durch Facebook genutzt werden. Man kann also Inhalte so gestalten, dass Nutzer aufgrund des Teasers dazu animiert werden, den verlinkten Inhalt am Ende auch zu lesen.
Ein Effekt, der daraus entsteht, ist das sogenannte Clickbaiting (Klickköder: der Aufbau einer Neugierlücke mithilfe von offenen Informationshappen und grafischen Elementen). Ich muss dazu sagen, dass ich kein Gegner des Clickbaitings bin, denn die Erfahrung zeigt, man kann einen noch so tollen Inhalt erstellen, wenn man jedoch auf die entsprechende Gestaltung des Teasers verzichtet, wird ein Inhalt in Social Media keine Interaktionen erfahren.
Dennoch mahne ich immer an, dass ein Clickbait auch in einer gesunden Relation zu seinem Inhalt stehen muss. Sprich: Von mir aus clickbaitet, was das Zeug hält, aber bitte liefert auch einen entsprechend guten Inhalt dazu! Das Problem: Vieles an Clickbaiting liefert schlichtweg nicht, so dass ich hier von einer Clickbaitschere rede, die im Negativfall weit auseinanderklafft. Denn je größer die Differenz zwischen angewandtem Clickbait und überzeugendem Inhalt, desto größer der Enttäuschungsgrad des Lesers.
Die gesteigerte Form des Clickbaits ist übrigens die „Überschriftenscheißerei“. An dieser Stelle bedienen Autoren bewusst ihr Klientel mit Überschriften. Häufig findet man diese Darstellung in Boulevardmedien, aber auch so einige Onlineredaktionen renommierter Journale stechen mit übertriebenen Überschriften hervor. Die zu den Überschriften gehörigen Inhalte können letztendlich mit ihrer Schlagzeile nicht mithalten. Mehr noch: häufig werden sie im Verlaufe des Textes revidiert werden und somit sind die Schlagzeilen irreführend oder sogar falsch. Da die „Überschriftenscheißerei“ jedoch Emotionen erzeugt und auf Social Media kräftig Interaktionen erschafft, wird diese Form oftmals als erfolgreiches Marketing gewertet. Gleichzeitig erschafft „Überschriftenscheißerei“ jedoch Desinformation, da eine bewusst falsch konstruierte Überschrift bei reinen Teaser-Konsumenten eine falsche Informationsrezipienz hinterläßt. Hier zeigt sich, dass das Teaserproblem oftmals in vollem Wissen ausgenutzt wird.
Daneben beinhaltet das Teaserproblem einen weiteren Nebenaspekt: Teaser erzeugen eine optische Gleichstellung. Man hat keine Chance, eine Falschmeldung von einer klassischen Nachrichtenmeldung zu unterscheiden. Kommerziell erstellte Fake-News arbeiten beispielsweise völlig beabsichtigt damit, sich über den Teaser als seriöse Newswebseite darzustellen. Wer an dieser Stelle lediglich Teaser konsumiert, ist letztendlich direkt der Falschmeldung aufgesessen.
Hier zeigt sich, dass es sehr wichtig ist, mit den Methoden von Social Media vertraut zu sein. Gleichzeitig gilt es auch, dass eigene Konsumverhalten unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls zu drosseln, um nicht einer gewissen Oberflächlichkeit zu verfallen. Das sind natürlich die klassischen frommen Wünsche, wie sie sich in den Forderungen nach digitaler Medienkompetenzbildung widerspiegeln. Fromme Wünsche, denn eine wirkliche Entwicklung ist hier bisher noch nicht anzutreffen.

Framing

Doch neben den erlernbaren Rechercheelementen für Informationen, sowie auch dem trainierbaren Verhalten gegenüber Teasern, unterliegen wir in Social Media und der digitalen Kommunikation auch anderen Methoden, die einen unterbewussten Einfluss auf unser Verhalten nehmen.
In diesem Zusammenhang ist in den letzten Jahren immer mehr der Begriff des Framings in den Fokus gerückt. Und hier kommen wir wieder ganz klar auf die Verwendung der Sprache in Social Media zurück: Framing bedeutet hier, dass durch eine bestimmte Wortauswahl bereits von vorn herein ein Gedankenbild und eine subjektive Einstellung entsteht. Ohne an dieser Stelle politisieren zu wollen, kann man ein klassisches Bild beispielhaft für Framing anführen:

  • Das Glas ist noch halb voll.
  • Das Glas ist bereits halb leer.

Beide Sätze bezeichnen denselben Füllzustand, im übertragenen Sinne stellen sie also dieselbe Situation dar. Jedoch hinterlässt jeder Satz ein anderes Setting im Kopf. Das Bild eines halbvollen Glases entspannt, beruhigt und veranlasst den Empfänger nicht dazu, handeln zu wollen. Die Ausgangssituation ist eher positiv. Es ist gut, so wie es ist. Das halb leere Glas hingegen erzeugt Unruhe, je nach Darstellung auch Angst. Handeln ist angesagt, die Lage ist schlichtweg negativ behaftet. Der sprachliche Rahmen, also Frame, hinterlässt hier eine Sorge, überspitzt gesagt gar eine Zukunftsangst („Was passiert, wenn mein Glas leer ist?“).
Diesem Framing, natürlich nicht mit Gläsern und Flüssigkeiten, begegnet man in allen Bereichen von Social Media, aber natürlich auch auf Informationswebseiten. Je nach eigenem Standpunkt, nach zu übermittelnder Informationsintention ändert sich das Framing.
Hierbei kommen natürlich alle vorher genannten Informationsmethoden zusammen, denn auch Falschmeldungen erfreuen sich natürlich der einfach zu nutzenden Kommunikationswege über Social Media, in denen sie keinerlei Kontrolle, nicht mal der eines Identitätsnachweises unterliegen. Hier profitieren Falschmeldungen von der technischen und optischen Gleichstellung über die Teaser und sprechen mithilfe von gezielt geframten Aussagen ihre Leserschaft an.

Wie wichtig ist darin die Verwendung korrekter Sprache?

Man erkennt nun deutlich, dass die korrekte Verwendung der deutschen Sprache natürlich ein unterstützendes Element darstellt und gerade bei grober Missachtung der Rechtschreibregeln einen gewissen Seriösitätsvorsprung verschafft.
Gleichzeitig ist die Verwendung korrekter Sprache jedoch kein Garant dafür, dass Informationen zwingend korrekt oder im Gegenteil zwingend falsch sind. Falschmeldungen profitieren zwar davon, wenn sie sauber verfasst sind, nutzen jedoch primär gezielt die Kommunikationsmethoden von Social Media, um erfolgreich zu sein.

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.einhornkotze.at

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