Menschliche Füße im China-Restaurant? – Bilder können täuschen

Autor: Ralf Nowotny

Was das leibliche Wohl angeht, so gehören die Chinesen zu den kreativsten Köchen der Welt. Sicherlich ist es nicht jedermanns Geschmack, was man dort so auf den Teller bekommt, aber bei diesem Gericht dürften auch Hardcore-Gourmets zurückschrecken: Menschliche Füße!

Wirklich? Wir schauten uns das Menü ein wenig genauer an… Diese Anfrag landete auf unserer Facebookseite. Recht unmissverständlich stellt ein Teaser dar, dass ein chinesiches Restaurant Menschenfüße servieren soll.

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So berichtet die Seite „Oe24“, dass in einem China-Restaurant in der italienischen Stadt Padua einem slowenischen Touristenpaar lt. dem Foto eines ungenannten Kellners menschliche Füße statt den bestellten Bärentatzen serviert worden wären. Jener Kellner postete das Bild auf Facebook, worauf sich die Polizei einschaltete. Jene fanden 30 kg Fleisch „mit fragwürdiger Herkunft“, aber keine menschlichen Füße. Auch sei unklar, ob es sich dabei um einen Fake handelt.

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Was die Polizei allerdings fand, waren schmierige Öfen, viel Dreck sowie bereits abgelaufene Packungen mit Froschschenkeln und Krabbenfleisch.

Bärentatzen – Ein fragwürdiges Gericht

Nun mag es ja sein, dass in China Bärentatzen als eine Delikatesse gelten, jedoch sind sie hierzulande, auch in Italien, artgeschützt, so ist auch der Import von Tatzen strafbar. Insofern stellt sich die Frage: Wie bietet man etwas an, was man eigentlich nicht anbieten dürfte? Gibt es vielleicht Alternativen? Waren die Besitzer des China-Restaurants nun so verzweifelt, dass sie jemandem die Füße abschnitten, nur um etwas servieren zu können?

Ein genauerer Blick

Darüber könnte man nun debattieren, doch schauen wir uns doch erst einmal die angeblich servierten Menschenfüße ein wenig genauer an.

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Bildquelle: what-when-how

Links sehen wir nochmals die beiden Füße aus dem Restaurant. Rechts sehen wir einen skelettierten Bärenfuß (A) und einen Menschenfuß (B).

Auf den ersten Blick sehen die Füße tatsächlich wie menschliche Füße aus, jedoch kann man besonders am rechten Fuß erkennen, dass dies nicht so ganz hinhaut.

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Hinter der Ferse wird das Knie breiter, eine Art Wulst (1), die Sohle ist komplett flach, eher weiter zum Boden gewölbt (2), der Fuß ist im Verhältnis zum Knie eher kurz mit kleineren Zehen (3).

Dass Bärentatzen menschlichen Händen und Füßen sehr ähnlich sehen können, zeigte auch ein Artikel im „The Courier“ von 2011, der beschrieb, dass Jugendliche in Iowa an einem Fluss etwas fanden, was zuerst für einen menschlichen Körperteil gehalten wurde, sich aber später als Bärentatze herausstellte, der die Krallen und die Haut entfernt wurden:

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Wie ist der Sachstand?

Dafür mussten wir ein wenig wühlen, konnten aber schließlich den kompletten Sachverhalt aufgrund mehrerer Artikel von chinesischen und slowenischen Seiten aufarbeiten:

Es handelt sich tatsächlich um Bärentatzen – aus Slowenien!
…wie auch der Tierarzt Nando Zanini bestätigte: „Es handelt sich um einen Bären- oder um einen Affenfuß, aber mit Sicherheit nicht um einen Menschenfuß.“ In Slowenien ist die Bärenjagd übrigens erlaubt, der Export nach Italien hingegen ist verboten.

Demnach wurden diese Bärentatzen dem 52-jährigen Besitzer des Restaurants „Yi Ren Hia“ in Padua, Nord-Italien, von einem „freundlichen Händler, dessen Namen er nicht mehr wüsste“ übergeben, mit der Bitte, diese für Freunde zuzubereiten. Kurz danach erschien im November 2016 ein Ehepaar aus Slowenien im Restaurant und bat um das Gericht.

Der Besitzer, Feng Xiaodong, und seine 47-jährige Frau, Zhu Lingle, wussten selbst nicht genau Bescheid über die richtige Zubereitung der Tatzen, da sie dieses Gericht auch nicht anböten, und verwahrten sie erst einmal in der Küche, wo sie von einem der Kellner fotografiert wurden.

Nichtsdestotrotz müssen die Besitzer des Restaurants mit empfindlichen Strafen rechnen: Nicht nur, dass der Import von Bärenfleisch (und der Besitz) in Italien verboten sind, sondern auch wegen den katastrophalen hygienischen Zuständen im Restaurant.

Fazit

Leider haben da die deutschen Medien wie Oe 24 und Focus nur die halbe Geschichte erzählt:
Es stand relativ schnell fest, dass es sich nicht um menschliche Füße handelt. Einzig und alleine, dass Bärentatzen nach Italien geschmuggelt wurden und dass das Restaurant alles andere als reinlich ist, wäre einen kleinen Zeitungsartikel wert…

….aber mit Artikeln über menschliche Füße in China-Restaurants, ohne über den echten Sachverhalt aufzuklären, kann man halt viel mehr Ekel erzeugen und Vorurteile schüren!

Autor: Ralf, mimikama.org
Artikel Vorschaubild: Titima Ongkantong / Shutterstock.com

 

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