Martinsumzüge der Kindergärten in Olpe: kein Polizeischutz mehr?

Autor: Andre Wolf

Die Stadt Olpe hat in einem Schreiben an die Kindergärten im Stadtgebiet kundgetan, dass die Polizei für die Sicherungsmaßnahmen der einzelnen St. Martinsumzüge nicht mehr zur Verfügung stehen kann. Dieses Schreiben wurde am 20. September 2016 ausgestellt und es handelt sich hierbei um keinen Fake.

Jedoch hat dieses Schreiben auf Facebook nun eine eigene Interpretation bekommen und wird so ausgelegt, dass man aufgrund von Flüchtlingen Brauchtume nicht mehr pflegen kann – ergo eine Abschaffung abendländischer Bräuche. Mal liest seit dem 15. Oktober nun:

Ohne Angaben von Gründen wird die Polizei keine Martinsumzüge für Steuerzahler-Kinder sichern.
Merkel’s Gäste brauchen mehr Aufmerksamkeit!

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Der Brief dient also als Informationsübermittler, dass die Polizei angeblich eher Flüchtlinge schützt und “Steuerzahler-Kinder” vernachlässigt würden.

“Jetzt nehmen sie uns schon unsere Polizei weg!”

“Und sie verbieten St. Martins- Umzüge!” Hier müssen wir widersprechen: der Brief spricht weder von einem Verbot der Umzüge, noch davon, dass irgendwo eine Islamisierung stattfinden. Auch wenn die Kommentare unter der Statusmeldung enorm steil interpretieren, so muss man auch lesen, was in dem Brief steht:

Es geht um die Absicherung/Sperrung öffentlicher Straßen. Die Polizei kann/will die Vielzahl an Umzügen nicht mehr sichern, sondern überträgt diese Aufgabe an die Zugleiter. Es steht dort nichts von einem Verbot. Ferner beabsichtigt die Stadt, aufgrund einer Gefahrenreduktion die Straßennutzung für die Vielzahl der Umzüge nicht mehr zu gestatten.

Im Gegenzug wird darauf hingewiesen, dass man jedoch den Brauch Aufrechterhalten will und verweist auf einen zentralen Umzug, welcher genehmigt ist und auch abgesichert ist. Sprich: man fasst die Vielzahl kleiner Umzüge zu einem großen Umzug zusammen.

Auch der WDR berichtete

Am 30. September informierte der EDR auf seiner Webseite [1]:

Viele Kindergärten und Grundschulen in der Stadt Olpe müssen in diesem Jahr (2016) vielleicht auf ihre traditionellen St. Martinsumzüge verzichten. Das Olper Ordnungsamt weist darauf hin, dass es Probleme mit den Sicherungsmaßnahmen gibt.

Weder die Polizei noch die Feuerwehr seien für die Absicherung zuständig. Auch komplette Straßen zu sperren, sei nur selten möglich. Das Ordnungsamt schlägt vor, dass sich die kleinen Züge dem großen zentralen Martinsumzug in Olpe anschließen.

Siegener Zeitung

In der Siegener Zeitung wurde ebenfalls das Schreiben thematisiert. Hier heißt es [2]:

Da es zunehmend Autofahrer gebe, die für das Brauchtum eines Martinszugs kein Verständnis hätten und zu einer Gefahr würden, sei die sicherste Variante die Sperrung der zu nutzenden Straßen. Dies sei aber mit erheblichem Personal- und Kostenaufwand möglich.

Auch hier wird verdeutlicht, dass es darum geht, eine zentrale Veranstaltung zur Brauchtumspflege zu fördern:

Alternativ schlägt die Stadt vor, dass sich alle Kindergärten am großen Martinszug der St.-Martinus-Gemeinde beteiligen. Dieser Zug könne dann als zentrale Veranstaltung über von Ordnungsamt und Bauhof gesperrte Straßen führen „und ein uraltes Brauchtum der Kreisstadt Olpe würde gepflegt und erhalten“.

Die WAZ

Hier lautet ein Artikel vom 08.10.2016 „Grünes Licht für Martins-Umzüge“ [3]. Darin erfährt man deutlich, das weder etwas verboten wird, noch das

Die bisherige Serviceleistung, so Nieder, die Martinszüge zu eskortieren, könne die Polizei aus personellen Gründen nicht mehr leisten.

Das Thema der Genehmigungen wir hier auch aufgegriffen: erst Züge ab 500 Personen bedürfen einer Genehmigung, da aber kein Zug über 500 Personen groß sein dürfte, müsse keine städtische Genehmigung eingeholt werden.

Die Wogen sind wieder geglättet, die traditionellen Martins-Umzüge dürfen auch ohne Genehmigung aus dem Rathaus und ohne Begleitung der Polizei stattfinden.

Kontaktaufnahme

Da dieser Brief aus Olpe stammt, haben wir zu dem entsprechenden Verfasser Kontakt aufgenommen und ein paar erweiterte Fragen gestellt. Hier teilte man uns mit:

Sehr geehrter Herr Wolf,

die Kreisstadt Olpe wird einen Hinweis auf ihrer Facebook -Seite veröffentlichen. Dort erhalten Sie Informationen.

Diese Information ist nun am 19.10.2016 aufgetaucht:

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