Kopfläuse – Mythen und Realität

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Autor: Rüdiger | ZDDK | MIMIKAMA

Na, juckt es schon? Also ich könnte mir sofort den Kopf kratzen wenn ich nur an Läuse denke, und ja, genau das mache ich gerade: kratzen!

Ich bin Mutter einer siebenjährigen Tochter und ärgere mich nun schon seit Monaten darüber, dass die Kopfläuse aus unserer Schule nicht verschwinden und denke, dass liegt an vielen Vorurteilen und falscher Scham von Seiten der Eltern.

Also nun hier eine Aufklärung, mit der Hoffnung einige Mythen zu entkräften, denn genau diese Mythen stehen einer vernünftigen Bekämpfung im Weg.

Kopfläuse sind flügellose Insekten aus der Ordnung der Tierläuse und die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) ist eine direkt auf die menschliche Kopfhaut spezialisierte Unterart.


Wie werden Läuse übertragen?

Von Kopf zu Kopf, also im wahrsten Sinne des Wortes, wenn man die Köpfe zusammensteckt. Und zwar fast nur so, denn die Kopfläuse sind auf die hohe Temperatur der Kopfhaut (um 29°C) angepasst und sind dann auch recht flink. Außerhalb des Kopfes sind sie fast bewegungsunfähig und sterben recht schnell.

Können Läuse durch Mützen, Gardinen, Kuscheltiere, Kleidung ect. Übertragen werden?

Die Übertragung ist zwar darüber nicht unmöglich, aber spielt in der Regel gar keine Rolle, da die Läuse, da sie auf die Kopfhaut spezialisiert sind, auch dort ebenso bewegungslos sind.

In einer Studie der James Cook Universität in Townsville, Australien, wurden 118 Klassenräume und die dort unterrichteten 2230 Kinder auf Kopflausbefall untersucht. Weder auf den Bänken noch auf den Tischen und dem Fußboden wurde eine einzige Kopflaus entdeckt. Dagegen wurden 14.033 Läuse von den Köpfen der Kinder abgesammelt. (Quelle: Wikipedia)

Auch von australischen Forschern wurde von 48 stark befallenen Kindern die Kopfkissen, Mützen und Kuscheltiere untersucht und es wurden nur bei zwei Kindern eine junge Kopflaus auf dem Kopfkissen gefunden, jedoch 1845 Läuse auf den Köpfen der Kinder. Solche Studien gibt es oft und alle zeigen dieselben Zahlen. Mal eine verirrte Laus, aber eigentlich kein Infektionsrisiko.

Weder sämtliche textilen Oberflächen (Teppich, Gardinen, Polster) noch glatte Oberflächen stellen ein Infektionsrisiko dar.

Wer Läuse hat ist unsauber oder wäscht sich nicht genügend die Haare!?

NEIN! Im Gegensatz zu früher ist der Befall mit Kopfläusen kein Zeichen von Armut oder Unsauberkeit. Egal ob man sich oft oder selten die Haare wäscht, die Befallsdichte bleibt immer gleich, wenn man die kleinen Plagegeister hat. Auch regelmässige Schwimmbadbesuche schützen dort nicht. Auch in der Behandlung spielen hygienische Maßnahmen eher eine „beruhigende“, denn eine echte Rolle: Wenn man sich unwohl fühlt, kann man die Bettwäsche waschen etc. Desinfektionen oder gar chemische Stoffe in der Wohnung sind definitiv weder empfehlenswert noch sinnvoll.

Läuse sind kein Grund sich zu schämen, denn es trifft jeden, vom Flüchtlingskind bis zum Prinzen und zwar völlig unabhägnig von der Abstammung.

Läuse kann man nur mit Chemie bekämpfen!?

Eine gute Nachricht, denn Läusebefall kann man mit ein wenig Aufwand völlig ohne Chemie beherrschen, indem man sie mittels eines Läusekamms einfach auskämmt. Läusekämme wurden übrigens schon als Grabbeigaben im alten Ägypten gefunden.

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Das nasse Auskämmen:

Haare nass machen und mit Spülung schön weich machen und dann Strähne für Strähne mit dem Läusekamm auskämmen. Den Kamm an einem hellen Tuch abstreichen und nach Nissen und Läusen schauen. Damit kann man Läuse nicht nur feststellen, sondern auch bekämpfen, denn wenn man das zweimal in der Woche macht, bekommt man auch so die Läuse weg.[/mk_info]

Muss ich es sagen, wenn mein Kind Läuse hat?

JA, wenn das Kind eine Schule, Hort, Kindergarten, Kita besucht. Laut Infektionsschutzgesetz ist man verpflichtet der Kita oder der Schule den Läusebefall zu melden und die Einrichtung ist ebenfals verpflichtet den Befall zu melden. Nach Behandlung und mündlicher oder schriftlichen Zusicherung, dass man behandelt hat, kann das Kind wieder hin.

Es ist also nicht nur blöd, den Befall aus Scham nicht zu melden, sondern man ist zur Meldung verpflichtet.

Wie werde ich die Plagegeister wieder los?

Entweder durch konsequentes nasses Auskämmen, oder mittels einer Behandlung eines Läusemittels, besonders Mittel mit Dimethiconen sind hier besonders empfehlenswert, weil diese nicht chemisch, sondern rein physikalisch wirken: Sie verstopfen die Tracheenöffnungen (Atmungsöffnungen) der Läuse, die dadurch sterben. Der menschliche Körper geht keine Verbindung mit Dimeticonen ein.

Dann gibt es noch chemisch wirksame Stoffe, die man auch einsetzten kann, die als Insektizid wirken. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt eine Kombination aus „Nassem Auskämmen“ und einem Insektizid, wobei es wichtig ist am 9. bis 10. Tag erneut zu behandeln, da keine Behandlung die Eier/Nissen abtötet und nach 7 bis 8 Tagen die jungen Läuse schlüpfen, die zwei bis drei Tage später dann wieder Eier legen können.

Behandlung ist daher das A und O!

Und was ist mit Hausmitteln?

Mit Essig oder anderen Sachen, wie Mayonnaise soll man Läuse auch töten können, was aber nicht belegt ist, besonders die Nissen können so nicht entfernt werden. Auch natürliche Mittel, wie Neembaumextrakte haben bisher ihre Wirksamkeit nicht belegen können, haben aber eine recht große Möglichkeit, Allergien auszulösen. Wer auf Chemie verzichten will, muss mit dem Läusekamm, kämmen, kämmen und kämmen! Föhnen hilft ebenfalls nicht und trocknet die Kopfhaut nur zusätzlich aus, ebenso wird von Saunagängen abgeraten.

Wie erkenne ich Läuse?

Kopfläuse
Ausgewachsene männliche (links) und weibliche Kopflaus zwischen Streichholzkopf und 1-Eurocent-Münze (CC BY-SA 3.0 Deutsche Pediculosis Gesellschaft e.V.)

Die adulten Läuse sind ca 2 bis 3 mm groß und oft durch die Blutnahrung rötlich gefärbt.
Die frisch geschlüpften Nymphen sind ca 1 mm groß und nur schwer zu erkennen, da sie klein und fast völlig durchsichtig sind.

MIMIKAMA
Leere Nissenhülle einer Kopflaus, 25fache Vergrößerung (CC BY-SA 3.0 Wikipedia-Benutzer Dances_with_Waves, eigenes Werk)

Die Eier oder Nissen sind sehr klein und grau bis weißlich und ca 2 bis 3 mm vom Haaransatz entfernt. Diese Nissen werden oft mit Schuppen verwechselt, können aber nicht leicht abgestreift werden und lassen sich auch mit Shampoo nicht vom Haar lösen. Am leichtesten lassen sich leere Eihüllen nachweisen, wenn der Befall nur sehr gering ist.

Müssen lange Haare abrasiert werden?

Lange Haare sind schwierig, weil sie sich schwerer auskämmen lassen und die Läuse schwerer zu erkennen sind. Aber auch mit sehr langen Haaren kann man Läuse gut behandeln (ich spreche aus eigener Erfahrung). Natürlich kann man die Haare abrasieren, dann sind auch die Läuse weg, aber nur, wenn man diese Frisur wirklich will, und besonders bei Kindern ist das nicht zu empfehlen, weil diese dann in der Schule gehänselt werden könnten.

Können Kopfläuse Krankheitserreger übertragen?

Ja, aber die Gefahr ist in Deutschland extrem gering. Kopfläuse können den Erreger des Fleckfiebers (Rickettsia prowazekii) und den des Fünftage-Fiebers (Bartonella quintana) übertragen. Diese Bakterien sind in Europa sehr selten und spielen daher keine Rolle. Was jedoch häufiger vorkommen kann, ist das durch das ständige Kratzen die Kopfhaut geschädigt ist und dann dort bakterielle Entzündungen vorkommen können, die dann ebenfalls behandelt werden müssen.

Und was ist mit diesem ständigen Jucken und Kratzen?

Ich kann mir vorstellen, dass sich bis hierher sehr viele Menschen, die diesen Artikel lesen, sich andauernd kratzen müssen, das geht mir beim Schreiben nicht anders, obwohl ich gerade nachweislich kopflausfrei bin. Dies ist jedoch reine „Kopfsache“…

Denn nur 1/3 aller Betroffenen bildet diesen Juckreiz überhaupt aus, daher bleiben die Läuse auch oft unentdeckt. Aber wenn es juckt, dann ist es grässlich (ebenfalls eigene Erfahrung).

Erst nach ca. 6 Wochen bildet sich der Juckreiz überhaupt aus, aber wenn man wiederholt Kopfläuse bekommt, geht es schneller. Schuld daran ist ein Mittel, welches die Läuse in die kleinen Wunden geben, um die Blutgerinnung zu unterbinden, ähnlich wie Mücken.

Wem muss ich denn davon erzählen?

Vom Gesetzgeber her: Kita, Schule, Hort und Kindergarten.

Aus Vernunft: Jeder, mit dem man die letzten 14 Tage engeren Kontakt hatte, damit man die Plagegeister gut bekämpfen kann.

Abschliessend: Kopfläuse sind nervig, aber weder ein Zeichen von Unsauberkeit, noch von Armut – sie sind einfach da.

Flüchtlinge haben nicht mehr Kopfläuse als Deutsche, und es ist wichtig darüber zu reden, denn sonst wird das nichts mit der Behandlung.

Und ganz ehrlich: ich höre hier auf zu schreiben, denn sonst kratze ich mich noch wund! 😉

Autorin: Anke M., mimikama.org

Quellen

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