„Kauft nicht beim Dönermann“ – Ein gerechtfertigter Boykottaufruf?

Autor: Ralf Nowotny

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In einem derzeit verbreiteten Video sieht man, wie auf ziemlich blutige Art und Weise Kühe geschlachtet werden, offensichtlich ohne jegliche Betäubung. Der Kommentar dazu auf Facebook fordert einen Boykott von Dönerläden. Wie sinnvoll ist dieser Facebook-Beitrag, und handelt es sich um echte Empörung oder Hetze?

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Die Facebook-Seite „Die Straftaten der Bundesrepublik Deutschland“ schreibt dazu:

„Stoppt diese Mörder!
Boykottiert Döner sowie muslimische Läden!
Verbreitet es, klärt euer Umfeld auf!
KAUFT NICHT BEIM DÖNERMANN ! ! !“


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Die Herkunft des Videos

Das Video ist von 2014 und findet sich unter anderem auf Youtube. Eine genauere Beschreibung findet sich nicht, der Titel des Videos „Samsun Kurban 2014“ verrät uns aber ein wenig etwas darüber, woher das Video stammt, nämlich aus der türkischen Stadt Samsun, und was genau gezeigt wird.

Kurban

Kurban (türkisch, auf deutsch: Opfer) ist das höchste islamische Fest, welches jährlich zwischen August und Oktober gefeiert wird. Zu jenem Opferfest schlachten Muslime, die es sich finanziell leisten können, ein oder mehrere Tiere, um das Fleisch an die Armen und Hungrigen zu verteilen.

Geschieht dies etwa auch in Deutschland?

Jein. Auch in Deutschland feiern Muslime Kurban. Allerdings muss hier die beabsichtige Schlachtung eines Opfertieres bei einem zuständigen Amtstierarzt zur Schlachttier- und Fleischuntersuchung angemeldet werden. Die Schlachtung eines Opfertieres (die sogenannte Schächtung) ohne Betäubung, so wie es offensichtlich im Video zu sehen ist, ist in Deutschland grundsätzlich verboten und wird nur in besonderen Ausnahmefällen genehmigt.

Also darf mit Ausnahmen in Deutschland geschächtet werden?

Ja, jedoch muss dazu zwingend gesagt werden, dass das Betäuben des Tieres vor der Schlachtung mit dem islamischen Recht Fiqh vereinbar ist, wie muslimische Gelehrte bestätigen und die „Zeit“ berichtete.

Wo ist der Zusammenhang zum Döner?

Den gibt es eben nicht. Auch wenn Dönerfleisch in Deutschland meistens aus Rindfleisch besteht, so wurden jene Tiere im Video nicht für Döner geschlachtet, sondern für das Kurban-Fest in der Türkei. Dort gibt es allerdings keinen Rindfleisch-Döner, sondern die Fleischspieße in der Türkei bestehen aus Hammel- oder Lammfleisch. Nur Außerhalb der Türkei hat sich Rind- und Hühnerfleisch als Dönerfleisch durchgesetzt.

Also Hetze?

Das Video ist echt und es ist grausam, das stimmt. Aber man darf sich nun fragen, welchen Zusammenhang die Seite „Die Straftaten der Bundesrepublik Deutschland“ nun zeigen will. Dass alle Dönerverkäufer Türken sind? Und alle Türken das Schächten praktizieren? Und alle Döner aus geschächtetem Rindfleisch bestehen?

Und mal so ganz nebenbei: einer der größten europäischen Dönerfleisch-Produzenten sitzt mitten in Deutschland (Versmold) [1].

Bis zu 40 Tonnen Fleisch produziert Düzgün pro Tag, Schwerpunkt bleibt der Verkauf von Dönerspießen aus Hähnchen-, Puten- oder Kalbfleisch.

Versteht uns nicht falsch, wir wollen hiermit keinesfalls das Schächten verteidigen. Was hat aber nun der „Dönermann“ an der Straßenecke mit den Taten seiner Landsleute in der Türkei zu tun? Es wird sich überhaupt nichts ändern, wenn man nun den Türken, der seinen Lebensunterhalt in Deutschland mit dem Verkauf von Dönern verdient, boykottiert. Überraschung: Es gibt sogar christliche und atheistische Türken, nicht jeder Türke ist automatisch ein Muslim. Nicht jeder Muslim ist für das betäubungslose Schlachten, insbesondere, da dies nach islamischen Recht nicht mal nötig ist, die Tiere nicht zu betäuben.

Fazit: „Kauft nicht beim Türken“?

Habt ihr dabei auch einen säuerlichen Geschmack im Mund, wenn ihr obigen Satz lest? Hier wird mit einem zugegebenermaßen grausamen Video gegen ein ganzes Land Stimmung gemacht. Nein, nicht nur gegen das Land, sondern noch schlimmer: auch gegen Menschen aus diesem Land, die hier wohnen und arbeiten. Türken werden dadurch ausnahmslos als grausame Tiermörder hingestellt, die es zu hassen und zu boykottieren gilt.

“Kauft nicht beim Dönermann” …

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