Hundert Todesfälle wegen der ‚Blue Whale‘-Challenge?

Autor: Kathrin Helmreich

+++UPDATE+++ Wir haben am 1.7.2017 / 0:45 Uhr das Thema erneut aufgegriffen und diese mit dem Titel: „Verwirrung um die Blue Whale Challenge“ erneut beleuchtet und einen Zusammenfassung erstellt was bis dato geschehen ist und warum es so eine Verwirrung um dieses Thema gibt. Den Artikel kann man HIER LESEN!

Angeblich soll ein gefährliches Spiel Jugendliche in den Suizid treiben. Es handelt sich dabei um eine Challenge mit dem Namen “Blue Whale”.

Insbesondere in Russland soll diese Challenge weit verbreitet sein. Der angebliche Sinn dieser Challenge sei es, dass man sich innerhalb vom 50 Tagen selbst verstümmele und sich an seine Grenzen seines seelischen aber auch körperlichen Zustands bringe.

Die “Blue Whale” Herausforderung soll dabei mehr als 130 Selbstmorde in Russland verursacht haben und auch hierzulande wird der Name bekannter:

image

Stimmt das? Gibt es diese Blue Whale Challenge wirklich?

Nicht bewiesen
Ein direkter Zusammenhang konnte noch nicht bewiesen werden!

Unsere Kollegen von ‘snopes’ sind bei der Recherche auf interessante Informationen gestoßen, jedoch beweisen diese nicht, ob diese Challenge wirklich im Zusammenhang mit den 130 Selbstmorden in Russland stehen.

Die Blue Whale Challenge

Seit Februar 2017 erscheint immer wieder ein “Selbstmord Spiel”, welches für hunderte Tode in Russland verantwortlich sein soll. Der bekannteste Name dieser Herausforderung ist “Blue Whale”.

Abgeleitet wird der Name von der Tatsache, dass sich Blauwale manchmal bewusst an Strände spülen lassen, um sich selbst zu töten.

Wie funktioniert diese Challenge?

Der Spieler registriert sich, um das Spiel spielen zu können und willigt ein, 50 Tage lang den Anweisungen zu folgen.

Ein Administrator weist die Spieler mit einer Liste an Aufgaben an. Diese beinhalten z.B. bestimmte Songs zu hören, oder sich selbst zu verletzten.

Der Spieler gewinnt, wenn er alle Aufgaben befolgt und am 50. Tag einwilligt die letzte Aufgabe zu erledigen, nämlich Selbstmord zu begehen.

Der Ursprung

Laut snopes basiert die Blue Whale Challenge auf der Missinterpretation einer Story der Novaya Gazeta vom Mai 2016.

In diesem Artikel geht es um den Suizid von dutzenden Jugendlichen aus Russland in einer sehr kurzen Zeitspanne.

Manche gehörten dabei einer Internetgruppe auf VK.com, einem sozialen Netzwerk aus St. Petersburg, an.

Wir zählten 130 Selbstmorde von Kindern, die vom November 2015 bis April 2016 (!) in Russland begangen wurden – fast alle waren Mitglieder derselben Internetgruppe.

Dabei erwähnte Novaya Gazeta, dass 80 davon mit der Blue Whale Challenge in Verbindung stünden, hingegen eine Untersuchung von Radio Free Europe herausgefunden haben soll, dass keiner der Selbstmorde in Zusammenhang mit dieser Online-Community stehe.

Noch dazu wurde der Artikel der Novaya Gazeta enorm kritisiert.

Die Website Meduza warf ein, dass die Schlussfolgerungen der Novaya Gazeta, dass ein bestimmtes Spiel verantwortlich für die Selbstmorde der Teenager wäre, nicht ganz korrekt seien.

Meduza argumentiert dabei, dass es angemessener sei, in Betracht zu ziehen, dass depressive Teenager oder Jugendliche, die zu Selbstmord tendieren, von derselben Gruppe angezogen werden, anstatt von einer Gruppe dazu gebracht werden.

Sea of Whales Community

Auch wenn man diese Gruppen nicht mit der Blue Whale Challenge in Verbindung bringen könne, existieren Blue Whale Gruppen in Russland wirklich.

Kurz nach dem Tod von Rina Palenkova, bildeten sich solche Gruppen. Das russische Mädchen hatte sich das Leben genommen, kurz nachdem sie ein Foto von sich selbst auf VK.com gepostet hatte.

Das Foto von Rina verbreitete sich auf Sozialen Netzwerken und sie wurde bald zu einer zentralen Figur einer seltsamen Kult-ähnlichen Gruppe.

Das Soziale Netzwerk “Sea of Whales” sowie Shock-Video Seiten teilten das Foto von Rina und verbreiteten das Gerücht, dass sie Teil dieser Suizid-Sekte gewesen wäre:

[ … ]
Diese Gruppen nutzten aktiv das Thema Selbstmord – setzten den Kult um Rina Palenkova fort und veröffentlichten Schock-Inhalte wie psychodelische und unheimliche Videos mit Aufnahmen von Selbstmorden. Der Urheber der Gruppe versah diese mit seltsamen Zeichen – Hebräischer Schrift, Nummern, Codes, Bilder und Videos mit seltsamen Logos (es stellte sich heraus, dass diese von einer Unterwäsche-Marke stammten).
[ … ]
Später kopierten andere diese Art von Video, basierend auf einer mysteriösen Aufgabe “Insider” aus dem Jahre 2012 (es existieren kaum Details über dieses Projekt, jedoch gibt es noch Promo Videos auf youtube) und machten eine interaktive Aufgabe, ARG, ein Spiel mit erweiterter Realität daraus. Mit Aufgaben, die man in der Realität lösen muss.
Eines der Elemente dieses Projekts war ein Timer auf der Seite, der von 70 Tagen herunter zählte.

Gruppen, die Selbstmord bewerben, sind generell ernst zu nehmen, doch der Urheber More Kitov von “Sea of Whales” bestreitet gegenüber der News Webseite lenta.ru, dass er je Interesse daran gehabt hätte, Menschen dazu aufzufordern, sich selbst umzubringen.

Ferner wollte er einfach durch dieses Spiel auf seiner Webseite Traffic generieren und damit Geld verdienen.

“Ich beobachtete die Aufregung, war sprachlos über den Hype und kreierte meine Wale.”,

so Kitov und fügte hinzu, dass er Teenager von Selbstmordgedanken abbringen wollte, aber zuerst war es notwendig “einer von ihnen zu werden”.

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