Faktencheck: Sind Grippeimpfungen voller toxischer Inhaltsstoffe?

Autor: Ralf Nowotny

Im Herbst ist es wieder so weit, dass viele Menschen Grippe-gefährdet sind. Wie auf Kommando erscheinen dann auch Artikel, die behaupten, dass Grippeimpfungen gefährliche Giftstoffe enthalten.

So greift der Blogconnectiv events“ diese Thematik auf und zählt verschiedene Inhaltsstoffe auf, zusammen mit einer Erklärung, warum diese giftig für den Körper sind.
Warum und in welchem Umfang diese Stoffe in den Impfungen enthalten sind, darüber verliert die Seite kein Wort. Bewusst sollen Ängste geschürt werden, die in den Köpfen der Leser die Verschwörungstheorie entstehen lassen, dass Impfungen in Wirklichkeit die Menschheit dezimieren sollen.

Aufgrund dessen werden wir uns im Folgenden die Beschreibung der Impfstoffe auf jener Seite anschauen und genauer erklären, was diese Inhaltsstoffe bewirken.

Beta-Propiolacton

„connectiv events“ schreibt dazu:
„Der Stoff kann oral aufgenommen werden, ätzt die Augen und reizt die Atemorgane und die Haut. An den Augen kommt es zu einer Rötung, Schmerzen und schweren Verbrennungen. Auf der Haut bewirkt der Stoff Verbrennungen und eine Blasenbildung. Eine orale oder inhalative Aufnahme führt zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, einem brennenden Gefühl, einem Husten und einer Dyspnoe. Der Stoff steht im Verdacht beim Menschen Krebs zu erzeugen.“

Es handelt sich dabei um einen Inaktivierungsstoff, der bei der Impfherstellung benutzt wird. Beta-Propiolacton dient speziell der Inaktivierung des Tollwutvirus. Der Stoff ist keine reguläre Beigabe zur Grippeimpfung selbst, sondern wird bei der Herstellung verwendet. Nichtsdestotrotz können Spuren davon in eine Impfung geraten (weniger als 25 Nanogramm), Schäden wurden dadurch jedoch bisher keine festgestellt.

Calciumchlorid

„connectiv events“ schreibt dazu:
„Es dient als Trockungsmittel im Labor, kommt als Streusalz zum Einsatz. Es ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 509 zugelassen. Calciumchlorid kann zu Herz-Kreislauf-Problemen führen.“
(Beschreibung gekürzt)

Tatsächlich enthält eine Dosis von 0.5 Milligramm der Grippeimpfung 1.5 Mikrogramm Calciumchlorid. In fester Form ist es tatsächlich toxisch, es findet seine Anwendung auch in Frostschutzmitteln. Allerdings nehmen viele Menschen täglich Calciumchlorid in weitaus größeren Mengen zu sich: Es dient als Elektrolyt in vielen Sportgetränken. Auch in vielen Fertiggerichten findet sich der Stoff, der als sicherer Lebensmittelzusatz gilt. Eine größere Menge davon kann eventuell tatsächlich zu Herz-Kreislauf-Problemen führen, sicherlich nicht jedoch die sehr geringe Menge in einer Impfung, in der der Stoff als Nährstoff dient.

Formaldehyd

„connectiv events“ schreibt dazu:
„Formaldehyd ist sehr giftig! (…) [Es] kommt es sofort zum Tränenfluss, der auch noch bei sauberer Luft bis zu einer Stunde anhalten kann. Weitere Symptome sind Atemnot, Husten und ein starkes Brennen in Hals und Nase. Ab 30 ppm befindet man sich in Lebensgefahr, denn es bildet sich ein hochgiftiges Lungenödem, also eine toxische Flüssigkeitsansammlung in der Lunge.“

Dieser Inhaltsstoff wird am Meisten diskutiert, und darüber gibt es auch die meisten Fehlinformationen.
Formaldehyd ist eine natürlich vorkommende Verbindung. Auch im menschlichen Körper findet sich Formaldehyd, im Körper eines zwei Monate alten Kindes mit 5 Kilogramm finden sich etwa 1.1 Milligramm Formaldehyd.
Und nun schauen wir mal auf die Zahlen: In einer Grippeimpfung für Kinder befinden sich 0.005 – 0.02 Milligramm Formaldehyd. Das bedeutet, dass die Menge an Formaldehyd in einer Impfung gerade einmal ein Bruchteil der Menge ist, die natürlich im Blut enthalten ist!
Ein zwei Monate altes Kind, welches alle Impfungen bekommt, nimmt durch alle Impfungen zusammengenommen etwa 0.12 Milligramm Formaldehyd zu sich.
Pro Kilogramm kann der Mensch am Tag 0.2 Milligramm Formaldehyd zu sich nehmen, ohne gesundheitliche Schäden davonzutragen. Bei einem Kind mit einem Gewicht von 5 Kilogramm wären das also 1 Milligramm. Zum Vergleich nochmal: Alle Impfungen zusammen enthalten 0.12 Milligramm, natürlich im Blut enthalten sind bereits 1.1 Milligramm.

Monobasisches Natriumphosphat (MSP)

„connectiv events“ schreibt dazu:
„Fällt unter GHS-Gefahrstoffkennzeichnung. Natriumphosphat monobasic reizt als reine Chemikalie Haut, Augen und Atemwege und kann beim Verschlucken oder Einatmen gesundheitsschädlich sein.“

MSP wird hauptsächlich als Lebensmittelzusatz verwendet, es findet sich allerdings nirgends als Inhalt von Grippe-Impfungen!

Natrium-Taurodeoxycholat

„connectiv events“ schreibt dazu:
„Studien zeigen das Natrium-Taurodeoxycholat das Wachstum von Tumoren, vor allem im Gehirn, in der Pankreas, im Dickdarm, und Hals, begünstigen.“

Dieser Stoff wird bei Herstellung von Impfstoffen verwendet. In der Impfung selbst finden sich weniger als 10 ppm (parts per million = Teile pro Millionen).

Neomycinsulfat

„connectiv events“ schreibt dazu:
„Wird In seltenen Fällen mit Schläfrigkeit, Verlust des Gehörs, Atembeschwerden, Hautausschlag und Schwäche in Zusammenhang gebracht.“

Der Stoff dient im Herstellungsprozess dazu, die Kontaminierung durch Bakterien einzudämmen. Tatsächlich finden sich noch Spuren davon in den Impfungen, mit 0.025 Milligramm ist die Dosis aber viel zu gering, um toxisch zu wirken.

Octylphenolethoxylat (Triton X-100)

„connectiv events“ schreibt dazu:
„Studien haben gezeigt, dass diese Chemikalien die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen beeinträchtigen können.“

Hier finden wir eine typische Verwechslung in der Impfgegnerszene. „connectiv events“ verlinkt auf eine Studie des Bundestages, dort steht auch, dass dieser Stoff in Waschmitteln und Industriereinigern zu finden ist, „Nonyl- und Octylphenolethoxylat finden darüber hinaus auch als Spermizide Gebrauch“.
Hier wird aber Octoxynol-9, ein vaginales Spermizid, mit Octoxynol-10, einem Bestandteil von Impfstoffen, verwechselt.
Octoxynol-10, das auch als Octylphenolethoxylat bekannt ist, ist ein Tensid, das in einigen Grippeimpfstoffen in einer 1%igen Konzentration verwendet wird, um das inaktivierte Influenzavirus, das letztendlich in den Impfstoffen verwendet wird, weiter zu inaktivieren und anschließend zu „spalten“.
Die Dosis in einer Impfung beträgt weniger als 0.025 Milligramm.

Polymyxin B

„connectiv events“ schreibt dazu:
„Aufgrund seiner Toxizität (Giftigkeit) kommt es nur noch selten zum Einsatz. Die Nebenwirkungen: neurotoxische und nephrotoxische Reaktionen, wie steigender Blutspiegel, Schwindel, Apnoe, Fieber und Kopfschmerzen.“

Dies ist ein Antibiotikum, welches bei der Herstellung des Impfstoffes verwendet wird. Spuren davon (weniger als 0.025 Milligramm) sind manchmal in Grippeimpfungen enthalten, wiederrum zu wenig, um toxisch wirken zu können.

Quecksilber

„connectiv events“ schreibt dazu:
„Ein extrem giftiges Schwermetall, das in vielen Organen eingelagert wird und dort zu Schäden und zu schweren Erkrankungen führt. Wird auch mit Schlafstörungen und neurologische Störungen in Verbindung gebracht. (…) Im Impfserum wird das hochgiftige Quecksilber direkt in den Körper gespritzt.“

Nein, nein, nochmals nein!
Es findet sich kein Quecksilber in Impfungen, wohl aber eine Quecksilberverbindung, zu der wir gleich kommen werden.

Thimerosal/Thiomersal

„connectiv events“ schreibt dazu:
„Enthält Quecksilber und ist ein Neurotoxin; verursacht Nervenschäden. Thiomersal blockiert die Hirnentwicklung.Geimpfte, stillende Mütter geben ihr Thiomersal an Säuglinge ab, die geimpften und gesäugten Kinder zeigen massiven Anstieg des Thiomersals in Haaren.“

Es handelt sich um Ethylquecksilber, welches sich vom beschriebenen Methylquecksilber unterscheidet. Methylquecksilber findet sich häufig in Fischen und ist in großen Mengen schädlich. Ethylquecksilber hingegen wird vom Körper viel schneller abgebaut und ausgeschieden. Keine wissenschaftliche Studie hat einen Zusammenhang zwischen Ethylquecksilber und Autismus oder anderen schädlichen Wirkungen gefunden.
Mehrere Impfstoffhersteller haben sich im Jahr 1999 bereit erklärt, auf Thimerosal vorsorglich zu verzichten. Heute enthält kein Impfstoff außer dem Influenza-Impfstoff Thimerosal, es stehen allerdings Thimerosal-freie Alternativen zur Verfügung.

Die Dosis macht das Gift

Wie Paracelsus schon sagte: „Alle Substanzen sind giftig. Die richtige Dosis unterscheidet ein Gift.“
So verhält es sich auch mit den Substanzen innerhalb einer Grippeimpfung. So mancher dieser Stoffe sind tatsächlich toxisch, jedoch nur in größeren Mengen, nicht in den Minimalstmengen, wie sie in den Impfungen vorkommen.

Streng genommen ist auch Wasser giftig: Zuviel davon „eingenommen“, und man ertrinkt.
Zudem könnte man, um die „Schädlichkeit“ von Wasser zu beweisen, auch Blutkörperchen reinlegen. In einer ausgeglichenen Flüssigkeit geschieht den Blutkörperchen nichts, in einfachem Wasser hingegen werden sie zerstört. Beweist dies die Schädlichkeit von Wasser?

Somit finden sich zwar tatsächlich Spuren der meisten oben angeführten Stoffe in Impfungen, eine Schädlichkeit jedoch alleine aus deren Vorhandensein zu schließen, ist reine Panikmache und unfundierte Impfgegner-Propaganda.

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