Faktencheck: Das Flugblatt in Ravensburg gegen 5G

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Autor: Ralf Nowotny

Ist die 5G-Panik gerechtfertigt?
Ist die 5G-Panik gerechtfertigt?

In Ravensburg wird derzeit ein Flugblatt verteilt, welches vor „5G Versuchen an der Bevölkerung“ warnt.

Der Text des Flugblattes lautet:

„Nein zu 5G Versuchen an der Ravensburger Bevölkerung!

Auf (fast) jeder Ravensburger Straßenlaterne soll demnächst ein strahlender Handymast installiert werden, dessen Sendeleistung jederzeit sogar noch weiter hochgedreht werden kann.

AUCH IHRE WOHNUNG IST MASSIV BETROFFEN!

Unterstützen Sie die Online-Petition gegen diesen 5G-Versuch!“

Von wem stammt das Flugblatt?

Auf dem Flugblatt findet sich kein Urheber. Einzig auf eine Petition wird verwiesen, welche man online unterzeichnen solle, zu finden wären diese indem man nach „5G“, „Weinert“ und „Petition“ googlen solle.
So findet sich auch tatsächlich eine Petition auf „change.org“, welche von einem Stefan Weinert erstellt wurde. Herr Weinert teilte uns aber mit, dass er nicht Ersteller des Flugblattes sei und den Urheber auch nicht kenne.
Der Sprecher der „Agenda-Arbeitskreis Mobilfunk Ravensburg“, Wolfgang Blüher, teilte uns mit, dass er ebenfalls nicht der Urheber des Flugblattes sei.
Somit ist der Ersteller des Flugblattes unbekannt.

Der Streit in Ravensburg

Seit Mitte 2018 regt sich der Widerstand in Ravensburg, als bekannt wurde, dass es interessierte Mobilfunkanbieter gäbe, welche in Ravensburg gerne ein Modellprojekt entwickeln würden.
Gegen dieses Projekt wendet sich der „Agenda-Arbeitskreis Mobilfunk Ravensburg„. Dessen Sprecher Wolfgang Blüher kritisiert die erhöhte Strahlenbelastung, welche mit einem hohen Gesundheitsrisiko verbunden sei, wie Studien belegen sollen.
Herr Blüher teilte uns zudem mit, dass der Arbeitskreis weder etwas mit dem Flugblatt noch mit der Petition zu tun habe.

Die Studien

Herr Wolfgang Blüher ließ uns freundlicherweise wissen, dass es mindestens drei Studien gibt, die sich auf 5G beziehen:
Die erste Studie bezieht sich auf die Wirkung hoher Frequenzen auf die Haut. Da sich das Frequenzspektrum von 5G im Bereich zwischen 24 GHz und 86 GHz bewegen kann und sich eventuell in den Sub-Terahertz ausdehnen lässt, wird befürchtet, dass die Schweißkanäle der Haut durch solche hohen Frequenzen beeinflusst werden.

In der zweiten Studie werden relevante elektromagnetische Frequenzen, Expositionsstandards und aktuelle wissenschaftliche Literatur zu den gesundheitlichen Auswirkungen von 2G-, 3G- und 4G-Exposition, einschließlich einiger der verfügbaren Literatur zu 5G-Frequenzen, beschrieben. Es wird die Frage aufgeworfen, inwiefern ein „Mischmasch“ der Frequenzen gesundheitsschädlich wirken könnte, sowie die Notwendigkeit eines vorsorglichen Ansatzes bei der Entwicklung neuer drahtloser Technologien.

Die dritte Studie hält fest, dass vorläufige Beobachtungen zeigten, dass hohe Frequenzen u.a. die Hauttemperatur erhöhen und die Genexpression verändern kann. Es seien nun weitere Untersuchungen im Bezug auf 5G nötig, da die bisherigen Ergebnisse auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung hindeuten.

Jene Studien untersuchten also zwar nicht direkt 5G, wohl aber die Auswirkungen der teilweise möglichen verwendeten Frequenzen. In einem internationalen Appell rufen zudem einige Ärzte zum Schutz vor nicht-ionisierenden elektromagnetischen Feldern auf.
Wichtig ist also, dass bei der immer noch laufenden 5G-Entwicklung die Bedenken, welche in den Studien offengelegt werden, beachtet werden.

Auch gab es eine Studie in Brasilien, welche sämtliche Krebsfälle in den Jahren 1996 – 2006 untersuchte. Dabei wurden von insgesamt 22.494 an Krebs verstorbenen Personen 4.924 Fälle ausgewählt, die an Krebsarten erkrankten, welche durch Strahlung verursacht werden könnte. Es stellte sich heraus, dass über 81,37% der Fälle im Umkreis von 500 Metern von Sendemasten wohnten.

Das Problem mit der Brasilien-Studie

Man sollte meinen, dass die Studie, welche auch in der Petition erwähnt wird, aufrüttelnd sein soll. Doch gibt es auch viele Zweifel daran, da beispelsweise die Strahlengrenzwerte in Brasilien weitaus höher liegen als hierzulande. Zudem können die genannten Krebsarten, sogenannte Neoplasia, zwar tatsächlich durch erhöhte Strahlenwerte verursacht worden sein, aber auch durch Brustzysten, die in der Schwangerschaft entstehen, durch eingekapseltes abgestorbenes Gewebe nach Insektenstichen, durch Schilddrüsenerkrankungen und anderen Drüsenschwellungen.

Somit hinkt die Studie daran, dass sie eine Einzigkartigkeit besitzt. Es gibt keine vergleichbaren Studien, die die Ergebnisse verifizieren könnten, auch ist nicht klar, ob die Nähe zu den Sendemasten nun eine Kausalität (Die Funkmasten haben einen Einfluss auf die Krebsrate) oder eine Korrelation (Menschen in der Nähe von Funkmasten haben ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken) ist.

Was nun so gleich klingt, unterscheidet sich jedoch gewaltig:
Die Korrelation beschreibt zwei Merkmale (Funkmasten und Krebs), jedoch müssen diese beiden Punkte nicht im Zusammenhang stehen, es kann sich auch um eine Scheinkorrelation handeln.
Ein anderes Beispiel für eine Scheinkorrelation:
Je öfter Nicholas Cage in Filmen auftauchte, umso mehr Leute sind in Pools ertrunken.
Eine Korrelation bedeutet also nichts zwangsläufig dass das Eine durch das Andere verursacht wurde. Und genau das kann die Studie leider nicht nachweisen.

Sind Wohnungen massiv betroffen?

Da haben wir das Problem bei 5G:
Genau das ist nämlich nicht der Fall. Da 5G ein höheres Frequenzspektrum als 4G nutzt, kann es eben Wände und andere Hindernisse sehr viel schlechter durchdringen. 5G hat also ein physisches Problem. Es fehlen noch Lösungen, wie auch innerhalb von Gebäuden eine 5G-Abdeckung stattfinden soll.

Kein 5G in Palm Beach?

In der Petition wird aufgeführt, dass nahe der Wohnungen von Donald Trump und Bill Gates sich ebenfalls kein 5G befände. Das stimmt… noch.

Wahrscheinlich wird in der Petition, dessen Text grösstenteils von einem Artikel der teilweise esoterisch angehauchten Seite „Zentrum der Gesundheit“ stammt, von „Palm Beach“ gesprochen. An jenem Ort haben sowohl Gates als auch Trump Wohnsitze, und der Ort hat noch eine andere Besonderheit: Er hat noch kein 5G.

Doch warum dies (bisher) so ist, begründet sich einfach:
Palm Beach ist die Stadt der Milliardäre. Und dort wurde sich tatsächlich lange dagegen gesträubt, diesen schillernden Ort durch Mobilfunkmasten zu „verunstalten“.
Die „Palm Beach Research Group“ erklärte jedoch im November, dass auch Palm Beach nun 5G bekommen werde, auch wird dort in einem ausführlichen Artikel erklärt, warum die schwerreichen Einwohner deswegen nicht krank werden.

Fazit

Das Flugblatt beinhaltet hauptsächlich unbegründete Panikmache oder halbwahre Informationen. Zwar sollten tatsächlich noch genauere Studien über 5G durchgeführt werden, aber genau aus dem Grunde gibt es ja immer noch Tests, die sich noch eine ganze Weile hinziehen werden.

Viele haben Panik wegen dem angepeilten Zeitpunkt 2020, in dem 5G eingeführt werden soll.
Doch zu diesem Zeitpunkt werden noch die wenigsten Smartphones überhaupt fähig sein, 5G nutzen zu können. Ausserdem ist auch technisch und physisch noch viele Hürden zu überwinden, so dass noch nicht einmal die genaue Anzahl und Orte der Sendemasten wirklich klar sind, einzig ungefähre Schätzungen existieren.

Wir sollten sicher nicht blauäugig jede neue Technologie annehmen, nur weil sie uns schmackhaft gemacht wird, besonders nicht, wenn vornehmlich die Industrie und Wirtschaft erst einmal Vorteile davon bekommt.
Falsch jedoch ist es auch, alles von vornherein zu verteufeln, solange es noch keine gesicherten Erkenntnisse gibt, ob und in welchem Rahmen 5G wirklich gesundheitsschädigend ist.

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