WhatsApp will Daten an Facebook geben: So what?!

Autor: Tom Wannenmacher

Neue Nutzungsbedingungen! WhatsApp will Daten an Facebook geben: So what?!

Hinweis: Hierbei handelt es sich um einen Inhalt unseres Kooperationspartners Checked4you

Facebook wertet aus, was Nutzer auf WhatsApp machen.

WhatsApp hat am 25. August 2016 seine Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung geändert.

Die informieren den Nutzer nun darüber, dass die App Telefonnummern, Adressbucheinträge und andere Infos an alle Unternehmen, die zu Facebook gehören, sendet. Das sind unter anderem Instagram und Oculus, aber auch eine Reihe weiterer Firmen. Seit 2014 gehört auch WhatsApp zu Facebook. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat das Messenger-Unternehmen deshalb verklagt.

Und nun?

Wir sagen es vorweg: Wenn Daten von dir nicht an Facebook-Unternehmen weitergegeben werden sollen, kannst du WhatsApp gar nicht mehr nutzen und du solltest dein Profil löschen.

Aber auch wir wissen, dass das schwierig wird, weil inzwischen fast jeder über den Messenger kommuniziert, obwohl es sicherere Alternativen gibt. Einige davon – nämlich Threema, Hoccer, SIMSme, Telegram, Signal und Wire – hat sich die Verbraucherzentrale NRW in Bezug auf Stärken und Schwächen im Datenschutz angesehen.

Weil nun über WhatsApp in den Medien viel berichtet wird und hier und da auch Gerüchte verbreitet werden, geben wir dir Antworten auf häufige Fragen.

Was will WhatsApp an die anderen Facebook-Unternehmen übertragen?

In einem FAQ-Eintrag heißt es:

„Einige deiner Account-Informationen, wie die Telefonnummer, mit der du dich verifiziert hast, als du dich bei WhatsApp registriert hast und die Zeit, wann du das letzte Mal unsere Dienste verwendet hast.“

Das sind aber nur Beispiele. Theoretisch kann WhatsApp alle gesammelten Infos auch an Facebook und die anderen Firmen des Konzerns gehen. WhatsApp speichert laut Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung unter anderem deine Handynummer, ein eventuell genutztes Profilbild, deinen Profilnamen und einen eventuell eingegebenen Status.

Außerdem werden alle Einträge im Adressbuch deines Smartphones regelmäßig an WhatsApp gesendet – und damit nun wahrscheinlich auch an Facebook. Das finden wir besonders heftig: Die Handynummer von Chefs oder Lehrern, Eltern, Freunden, Ärzten oder wen auch immer du sonst noch so in deinem Phone gespeichert hast, gehen an WhatsApp, Facebook und Co., ohne dass die betroffenen Personen das je erlaubt hätten.

Weitere wichtige Daten für WhatsApp und Facebook sind die so genannten Metadaten: Mit wem schreibst du dir wann und wie oft, welche Leute sind mit dir in welchen WhatsApp-Gruppen, mit welchen Geräten nutzt du die App, wo nutzt du die App (sofern du ihr Zugriff auf den Standort gewährst)?

Ich entziehe WhatsApp einfach die Berechtigung, auf meine Kontakte zuzugreifen. Bringt das was?

Bei iOS, Windows und Android ab Version 6.0 (Marshmallow) kannst du Berechtigungen für Apps sperren. Lässt du WhatsApp nicht mehr auf deine Kontakte zugreifen, hat das folgenden Effekt: du siehst nicht mehr unbedingt, wer dir schreibt, denn es werden nur noch die Nummern der Absender angezeigt. Falls sie ihre Namen oder Pseudonyme bei WhatsApp angegeben haben, siehst du die.

Falls nicht, kann es zum Rätselraten werden, mit wem du gerade chattest. Außerdem bleibt trotzdem das Problem, dass WhatsApp analysieren kann, mit welchen Nutzern du wann und wie oft etc. schreibst. Außerdem könntest du damit gegen WhatsApps Nutzungsbedingungen verstoßen, in denen es heißt: „Du stellst uns regelmäßig die Telefonnummern von WhatsApp-Nutzern und deinen sonstigen Kontakten in deinem Mobiltelefon-Adressbuch zur Verfügung.“ Wenn du die Daten deiner Kontakte schützen willst, dann lösche lieber deinen WhatsApp-Account und wechsle den Messenger.

Werden meine Nachrichteninhalte übertragen?

Laut WhatsApp nicht. Die Inhalte würden verschlüsselt übertragen, sofern alle Chat-Teilnehmer eine App-Version nutzen, die nach dem 2. April 2016 veröffentlicht wurde.

Können andere auf Facebook oder Instagram lesen, was ich auf WhatsApp schreibe?

Nein. Diese Dienste können laut Aussage von WhatsApp nicht auf die Inhalte deiner Nachrichten zugreifen, weil sie verschlüsselt sind.

Was könnte Facebook mit den WhatsApp-Daten machen?

Als offizielle Gründe gibt WhatsApp an, dass unter anderem Spam und Missbrauch verhindert werden sollen, die Infrastruktur und Zustellsysteme verbessert und sicherer gemacht werden sollen und man die Art der Nutzung der Dienste verstehen wolle.

Gerade der letzte Punkt ist wohl am wichtigsten, denn er ermöglicht, dass Facebook oder Instagram dir aufgrund deiner Aktivitäten bei WhatsApp neue „Freunde, Verbindungen oder interessante Inhalte“ vorschlagen können und „um relevante Angebote und Werbeanzeigen zu zeigen“.

Wenn du also Firmen in deinem Adressbuch gespeichert hast, könntest du auf Facebook von denen Werbeanzeigen sehen, statt von anderen Unternehmen, die möglicherweise bessere Angebote haben. Das ist so, als würde plötzlich jemand die Post in deinem Briefkasten durchwühlen, um zu gucken, von wem du Briefe bekommst und anhand dieser Infos entsprechende Werbeprospekte mit einzuwerfen.

Okay, das macht Facebook schon lange so. Mit WhatsApp kommt nun aber eine weitere Quelle hinzu. Vor allem sind dadurch auch Menschen betroffen, die bislang keine Daten an Facebook gegeben haben.

Ich konnte doch den neuen AGB mit einem Haken widersprechen. Wozu die Aufregung?

Falsch! Anders als von vielen behauptet, konntest du nie der Datenübertragung von WhatsApp an Facebook widersprechen, sondern höchstens dem Umstand, dass Facebook die erhaltenen Daten für Werbung nutzen darf.

Und das auch nur, wenn du WhatsApp schon vor dem 25. August 2016 genutzt hast.

Wer sich nach diesem Datum erst angemeldet hat, bekam keine Möglichkeit mehr, die neuen Nutzungsbedingungen und die Datennutzung zu Werbezwecken abzulehnen. Unter der Anleitung, wie man der Nutzung zu Werbezwecken widerspricht, schreibt WhatsApp, dass Facebook und die anderen Unternehmen der Gruppe die Daten trotzdem für andere Zwecke bekommen.

Was meint WhatsApp mit „Nutzung zu Werbezwecken“?

Konkret kann das bedeuten, dass du auf Facebook gezielt Werbeanzeigen von Firmen erhältst, die du in deinen WhatsApp-Kontakten gespeichert hast. WhatsApp selbst kündigt auch die Möglichkeit an, dass Nutzer von solchen Firmen künftig WhatsApp-Nachrichten erhalten könnten.

Ich habe nicht zugestimmt und komme jetzt nicht mehr in die App, um meinen Account zu löschen. Was nun?

Den eigenen WhatsApp-Account kann man nur in der App löschen. Dorthin ist der Weg nun dicht, wenn du den neuen AGB nicht zustimmen willst. Nach Ansicht der Verbraucherzentralen muss WhatsApp unbedingt einen anderen Weg schaffen und auch in dieser Situation auf Wunsch der User das Profil löschen. Wer nur WhatsApp deinstalliert, statt seinen Account vollständig zu löschen, bliebt weiterhin Nutzer mit seinen Daten und denen seiner Kontakte.

Ist das alles zulässig, was WhatsApp und Facebook da machen?

Auf keinen Fall, meinen Verbraucher- und Datenschützer. Deshalb hat der Verbraucherzentrale Bundesverband den Messenger-Anbieter bereits abgemahnt. Hamburgs Datenschützer Johannes Caspar hat per Anordnung untersagt, dass Facebook die Daten von WhatsApp-Nutzern verarbeiten darf. Bereits übermittelte Daten sollen gelöscht werden. Facebook kann hingegen gegen die Anordnung vorgehen. Wahrscheinlich dauert es noch ein paar Jahre, bis Gerichte hierzu ein Urteil fällen.

Quelle: checked4you

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.