„Soeben aus Ungarn erhalten, es geht schon wieder los”

Autor: Andre Wolf

Ein Grenzzaun. Auf der einen Seite stehen Grenzposten, auf der anderen Seite eine größere Menschenmenge.

Bei der Menschenmenge dürfte es sich um flüchtende Menschen handeln, de durch den Grenzzaun gestoppt werden. Das Bild erinnert an die Jahre 2015 und 2016, als viele Menschen nach Europa geflüchtet sind und Ungarn einen Grenzzaun an Serbiens Grenze errichtete, um die Ein-/Durchreise von Flüchtlingen zu verhindern (vergleiche).

Nun ist dieses Foto aufgetaucht, welches mit dem Satz „Soeben aus Ungarn erhalten, es geht schon wieder los!!” versehen ist. Das Foto wurde unter anderem am 20. Mai 2018 veröffentlicht und ist auf zwei verschiedenen Ebenen problematisch:

  1. Was soll wieder losgehen?
  2. Stammt das Bild von „soeben”?

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Kurz zu der “es geht schon wieder los” Situation: Es gibt derzeit keinerlei Zahlen, die in irgendeiner Weise belegen, dass es aktuell so viele Asylanträge wie im Jahr 2016 geben würde. Im Gegenteil, die offiziellen Zahlen bilden eine vergleichsweise niedrige Anzahl an Erstanträgen ab. In einem aktuellen Artikel vom 16. Mai 2018 der Bundeszentrale für politische Bildung erfährt man:

2015 hatten 476.649 Menschen in Deutschland Asyl beantragt. Zwischen Januar und Dezember 2017 nahm das Bundesamt insgesamt 222.683 Asylanträge entgegen. Im laufenden Jahr 2018 waren es 63.972 Anträge.

Die dort eingebettete Statistik zeigt ebenso, dass die neuen Erstanträge seit September 2016 stark rückläufig sind.

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Kurz zur Info: Es handelt sich um die offiziellen Zahlen zu Asyl in Deutschland. Diese werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erhoben und veröffentlicht. Darunter fallen neben Zahlen der registrierten Asylsuchenden und der gestellten Asylanträge auch Daten zu Herkunftsländern, Altersgruppen und Entscheidungsquoten, die das BAMF monatlich in seinen Asylgeschäftsberichten und Asylgeschäftsstatistiken veröffentlicht.

Das Alter des Bildes

Wie kann man denn nun herausfinden, ob so ein Bild möglicherweise bereits etwas älter ist? Dabei hilft die Bildersuche auf Google und sie zeigt ein erstaunliches Ergebnis: Das Bild wurde bereits im Jahr 2016 verwendet (vergleiche), jedoch gibt es kaum Fundstellen. Das hat einen besonderen Grund: Das Foto wurde gespiegelt (vergleiche). Dabei handelt es sich um einen kleinen Trick, der immer wieder angewendet wird, wenn man die Herkunft eines Bildes verschleiern möchte.

Und genau das ist hier auch geschehen, entspiegelt man die Darstellung, dann findet man dieses Bild in seiner korrekten Darstellung und auch in seinem historisch korrektem Umfeld. Das Bild wurde am 15. September 2015 an verschiedenen Stellen veröffentlicht, so heißt es beispielsweise auf Vol.at zu diesem Foto:

Ungarn macht die Grenzen dicht:
Nachdem Ungarn am Montagabend den 175 Kilometer langen Grenzzaun zu Serbien dicht gemacht hat, sammelten sich die Flüchtlinge heute auf der serbischen Seite. Zudem gab es erste Festnahmen aufgrund der seit heute verschärften Einwanderungsgesetze. Die ungarische Regierung will zudem mit Vorbereitungsarbeiten für die Verlängerung des Grenzzaunes in Richtung Rumänien beginnen.

Auch der Spiegel schrieb zu diesem Foto am 15.09.2015:

Ungarn will weitere Teile seines Territoriums mit einem Zaun absichern – jetzt auch entlang der Grenze zum EU-Nachbarland Rumänien.

So geht´s!

Die Bildersuche auf Google öffnet man entweder direkt über die Adresse https://www.google.at/imghp oder alternativ über die Startseite der Suchmaschine, indem man oben rechts auf den Begriff „Bilder” klickt. Darauf öffnet sich (in beiden Fällen) eine leicht veränderte Eingabefläche. Man findet den Hinweis „Google Bilder” vor, im Eingabefeld erscheint ein kleines Symbol in Form einer Kamera.

Herzlich willkommen, hier bist du richtig. Hier beginnt die Websuche für Bilder. Als nächstes müssen wir ein Bild in diese Suche laden.

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So bekommst du ein Bild in die Suchmaschine:

Drag & Drop

Dafür sind im Vorfeld 2 Browserfenster, bzw. besser 2 Browsertabs notwendig. In dem einen befindet sich das Bild, in dem anderen die Suchmaschine. Man klickt das gewünschte Bild mit der linken Maustaste an und hält die Maustaste gedrückt. Nun fährt man mit dem Mauszeiger und weiterhin gedrückter Maustaste auf den Reiter für das Suchmaschinenfenster. Dieses wird durch das reine Führen des Mauszeigers mit gedrückter Maustaste aktiviert. Nun fährt man mit dem Mauszeiger auf das Suchfeld und lässt erst dort die linke Maustaste los. Man hat quasi das Bild mit der Maus in das Suchfeld geworfen.

Upload

Eine zweite Variante stellt ein temporärer Download dar. Man speichert kurz das gewünschte Bild auf der Festplatte ab, wechselt in die Suchmaschine, tippt dort auf das Fotosymbol und wählt die Funktion “Bild hochladen”. Nun muss man nur noch das gewünschte Bild von der Festplatte auswählen. Hierfür ist es auch hilfreich, ein Screenshotprogramm (beispielsweise Greenshot) installiert zu haben, mit dem man beliebig Screenshots aufnehmen und auch abspeichern kann. Diese gespeicherten Bildschirmfotos lassen sich an dieser Stelle angenehm laden.

Rechte Maustaste

Sehr bequem: Der Browser Google Chrome, sowie dessen Verwandte, besitzen mittlerweile einen eingebauten Auswahlpunkt zur Bildersuche. Man klickt einfach mit der rechten Maustaste auf das gesuchte Bild und wählt in dem geöffneten Dialogfenster den Punkt  “In Google nach diesem Bild suchen” aus. Dass ist tatsächlich der einfachste Weg, wird jedoch nicht von jedem Browser unterstützt.

Die eigentliche Aufgabe: Ergebnisse bewerten!

Egal, wie man ein Bild in die Bildersuche schickt: Man bekommt so gut wie immer ein Ergebnis. Doch diese Ergebnisse sagen lediglich aus, ob und wo das gesuchte Bild überall noch auftaucht. Wer jetzt auf der Suche nach der ursprünglichen Verwendung, bzw. der ursprünglichen Information zu einem Bild ist, muss entsprechend nach der ursprünglichsten Version des Bildes suchen und dementsprechend sortieren. Hierzu gibt es ein paar Faustformeln, anhand derer man Bilder bewerten kann:

  • je älter die Fundstelle, desto ursprünglicher
  • je höher aufgelöst das Bild, desto ursprünglicher
  • je größer der Bildausschnitt, desto ursprünglicher

Für diese Suche setzt man die Filter ein, mit denen man im Schachtelprinzip nach der ältesten Fundstelle suchen kann. Hier der Hinweis: Man startet nicht nur eine Suche, sondern am Ende immer mehrere hintereinander, mit immer feiner eingestellten Filtereinstellungen, die auf den vorherigen Suchergebnissen basieren. Wie bereits erwähnt, Übung ist hier alles!

Mimikama meint:

Ich glaub, es geht schon wieder los! Das kann doch wohl nicht wahr sein!

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