Gibt es E-Cards mit einem 13. Monat?

Autor: Kathrin Helmreich

Momentan erhalten wir viele Anfragen zu einer österreichischen E-Card, die im Geburtsdatum einen 13. Monat zeigt.

Das Bild wird oft in Begleitung von erzürnten Kommentaren gepostet und verunsichert Nutzer.
Denn zu sehen ist eine österreichische E-Card, die vom österreichischen Sozialversicherungsträger ausgegeben wird und den Krankenversicherungsschutz ausweist.
Und diese E-Card zeigt als Geburtsdatum den 01.13.11. Was? Es gibt einen 13. Monat?
So sieht der Beitrag aus, der auf Facebook geteilt wird:
image
Quelle: Facebook / Screenshot Mimikama

Bild im Klartext:

Habt ihr schon solche E-cards gesehen? Die betreffende Person hat am 1.13. Geburtstag. Warum? Weil alle Zuwanderer ohne Pass automatisch den 1.1. als Geburtsdatum kriegen und mittlerweile nimmt es das System nicht mehr, weil es einfach ZU VIELE sind. Deshalb hat man prompt ein 13tes Monat dazu geschummelt. Wien ist andersMIMIKAMAMIMIKAMA

Was ist dran an diesen Behauptungen?

Stimmt also die Aussage, dass Zuwanderer ohne Pass automatisch den 1.1. als Geburtsdatum zugewiesen bekommen? Und stimmt es, dass ein 13. Monat erfunden wurde, weil es zu viele Zuwanderer ohne Pass gibt und „das System“ diese nicht mehr aufnehmen kann?
Räumen wir zuerst einmal ein wenig auf:
Die Aussage, dass betroffene Zuwanderer ohne Pass automatisch den 1.1. als Geburtsdatum zugewiesen bekommen, stimmt so nicht ganz.
Die ayslkoordination österreich teilte in einer Stellungnahme zum Entwurf eines Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungsgesetzes nämlich folgendes mit:

Junge AsylwerberInnen haben immer wieder das Problem, dass sie bei verschiedenen Behörden mit unterschiedlichen Geburtsdaten registriert werden. So kann es sein, dass ein Obsorgebeschluss des Bezirksgerichts eine Person als Minderjährigen ausweist, das Bundesasylamt allerdings (aufgrund einer medizinischen Altersbegutachtung) von seiner Volljährigkeit ausgeht. Auch die Sozialversicherungsnummer (bzw, die von der Sozialversicherung eingetragenen Geburtsdaten) trägt zur Verwirrung bei. Die Eintragung erfolgt entsprechend der von den Asylbehörden zunächst aufgenommenen Daten. Dabei kommt es häufig zu Fehlern, da viele Jugendliche nur ihr Geburtsjahr, nicht aber ihr exaktes Geburtsdatum wissen; oder nur angeben können, dass sie z.B. 16 Jahre alt sind. Auch Fehler bei der Umrechnung (Islamischer Kalender/Gregoriantischer Kalender) oder bei der Übersetzung sind keine Seltenheit. Regelmäßig bekommen die Jugendlichen in diesen Fällen die Sozialversicherungsnummer. XXXX 01.01.XX – bzw. wenn bereits alle möglichen Nummern vergeben sind die SVNr. XXXX01.13.XX – zugewiesen.


Das heißt:
Wenn nicht eindeutig klar ist, wann der Betroffene Geburtstag hat, dann erst wird der 1.1. als Geburtsdatum verwendet – und das unabhängig davon, ob dieser einen Pass hat oder nicht. Dabei kann es auch vorkommen, dass als Geburtsmonat der 13. zugewiesen wird, weil bereits alle möglichen Nummernkombinationen des 1.1.XX vergeben sind.
Nicht aber, weil es zu viele Zuwanderer gibt und dabei „die Systeme“ crashen.
Und diese Praktik gibt es auch nicht quasi erst seit gestern.
Denn dieser 13. Monat, bzw. die verschiedenen Geburtsdaten, die der Betroffene demnach hat, bereiten auch Probleme. Viele können schwer erklären, warum sie vier verschiedene Geburtsdaten haben oder im Monat des 13. geboren sein sollen. Arbeitgeber gehen meist von gefälschten Dokumenten aus oder Gerüchte kommen auf, dass hier eben „geschummelt“ wird.
Deshalb wurde bereits 2013 über einen neuen Gesetzesentwurf gebrütet, um einen Ansatz zur Lösung dieser Problematik zu finden.

Ergebnis:

Ja, es gibt E-Cards mit einem 13. Monat im Geburtsdatum.
Diese werden vergeben, wenn alle möglichen Nummern des 1.1.XX bereits vergeben sind.
Hierbei handelt es sich jedoch um keine neuartige Praktik, sondern das wird schon seit Jahren so gemacht.
Die Aussage also, dass “das System” die Zuwanderer ohne Pass nicht mehr nehmen könne, weil es zu viele wären, ist demnach so nicht korrekt.
Hier handelt es sich um eine missinterpretierte Halbwahrheit.

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.