Diagnose Games-Sucht: Kategorisierung als Krankheit nicht sinnvoll

Autor: Kathrin Helmreich

Psychologen warnen eindringlich vor Anerkennung als Krankheitsbild

Zu viel Videospielen ist eine Sucht. Das scheint für manche so klar, dass es mittlerweile einen Vorschlag für die Aufnahme des „Internet-Spielzwangs“ in die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) gibt.

Diese Hast, Vielspielen zu pathologisieren, sei bedenklich, warnen Psychologen in einer aktuellen Studie. Denn es sei viel zu unklar, was genau das angebliche Krankheitsbild eigentlich ausmacht.

Aus ihrer Sicht ist zudem so manche Studie, die Games-Sucht als verbreitetes Problem darstellt, vor allem eines: schlechte wissenschaftliche Arbeit.

Pseudo-Wissenschaft

Würde der sogenannte Internet-Spielzwang in die ICD aufgenommen, könnten Games-Kritiker fröhliche Urstände feiern. Denn dann würde es womöglich gar erschreckend leicht, Gamer einfach als krank abzustempeln.

„Im Feld der ‚Videospiel-Sucht‘ gibt es eine Inzidenzrate von 0,8 bis 50 Prozent, je nachdem, welche Studie man sich ansieht“,

betont Erstautor Anthony M. Bean gegenüber dem Games-Nachrichtenportal „Polygon“. Schon diese riesige Diskrepanz zeigt für sein Team, dass da eher unsaubere Wissenschaft betrieben wird, als dass es Belege für ein neues Krankheitsbild liefert.

Aus Sicht von Bean und Kollegen haben manche Psychologen mit einer undurchsichtigen, breiten Definition der angeblichen Sucht das ganze Hobby Games diskreditiert.

Ein Problem sei, dass irgendwelche Psychologen einfach davon ausgegangen sind, dass sie das Konzept der Sucht, wie es beispielsweise von Drogen bekannt ist, einfach so auf Games umlegen können. Doch das sei nicht angebracht.

„Das könnte man genauso gut für Football machen“,

meint Bean. Immerhin gäben Sportler für ihre Berufung ja auch alles. Wer wiederum gerne liest, verschlinge Bücher bisweilen regelrecht und denke auch an sie, wenn er sie beiseitelegen muss.

„Warum ist das keine Sucht?“

Stigmatisierung als Problem

Die Studie im Journal „Professional Psychology: Research and Practice“ verurteilt Pläne für die Aufnahme des Internet-Spielzwangs in die ICD daher als voreilig.

Bean verweist beispielsweise darauf, dass manche Menschen womöglich Games nutzen, um mit Depressionen umzugehen oder Stress abzubauen. Zudem hinterfragt er, ob eine Stigmatisierung von Games nicht eigentlich mehr Schaden anrichtet, als nutzt.

„Leute sagen zu ihren Partnern oder Kindern: ‚Oh mein Gott! Du bist süchtig nach Games. Du kannst die Finger nicht davon lassen! Was wirst du dagegen tun? Ich will nichts mit dir zu tun haben, wenn du diese Spiele zockst'“,

meint Bean. Dabei sei nachgewiesen, dass solchen Meinungen ausgesetzt zu werden, bei Betroffenen letztlich Depressionen verursachen kann.

„Das kann wirklich ihre komplette Psyche beeinträchtigen, ihr komplettes Selbstwertgefühl.“

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