Ist in Deutschland die Krätze zurück?

Autor: Kathrin Helmreich

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Wir erhielten eine Anfrage zu einem Bericht mit dem Titel “Schrecklich: Diese schlimme Krankheit ist zurück in Deutschland!”

Doch um welche schlimme Krankheit handelt es sich eigentlich?
Es geht um die Krätze – fachsprachlich auch Skabies genannt.
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Quelle: Facebook Anfrage / Screenshot Mimikama

Was ist dran an diesem Artikel?

Er trifft zu, denn seit 2016 kommt es bundesweit zu einem deutlichen Anstieg der Krätze in Deutschland.

Was ist Krätze?

Die Krätze wird durch die Krätzmilbe ausgelöst, die ein auf den Menschen angepasstes Spinnentier ist. Die Krätzemilben (Sarcoptes scabiei var. Hominis) sind ca 0,3 bis 0,5mm groß und lassen sich mit dem bloßen Auge gerade noch als kleine Punkte wahrnehmen.



Die Atmung der Milben erfolgt über deren Hautoberfläche, daher bewegen sich die Tiere nur in den oberen Hautschichten des Menschen. Die Milbe braucht ca. 20 – 30 Minuten, um in die Haut zu gelangen. Dabei graben die Weibchen nach der Begattung, die auf der Hautoberfläche des Menschen stattfindet, kleine Gänge und legen dort ihre Eier ab, aus denen nach ca. 2 – 3 Tagen Larven schlüpfen, die die Haut verlassen.
Die Weibchen überleben noch bis zu 60 Tage, verlassen die menschliche Haut jedoch in der Regel nicht. Die Larven entwickeln sich auf dem Menschen, jedoch nicht in der Haut, zu adulten Milben.

Die Krätze kommt weltweit vor und betrifft Menschen jeden Alters.

In Ländern mit einem kühleren Klima, wie etwa Deutschland, gibt es eine höhere Ansteckungsrate im Winter, während in wärmeren Klimazonen die Krätze eine endemische Massenerkrankung darstellt.
Da die Krätzemilben sehr temperaturempfindlich sind, überleben die Tiere bei 34°C Umgebungstemperatur weniger als 24 Stunden, bei 50°C, wie im Trockner oder der Waschmaschine, nicht länger als 10 Minuten. Je länger die Milbe vom Menschen getrennt ist, desto eher stirbt sie.

Wie kann ich mich mit der Krätze anstecken?

Die Krätze wird durch direkten Hautkontakt übertragen. Die Übertragung eines begatteten Milbenweibchens reicht dabei für eine Ansteckung aus.
Da sich die Krätzemilben nur sehr langsam bewegen, braucht es jedoch einen langen und andauernden Hautkontakt von gut 5 – 10 Minuten, um sich anzustecken (z. B. bei der Pflege von kranken und alten Menschen, beim Liebesspiel, beim Kuscheln mit Kindern und Familienangehörigen). Ein kurzer Körperkontakt reicht bei einer gewöhnlichen Krätze nicht aus, um sich anzustecken (Begrüßungsküsse, Händeschütteln, Umarmungen usw.).
Daher sind Personen, die sich in der Regel anstecken, Paare, eng vertraute Geschwister, Eltern mit Kindern, pflegebedürftige Personen und deren Betreuer sowie Personal in Kinderkrippen. Die Krätze taucht dort auf, wo viele Menschen sich mit engem Körperkontakt zusammen aufhalten.
Rein theoretisch ist auch eine Übertragung über Textilien (Bettwäsche, Wolldecken, Unterwäsche und Verbandstoffe) möglich, aber aufgrund der langsamen Bewegungen der Milben und der rasch abnehmenden Ansteckungsfähigkeit außerhalb der Haut eher selten (in Studien 2 von 63 oder 4 von 272 Probanden, Burgess I 1994).
Natürlich ist bei der Migration von Menschen aus Ländern mit einer höheren Rate an Krätzefällen und auch durch Fluchtbedingungen eine leichtere Ansteckung zu beachten. Dennoch lassen sich besonders in Flüchtlingsunterkünften kaum vermehrte Fälle von Krätze ausmachen, da es hier (außer innerhalb der Familien) selten zu so engen Körperkontakten kommt, wie es zur Übertragung der Krätze nötig wäre.
Warum sich im gesamten Bundesgebiet und auch in den Nachbarländern die Krätze wieder vermehrt verbreitet, ist bisher leider völlig ungeklärt.

Krätze bekommen doch nur unsaubere, unhygienische Menschen?

Das ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Die Krätze taucht dort auf, wo viele Menschen eng zusammen sind: Altenheime, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser.
Die in die Haut eingegrabenen Milben überleben sogar Schwimmbadbesuche, Bäder, Duschen, Seifen und das sogar dann, wenn man täglich Gebrauch davon macht.

Warum juckt die Krätze so?

Der Körper erkennt das fremde Eiweiß der Milbe und reagiert darauf mit einer Entzündung, ähnlich einer Allergie gegen Nickel.
Diese Reaktion des Körpers ist verantwortlich für den Juckreiz und dieser wiederum für die durch das Kratzen entstandenen Hautveränderungen.

Ist die Krätze gefährlich und wie wird sie behandelt?

In aller Regel: Nein!
Sie ist extrem unangenehm, aber NICHT GEFÄHRLICH.
Eine Ausnahme stellt hier die Borkenkrätze (Scabies crustosa) dar, welche mit sehr deutlichen und borkenartigen Krusten einhergeht und bei der der krätzetypische Juckreiz völlig fehlen kann. Hier besteht die Gefahr für eine Superinfektion mit Bakterien, die dann gefährlich werden können.
Nach der Diagnose beim Arzt gibt es seit 2016 ein zugelassenes Mittel mit dem Wirkstoff Ivermectin, welches nach einer einmaligen Behandlung schon alle Milben in und auf der Haut sowie alle Eier sterben lässt.
Auch sollten alle Kleidungsstücke, Bettwäsche und Handtücher bei 60°C gewaschen werden.
Betten, Sessel und andere Möbel sowie der Fußboden lassen sich durch intensives Absaugen mit dem Staubsauger von Milben befreien. Textilien wie Schuhe oder Plüschtiere, die sich nicht gut waschen lassen, können für ein bis zwei Tage in der Tiefkühltruhe eingefroren oder für zwei Wochen in Plastiktüten eingeschlossen werden, damit die Milben keine neuen Wirte finden und absterben. Um die Milben möglichst schnell loszuwerden und neue Krankheitsschübe zu vermeiden, sollten Kleidung und Bettwäsche ein- bis zweimal täglich gewechselt werden. Ebenso sollten Handtücher nicht mehrmals benutzt werden. Gegenstände, die von anderen Personen mitbenutzt werden müssen, sollten regelmäßig desinfiziert werden.
Nach drei Tagen ist der Spuk in der Regel vorbei.

Ergebnis:

Ja, es gibt im gesamten europäischen Raum im Moment viel mehr Krätzefälle als in den letzten Jahren. Der Grund dafür ist weitgehend unbekannt. Bei Flüchtlingen besteht zwar eine größere Wahrscheinlichkeit, dass sie Krätze mitbringen, aber auch nur eine sehr geringe Möglichkeit, diese weiterzugeben.
Betroffen sind vor allem Kinder und pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige und Betreuer.
In der Regel ist die Erkrankung unangenehm, aber harmlos und lässt sich sehr gut und effektiv behandeln.
Diese „schlimme“ Krankheit ist also tatsächlich zurück. Trotzdem sind Panik und Angst völlig unbegründet.
Quellen: RKI-Ratgeber für Ärzte

Autorin: Anke M., Mimikama.at
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