Ramadankalender – gibt es den wirklich?

Autor: Kathrin Helmreich

Wir kennen bereits die Vorwürfe in Bezug auf den Schmunzelhasen und den Zipfelmann… doch ist dieser Kalender tatsächlich der endgültige Beweis dafür, dass eine Islamisierung stattfindet?

Seit gestern erreichen uns Anfragen zu diesem Bild:

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Das Bild zeigt den aktuellen Ramadankalender der Firma gama-zuckersuess für 2018. Die Firma gama produziert diesen Kalender nach Auskunft der Inhaberin seit 2015.

Verkauft wird er in diesem Fall bei Kaufland. Das Unternehmen bestätigte auf Anfrage, dass der Kalender tatsächlich erstmalig seit diesem Jahr verkauft wird.

[vc_message message_box_color=“green“ icon_fontawesome=“fa fa-check“]Es handelt sich also um KEINEN FAKE![/mk_info]

Was ist ein Ramadankalender?

Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalender. Da dieser sich nach dem 28-tägigen Mondzyklus richtet, verschiebt sich der Monat Ramadan 10 oder 11 Tage pro Jahr nach vorne und durchläuft somit allmählich alle Jahreszeiten. Der Ramadan endet mit einem dreitägigen Fest, dem Zuckerfest. Das Zuckerfest ist eines der höchsten Feste des Islams. Regional variierende Ramadankalender für Erwachsene zeigen neben dem genauen Datum auch die genaue Uhrzeit von Sonnenauf- und Untergang an, um die Gebets- und Fastenzeiten zu bestimmen.

Ramadankalender für Kinder wurden in Deutschland erstmals im Jahr 2000 von Ines Balcik für Kandil.de hergestellt und verkauft. Sie begleiten muslimische wie nichtmuslimische Kinder durch den Fastenmonat und lehnen sich dabei an das Prinzip des Adventskalenders an: An jedem Tag im Ramadan darf ein Kalenderfenster oder ein kleines Geschenkpäckchen geöffnet werden.

Auf Nachfrage von Mimikama antwortete die Erfinderung Ines Balcik:

Kandil produziert und verkauft keine Kalender mehr, einen Onlineshop habe ich bis ca. 2013 auf der Website betrieben. Über den Einzelhandel haben wir damals nicht verkauft.

In den letzten 18 Jahren habe ich immer mal wieder Anbieter kommen und gehen sehen. Erst in den letzten drei, vier Jahren haben sich einige fest etabliert.

Die Ramadankalender für Kinder unterstützen die interkulturelle Verständigung, denn mit ihnen wird spielerisch das Verständnis für andere Traditionen gefördert. Nicht nur der Advent ist eine Zeit voller Überraschungen, Geheimnisse, leuchtender Kinderaugen und besonderer Bräuche, auch die 30 Tage des islamischen Fastenmonats Ramadan sind eine Zeit der Gemeinsamkeit, der Besinnung und der Freude.

Ramadankalender für Kinder helfen, Verständnis für scheinbar unterschiedliche und im Grunde doch ähnliche Bräuche zu wecken.

Zwei Unterschiede gibt es jedoch:

Während der Adventskalender ungeduldigen Kindern hilft, die Zeit bis Weihnachten zu überbrücken, so hilft der Ramadankalender, jeden einzelnen Tag des Ramadan bewusst zu genießen – damit sich am Ende niemand mit den Tagen verzählt, wie es Nasreddin Hodscha einmal passierte, dem humorvollen orientalischen Volkshelden, der auf vielen Ramadankalendern abgebildet ist.

Zum andern soll, anders als der Adventskalender, der Ramadankalender erst abends geöffnet werden, wenn Familie und Freunde zum gemeinsamen Fastenbrechen versammelt sind. Dann erhalten die Kinder aus dem Ramadankalender ihre Iftar-Überraschung (türk. Iftarık). Das Iftarlık für Kinder hat eine lange Tradition in vielen muslimischen Herkunftsländern. Die Ramadankalender für Kinder greifen diese Tradition auf und verbinden sie mit der deutschen Tradition der Adventskalender.

Ergebnis:

Der Ramadankalender ist dem christlichen Adventskalender nachempfunden. Es gibt ihn schon seit 18 Jahren von wechselnden Anbietern in Deutschland zu kaufen, er ist eine deutsche Erfindung, genau wie der Adventskalender. Er dient nicht der „Islamisierung“, sondern führt muslimische Kinder durch den Ramadan hin zu einem der höchsten muslimischen Feste, dem Zuckerfest. Der Brauch des Adventskalenders wurde von muslimischen Mitbürgerinnen für ihre Kinder für den Ramadan adaptiert und übernommen. Keine Islamisierung in Sicht. Eher eine Christianisierung. Oder einfach eine clevere Geschäftsidee?

Seit 2014 gibt es zudem den Iftarlender von Nadia Doukali, auch ein Ramadankalender, mit Schokoladen gefüllt, der sich von Inhalt und Aufmachung eher an Erwachsene richtet.

Der Versuch, nach dem Islamisierungsbunny den nächsten Schokoladenislamisierungsskandal herbeizureden, scheint nach Aussage der Huffingtonpost misslungen.

Autor: Beate L. – mimikama.org
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