Der Fake-Terrorist von Nizza

Autor: Tom Wannenmacher

Wie aus einem kanadischen Bürger ein “Terrorist” wurde. Veerender Jubbal ist ein in Canada lebender Sikh.

Er schreibt über Computerspiele, ist ein öffentlicher Kritiker der sexistischen Tendenzen in manchen Teilen der Gaming-Community—und er wurde fälschlicherweise nun schon zum dritten Mal als Attentäter eines Terroranschlags beschuldigt. Dies berichtet u.a. auch unsere Kooperationspartner “Vice

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Hinweis: Der Twitter-Account wurde bereits von Twitter gesperrt!

Was ist passiert?

Im Jahre 2015 eckte er einer Gamercommunity mit einigen Menschen an und er wurde Opfer einer Bildmanipulation.

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(Screenshot: Thedailybeast.com)

Er ist kein Terrorist.

Er hat auch nicht im Entferntesten mit den Anschlägen in Nizza 2016 und vom 13. November 2015 in Paris zu tun.

Dennoch ging ein Bild von ihm am Folgetag um die Welt. Dieses Bild zeigt Veerender Jubbal mit einem Koran ist der Hand und einem Sprengstoffgürtel um die Hüften. Nachrichtensender und soziale Medien übernahmen dieses Bild und stellten Veerender Jubbal als einen der Terroristen vom 13.11.2015 hin. Dass es so weit kommen konnte, liegt an einer Vorgeschichte, die wir kurz hier darstellen wollen.

Es begann alles mit Farcry4 im Mai 2014

Gehen wir an dieser Stelle ein wenig in der Zeit zurück, genauer gesagt zum 15. Mai 2014. An diesem veröffentlichte Veerender Jubbal auf Tweeter einen Tweet in dem er anmerkte, dass die Box Art, also die Grafik der Hülle des PC Spiels, von FarCry 4 rassistisch sei (hier kann man sich dieses Bild anschauen).


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Mit diesem Tweet begannen nach eigenen Angaben auch die Anfeindungen mit seiner Person.

Mit dieser Äußerung war er mitten im #Gamergate.

#Gamergate

Bei dem Ausdruck #Gamergate handelt es sich um die Auseinandersetzung zwischen Gamern und Spielekritikern. Die FAZ beschreibt in ihrem Artikel über #Gamergate (der ganze Artikel hier):

Wenn Kritik kommt, hört das Spiel auf

Zwischen Computerspielern und Journalisten, die über Computerspiele schreiben, gibt es heftigen Streit. Unter dem Stichwort „Gamergate“ wird mit gefährlichen Mitteln um die Deutungshoheit gekämpft. […] Dann aber kam „#Gamergate“. Unter diesem Hashtag tobt seit Monaten eine Auseinandersetzung bei Twitter, die in ihren Verästelungen kaum noch zu überblicken ist.

Mit der Äußerung, die Gestaltung der Umverpackung des Spiels FarCry 4 sei rassistisch, landete dieses Thema ebenso in dem Gamergate Diskussionsfeld, in dem an einigen Stellen mit unlauteren Mitteln gekämpft wird, um die Diskussionsgegner zu diskreditieren. So liest man wilde Beschimpfungen, Boykotte, aber auch Morddrohungen.

Verunglimpfungen

Ebenso aber auch Verunglimpfungen. So wurde ein Selfie von Veerender Jubbal Opfer einer solchen Schmähattacke. Veerender Jubbal, der nach eigenen Angaben auf der Journalistenseite steht, postete am 4. August 2015 dieses letztendlich verhängnisvolle Selfie auf Twitter.

Veerender Jubbal @Veeren_Jubbal Freelance writer/journalist. Grammar aficionado. Games critic. Diversity consultant. Made #StopGamerGate2014. Social Justice Healer. He/Him. Cute as gosh.

(Zitat: Twitter)

Dies ist das Originalbild, welches sich seine Gegner aus der #Gamergate Diskussion zu Nutze machten und es dahingehend bearbeiteten, dass Veerender Jubbal als IS-Terrorist dastehe. Dies ist Teil der Diskreditierung.

“Erfolgreiche” Diskreditierung

Diese Bearbeitung wurde tatsächlich in den sozialen Netzwerken und einigen Medien aufgegriffen. So veröffentlichte der italienische Sender TG24 tatsächlich dieses Foto mit dem Hinweis, dass hier einer der Attentäter abgebildet sei.

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(Screenshot: Twitter) Als dieser Damm nun gebrochen war, ging das Foto des falschen Terroristen um die Welt. Veerender Jubbal war nun Opfer einer Hetzkampagne, die er nicht weiter kontrollieren konnte und die auch nicht ganz ungefährlich für ihn ist – speziell wenn man bedenkt, wie viele Menschen derzeit “Köpfe rollen” sehen wollen.

Klarstellung

Es handelt sich bei Veerender Jubbal nicht um einen Attentäter. Die Darstellung in sozialen Netzwerken und auch in den Medien war grob fährlässig falsch und kann nun auch ein juristisches Nachspiel haben.

Karsten Gulden von “Gulden Röttger Rechtsanwälte”: Die weltweite „Fahndung“ und Berichterstattung über einen Menschen als Terroristen stellt zweifelsohne eine schwerwiegende Persönlichkeitsrechtsverletzung dar. Ein solches Vorgehen hat weitreichende Konsequenzen für die Medien und Presse, die nicht hinreichend recherchiert haben. Das dürfte vorliegend in den meisten Fällen zutreffen. Es wäre ein Einfaches gewesen herauszufinden, wer der Herr auf dem bearbeitenden Bild nun in Wahrheit ist. Warum Veerender Jubbal nun aktiv werden kann, beschreibt Gulden in seinem Artikel

Online-Terrorismus – Hoax „Attentäter“ Veerender Jubbal (ein Sikh) könnte viel Geld verlangen von den Medien

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