#DCBlackout – Der Netz- und Internetausfall, den es nie gab
Am 1. Juni trendete ein Hashtag auf Twitter, der wilde Spekulationen auslöste: Wurde Washington DC vom Funknetz und Internet getrennt?
Es ging los um 1 Uhr morgens Ortszeit (9 Uhr morgens hierzulande) am 1. Juni: Auf Twitter trendete plötzlich der Hashtag #DCBlackout, viele Accounts berichteten, dass es in Washington DC kein Netz mehr gäbe, auch bekäme man meine Nachrichten mehr von Nutzern dort. Internet und Funknetze sollen abgeschaltet worden sein.
#DCBlackout This picture is the last we saw before all media was cut at 1am. An entire city was on fire and suddenly went silent. We have no idea what is happening, we don’t know if the protestors are safe. No news channels are covering this. Something awful is going on. pic.twitter.com/wXrE3RPaO1
— carls (@truffulatre) June 1, 2020
Washington DC ist eines der Brennpunkte der Proteste, die dem Tod von George Floyd folgten; die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse gegen Demonstranten ein.
[mk_ad]
Virale Verbreitung
Der Hashtag #DCBlackout wurde innerhalb weniger Stunden über eine halbe Millionen mal auf Twitter verwendet und sorgte für allgemeine Unruhe in sozialen Medien: Wurden tatsächlich wie in einem totalitären Staat sämtliche Kommunikationsverbindungen gekappt, damit von den Protesten nichts nach außen dringt und sich Demonstranten nicht per Smartphone organisieren können?
Beweise? Fehlanzeige!
Zuerst wurde der Hashtag nur vereinzelt verwendet und bekam dann eine Verbreitung, als immer mehr Nutzer immer mehr Behauptungen dazuschrieben:
There is NO INFO coming from DC right now. No streams, no posts, pics or vids. All the streams went down at the same time.
They're going to start killing and are trying to hide it via jammers.
Boost this to get the word out #dcprotest #dcblackout #GeorgeFloyd Washington Monument— 🍄mars 🍄 (@MarcieMushrooms) June 1, 2020
Natürlich wurden dann auch Technikspezialisten auf die Behauptung aufmerksam, doch überraschenderweise konnten diese keinen Blackout in Washington und Umgebung feststellen:
ℹ️ Real-time network data from Washington, DC show no indication of a mass-scale internet disruption overnight or through the last 48 hours.
Observable fixed-line and cellular connectivity remain stable at the present time. We continue monitoring#DCBlackout pic.twitter.com/8PWR9oRRO5
— NetBlocks (@netblocks) June 1, 2020
„Die Echtzeit-Netzwerkdaten aus Washington, DC zeigen keinen Hinweis auf eine massenhafte Internetunterbrechung über Nacht oder während der letzten 48 Stunden.
Die beobachtbare Festnetz- und Mobilfunkkonnektivität bleibt derzeit stabil.“
Nichtsdestotrotz wurde weiter über einen #DCBlacout getweetet – kurioserweise auch von vielen Einwohnern aus Washington DC, die testen wollten, ob es wirklich einen Blackout gibt und damit der beste Beweis sind, dass es gar keinen gab.
Natürlich waren in der Nacht auch eine Vielzahl von Reportern in Washington DC, die über die Ausschreitungen berichten und ihre Bilder, Videos und Berichte ständig an ihre Redaktionen schicken – doch auch diese konnten keinen Blackout in der Nacht feststellen, wie hier beispielsweise eine Reporterin von ABC7 News klarstellt:
A lot of people are asking me about a possible #dcblackout. I’ve been out near the White House since 4 am and haven’t experienced any outage. My friend and colleague @ABC7HeatherGraf was covering the DC protests last night and was posting multiple updates. pic.twitter.com/ag1cuY3MOD
— Victoria Sanchez (@VictoriaSanchez) June 1, 2020
Nachdem immer klarer wurde, dass es sich bei #DCBlackout um Desinformation handelt, schritt Twitter ein: Der Hashtag wurde aus den Trending Topics genommen, viele zumeist recht neue Accounts, die den Hashtag wiederholt verwendeten, wurden gelöscht.
[mk_ad]
Fazit
Die Frage ist noch offen, warum der Hashtag überhaupt so viral ging. Die Kollegen von Snopes befragten dazu die Homeland Security and Emergency Management Behörde des Bezirks Washington und bekamen als Antwort, dass es Hinweise auf eine gezielte Desinformationskampagne gäbe, die Beweise wurden an die örtliche Polizeibehörde, die Bundesbehörden und das FBI weiter geleitet.
Auch jetzt noch wird von vielen Accounts über den #DCBlackout diskutiert, sich die Frage gestellt, warum die Medien nichts darüber berichten – einem Ereignis, das es nur in der Gerüchteküche der sozialen Medien gab.
FAKE NEWS BEKÄMPFEN
Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!
Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️
Mimikama-Webshop
Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)
Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum
INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE
Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama
Mehr von Mimikama
Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!
Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.
Artikelbild: Shutterstock / Von Orhan Cam
Weitere Quellen: BBC, Reuters, Netzpolitik, Snopes, Mother Jones, Business Insider