Cyber-Grooming: Gezielte Suche nach Kindern im Netz

Autor: Kathrin Helmreich

Cyber-Grooming: Gezielte Suche nach Kindern im Netz
Cyber-Grooming: Gezielte Suche nach Kindern im Netz

Beim Cyber-Grooming suchen Sexualstraftäter im Internet gezielt Kinder –
Universität Regensburg und KFG stellen Sonderteil in Jahresbericht vor.

Sonderteil Cyber-Grooming: Die Kriminologische Forschungsgruppe (KFG) im Bayerischen Landeskriminalamt veröffentlicht den aktuellen Jahresbericht „Kriminalität und Viktimisierung junger Menschen in Bayern 2018“:

Ein Schwerpunkt des diesjährigen Berichtes liegt auf dem Sonderteil „Cyber-Grooming – Die Gefahr aus dem Netz“, der aktuelle Erkenntnisse einer Dunkelfeldstudie der Universität Regensburg miteinbezieht. Daneben wird auf Basis der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) die Entwicklung der Kriminalität und Viktimisierung junger Menschen in Bayern im Zehnjahresvergleich dargestellt.

41-Jähriger sucht über vier Jahre hinweg gezielt Kontakt zu Kindern

Moderne Kommunikationsmedien sind auch aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Die Nutzung des Internets bietet zweifelsohne viele Chancen, birgt aber zugleich spezifische Risiken, welche die Entwicklung von jungen Menschen massiv beeinträchtigen können. Eines dieser Risiken stellt das Phänomen Cyber-Grooming dar, bei dem eine sexuelle Online-Annäherung explizit mit der Intention erfolgt, Kinder sexuell zu missbrauchen.

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In Folge bemerkenswerter Zunahmen der Fälle des Cyber-Groomings in den letzten Jahren und nicht zuletzt durch eine im Jahr 2018 aufgeklärte Grooming-Serie eines 41-Jährigen, der über vier Jahre hinweg in sozialen Netzwerken gezielt Kontakte zu Kindern im gesamten Bundesgebiet gesucht hatte, rückte dieses Thema in den Fokus des medialen und politischen Interesses. Im November des gleichen Jahres kündigte die damalige Bundesjustizministerin Barley eine effektivere Verfolgung von Sexualstraftätern im Internet.

Michael Laumer hat das Phänomen Cyber-Grooming im Sonderteil des Jahresberichts näher untersucht und stellt fest, dass das Kriminalitätsaufkommen von Cyber-Grooming bayernweit, im Vergleich zu der Gesamtzahl der Fälle des sexuellen Kindesmissbrauchs, als gering anzusehen ist.

Zahlen von Fällen steigen tendenziell an

Gleichwohl steigen die Zahlen in den letzten acht Jahren tendenziell an. Im Jahr 2018 wurde mit 233 Fällen der bisher höchste Stand erreicht (+71,3 % im Vergleich zum Vorjahr). Aus der Regensburger Dunkelfeldstudie geht zudem hervor, dass etwa jeder sechste 14-jährige Jugendliche mindestens eine Form der sexuellen Online-Annäherung innerhalb der letzten 12 Monate erlebt hat. In einigen Fällen dürfte es sich hierbei um Cyber-Grooming handeln; genaue Fallzahlen lassen sich jedoch aufgrund des Forschungsdesigns dieser Dunkelfeldstudie nicht ableiten.

 

Zur allgemeinen Entwicklung der Kriminalität durch junge Menschen in Bayern lässt sich zunächst festhalten, dass im Jahr 2018 in Bayern 20,8 % junge Tatverdächtige registriert sind. Wie in den Jahren zuvor ist damit etwa jeder fünfte Tatverdächtige ein Kind, Jugendlicher oder Heranwachsender. Die Heranwachsenden (18- bis 20-Jährige) weisen seit 2011 durchgängig höhere Tatverdächtigenzahlen auf als die Jugendlichen (14- bis 17-Jährige). Bei den Kindern (8- bis 13-Jährige) ist die Tatverdächtigenzahl am niedrigsten.

Die Tatverdächtigenzahlen der Heranwachsenden (-12,6 %) und insbesondere der Jugendlichen (-33,6 %) haben von 2009 bis 2018 relativ konstant abgenommen. Bei den Kindern ist von 2009 bis 2015 ein deutlicher Rückgang von -49,8 % zu verzeichnen, wobei es in den darauffolgenden drei Jahren zu leichten Zunahmen kommt.

Der Anteil junger Menschen an allen Opfern beträgt im Jahr 2018 in Bayern 22,6 %. Damit ist etwa jedes vierte bis fünfte Opfer einer Straftat zwischen 6 und 20 Jahre alt. Zudem zeigt sich im Langzeitverlauf, dass junge Menschen im Jahr 2018 weitaus seltener viktimisiert werden als 2009. Die Heranwachsenden weisen ein quantitativ höheres Opferrisiko auf als die jüngeren Altersgruppen, jedoch steigt die Zahl der kindlichen Opfer von 2015 bis 2018 um +15,2 %.

Bei der Gewaltkriminalität liegen die Tatverdächtigenzahlen 2018 weit unter denen des Jahres 2009 (-32,3 %). In dieser Deliktsgruppe erscheint die Zuwanderung als Einflussfaktor: Von 2015 auf 2016 steigen die Tatverdächtigenzahlen kurzfristig um +14,0 % an, bevor sich der Abwärtstrend der zurückliegenden Jahre ab 2017 erneut fortsetzt. Bei den Kindern, die gegenüber den anderen Altersgruppen stark unterrepräsentiert sind, steigen die Werte ab 2015 an. Für 2018 lässt sich feststellen, dass die Tatverdächtigenzahlen der Kinder im Vergleich zum Vorjahr erneut deutlich um +15,6 % gestiegen sind.

Bei der Auswertung der Fallzahlen mit „Tatort Schule“ ist festzustellen, dass diese von 2009 bis 2015 um -32,1 % gesunken sind. In den beiden darauffolgenden Jahren steigen sie zunächst erneut an (+16,1 %), wobei von 2017 auf 2018 eine Reduktion der Fallzahlen um -3,4 % sichtbar wird.

Quelle: Bayerisches Landeskriminalamt
Artikelbild: Shutterstock / Von Burdun Iliya

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