Coronavirus-Falschmeldungen: Die vierte Eskalationsstufe

Autor: Andre Wolf

Artikelbild Coronavirus Falschmeldungen: KPhrom , sowie fluke samed / Shutterstock.com
Artikelbild Coronavirus Falschmeldungen: KPhrom , sowie fluke samed / Shutterstock.com

Falschmeldungen zum Coronavirus SARS-CoV-2 sind nicht alle rein zufällig und nicht alle harmlos! Manche dieser Meldungen verfolgen ein Ziel und versuchen somit bewusst Unruhe zu erschaffen.

Unruhe, Zweifel, falsche Feindbilder oder Heilsbringer: Hinter so mancher Falschmeldung über das Coronavirus steckt eine ganz klare Idee. Wir haben daher seit Beginn der Coronakrise auch eine Veränderung in der Qualität der Falschmeldungen beobachten können.

In diesem Artikel werden wir an die Aussagen unseres Artikels „Coronavirus: Die Eskalationsstufen der Falschmeldungen“ anknüpfen (bitte lesen). Dort haben wir die bisherigen Entwicklungen der Falschmeldungen zum Coronavirus beschrieben.

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Mit dem Stand 8. April 2020 endete der Artikel und bot eine Vorschau auf die vierte Eskalationsstufe der Falschmeldungen. Das darin prognostizierte Bild für diese vierte Stufe war nicht besonders rosig:

In einer möglichen weiteren Stufe könnte eine Konkretisierung der Feindbilder stattfinden. Falschmeldungen und Mythen könnten durchaus dazu anstacheln, die Feinde zu bedrängen und am Ende überträgt sich diese Radikalisierung in die Realität.

Coronavirus Falschmeldungen: Wo stehen wir?

Tatsächlich hat sie diese vierte Stufe angekündigt und im bestimmten Teilen bereits erfüllt. Zum Glück noch nicht so vollumfänglich und düster, wie in der kompletten Prognose, jedoch deuten auch hier die Zeichen auf einen sich radikalisierenden Verlauf der vierten Stufe.

Die vierte Stufe besagt ganz klar: Angestachelt von Falschmeldungen und Mythen auf Social Media beginnt eine Welle der realen Gewalt, deren Rechtfertigung nicht evidenzbasiert ist.

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Dies zeichnete sich anfangs durch vereinzelte Übergriffe ab (vergleiche). Bis dahin waren noch keine Zivilpersonen durch Übergriffe oder Drohungen betroffen.

In einem zweiten Schritt äußerte sich die vierte Eskalationsstufe der Falschmeldungen zum Coronavirus jedoch in der Sachbeschädigung. Angetrieben von dem Mythos, dass 5G Sendeanlagen verantwortlich für das Coronavirus sind, gab es in verschiedenen europäischen Staaten Übergriffe auf 5G-Anlagen.

Verschiedenen Medien berichten hier von einer Anschlagsserie auf Sendemasten in Großbritannien und den Niederlanden (Beispiel). So liest man auch im österreichischen Standard.at:

In Großbritannien und den Niederlanden sind Dutzende Brandanschläge auf Mobilfunk-Sendemasten verübt worden. In den Niederlanden wurden in den vergangenen Wochen 16 Anschläge verübt, zuletzt fingen am Wochenende zwei Sendemasten in Amsterdam Feuer. In Großbritannien wurden allein 20 Masten des Telekommunikationskonzerns Vodafone angezündet, wie Vodafone UK-Chef Nick Jeffery mitteilte.

Gewaltpotential hinter den Coronavirus Falschmeldungen

Hier zeigt sich bereits deutlich, welches Gewaltpotential hinter den Falschmeldungen zum Coronavirus steckt und dass diese vierte Eskalationsstufe der Falschmeldungen keine Fiktion ist, sondern sich langsam manifestiert.

Mittlerweile gibt es sogar Morddrohungen gegenüber Telekomtechnikern. Die Webseite Futurezone.at bezieht sich bei ihrer Berichterstattung dazu auf die BBC und schreibt:

„Wir hatten tatsächlich Fälle, in denen Menschen mit körperlicher Gewalt und in einigen Fällen sogar mit Mord bedroht wurden“, sagte ein Gewerkschaftsvertreter von der Communication Workers Union (CWU). Die CWU vertritt 40.000 Telekommunikationstechniker im ganzen Land.

Tatsächlich werden laut BBC 5G-Masten als „Todestürme“ bezeichnet (vergleiche). Die BBC lässt in ihrer Berichterstattung mehrere Techniker zu Wort kommen, die von den Drohungen ihnen gegenüber berichten. Teilweise blieb es auch nicht bei den Drohungen, ein Techniker berichtet, dass er mit Gegenständen beworfen wurde.

Eine Verstärkung des Drohverhaltens und des unsachlichen Tons konnten wir in den letzten Wochen selbst feststellen. So erreichten uns in der Mimikama Redaktion ebenso vermehrt grobe Beschimpfungen oder Drohungen. Denn auch wer Falschmeldungen zum Coronavirus aufdeckt, bleibt nicht gänzlich unbetroffen.

Weitere Ausschreitungen

Ein neues Phänomen sind Demonstrationen gegen die Coronavirus-Maßnahmen. Medien berichten hier von einer brisanten Zusammensetzung der Teilnehmenden. Die Frankfurter Rundschau schreibt beispielsweise über die neuerdings stattfindenden „Hygiene-Demos“:

Rechtsextreme, Reichsbürger und Antisemiten protestieren gegen die Corona-„Lüge“. Auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin protestieren wieder viele hundert Menschen gegen Corona-Einschränkungen. Dabei war die fünfte „Hygiene-Demo“ gar nicht genehmigt worden.

Am gestrigen Sonntagnachmittag (26. April 2020) kam es in Köln tatsächlich zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit der Polizei. Die BILD schrieb ganz im Sinne der Schlagzeilen-Tradition „Nach Demo gegen Shutdown-Regelungen: Blitz-Angriff von Corona-Leugnern. Wenn aus Verschwörungs-Theoretikern Prügel-Praktiker werden!“. Die Polizei fasst in ihrem Polizeibericht dazu die Übergriffe wie folgt zusammen:

Außenstehende solidarisierten sich nun mit dem 25-Jährigen und gingen die Einsatzkräfte körperlich an. Die Beamten drängten die Personen zurück und fuhren den Aggressor zwecks Personalienfeststellung zur Wache.

Vierte Eskalationsstufe im Gange!

Zweifelsohne sind aus den Falschmeldungen reale Bedrohungen gewachsen. Die Auswirkungen von Falschmeldungen und Mythen zeigen sich in einer stetigen Radikalisierung der vierten Eskalationsstufe. Feindbilder werden bedroht und teilweise tatsächlich auch angegriffen.

Glücklicherweise tritt die reale Gewalt gegenüber Feindbildern bisher nur vereinzelt auf, dennoch handelt es sich um eine bedenkliche Entwicklung, wenn man betrachtet, dass vor drei Wochen lediglich angemerkt wurde, dass es Entwicklungen in diese Richtung geben könnte und diese nur tatsächlich eintreffen.

Artikelbild: KPhrom , sowie fluke samed / Shutterstock.com
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