Bilder toter Kinder als Schlagzeile: ja oder nein?

Autor: Andre Wolf

Syrien – Medien sprechen von einem mutmaßlichen Giftgasangriff, soziale Netzwerke und Boulevardplattformen präsentieren ungeschont Bilder mit toten Menschen, ja toten Kindern als Motiv.

Dramatische Schlagzeilen, harte Statusmeldungen. Und diese Bilder. Offene Kinderaugen in der Starre, verrenkte Körper, gezeichnet von Leid. Im Rahmen unserer Arbeit haben wir immer wieder mit Bildern und Videos von Toten zu tun. In der Regel geht es bei der Betrachtung solcher Aufnahmen darum, Fakes ausschließen zu können oder aber darum, anhand vorhandener Details (Töne, Sprache, Infrastruktur des Tatortes, eingesetzte Tötungsmittel, etc.) Rückschlüsse auf den Tatort auch aus geographischer Sicht zu gewinnen, sofern der oder die Täter noch nicht gefasst wurden und es gilt, ein mögliches Bewegungsprofil zu erstellen. Manche Videos schaut man sich dann in SlowMo an; immer und wieder – in der Hoffnung, wertvolle Details zu entdecken. Manche Bilder vergrössert man, um eine vorliegende Sachverhaltsschilderung auf Plausibilität zu prüfen.

Die Darstellung expliziter Bilder in Medien ist nicht neu, auch keine Folge der sozialen Netzwerke. Bereits 1972 wurde ein Bild aus dem Vietnamkrieg berühmt, eine Aufnahme eines nackten Mädchens, welches mit Verbrennungen aus einer Napalm-Wolke flieht [1]. Ein Bild, welches um die Welt ging und den Blick auf die Zustände in Vietnam richtete.

Nun schreiben wir dass Jahr 2017. Wieder fallen Kinder dem Krieg zum Opfer. Die Bilder ihrer offenen, toten Augen landen auf den Timeline vieler Nutzer von Sozialen Netzwerken, unterstützt durch die Vorschaufunktion und einer explizierten Platzierung des Bildes im Teaser. Unmissverständlich, hart und ohne jegliche Warnung auch für Minderjährige Jugendliche sichtbar. Die Wirkung? Umstritten. Schauen wir auf genau zwei Thesen und fragen DICH als Leser, wie Du die Darstellung expliziter Bilder von toten Kindern in Medien bewertest. Die erste Aussage stammt aus dem Pressekodex [2]:

Die Berichterstattung über Unglücksfälle und Katastrophen findet ihre Grenze im Respekt vor dem Leid von Opfern und den Gefühlen von Angehörigen. Die vom Unglück Betroffenen dürfen grundsätzlich durch die Darstellung nicht ein zweites Mal zu Opfern werden.
(Der Pressekodex, Richtlinie 11.3 – Unglücksfälle und Katastrophen)

Die zweite These aus der BILD (Vorsicht, explizite Bilder im Artikel [3]):

Kleine Körper in Todesstarre. Kinder, erstickt von Giftgas. Leben um Leben ausgelöscht, dahingemordet. Das Bild ist in seiner Grausamkeit schwer zu ertragen, wir aber müssen das Unerträgliche zeigen. Denn unsere Gesellschaft darf sich nicht gewöhnen an das Morden, das in Syrien schon viel zu lange währt. Das Entsetzen, das dieses Foto hervorruft, steht für das Leiden Hunderttausender.
BILD berichtet seit Jahren über die Jahrhundertverbrechen des Diktators Assad und seines Helfers Putin am syrischen Volk. Bilder wie das der toten Kinder sind Zeugnisse dieser Verbrechen. Nur noch diese Bilder sprechen für die Toten. Sie klagen an. Sie zeigen die brutale Wahrheit dieses Krieges. Nein, nicht das Foto ist unerträglich – die Ermordung dieser Kinder ist es.

Eine Frage der Ethik?

Ist es richtig, „harte Bilder“ zu veröffentlichen? Geht es um das Ziel, aufzurütteln und den Menschen “da draußen” die harte Realität zu zeigen, um ein Umdenken zu bewirken? Hier liegt die Frage, ob nun dass Veröffentlichen dieser Bilder am Ende effektiv ein Umdenken herbeiführt oder letztendlich nur die Klickrate erhöht.

Demgegenüber steht die Frage nach Respekt und Würde. Die Würde des Menschen ist unantastbar und endet nicht mit dem Tod.

Es endet daher mit Deiner Entscheidung, die Du kundtun darfst, über die Du diskutieren darfst.

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