Alu-Staub gegen die Klimaerwärmung und 2 Millionen Tote – Wie man Wissenschaft falsch liest

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Autor: Ralf Nowotny

Die Menschheit ist verloren! Unser tödlicher Gegner heißt Aluminium, und das wird, wenn man einem Blog Glauben schenkt, in den nächsten 50 Jahren zwei Milliarden Menschen töten. Absichtlich, denn das Aluminium soll versprüht werden. Hilft ein Alu-Hut gegen Alu-Staub? Wird die Menschheit absichtlich dezimiert?


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Oder wird hier Panik geschoben? Begleitet uns auf eine Reise durch die Welt der Chemie und Wissenschaft, um das mal genauer zu analysieren.

„Das Versprühen von 16 Millionen Tonnen Alu-Staub zur Klima-Abkühlung wird innerhalb 50 Jahren rund 2 Milliarden Menschen töten“

…titelt der BlogWahrheit für Deutschland“. Gehen wir doch mal auf die einzelnen Punkte in dem Artikel ein und schauen uns an, was dahintersteckt.

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„Wenn das richtig ist, was man im Internet über das Geo-Engineering-Projekt durch Chemtrailing erfahren kann, sollen innerhalb von 50 Jahren ungefähr 16 Millionen Tonnen feinste Aluminiumstäube durch Großraumflugzeuge freigesetzt werden, um die angeblich vom Menschen verursachte Erderwärmung zu stoppen.“

Hier fängt es schon einmal gut an: als Quelle wird sehr spezifisch „das Internet“ benannt, wo man was über „Chemtrailing“ lesen kann. Es soll also ein Geo-Engineering-Projekt durch Chemtrails geben, die Aluminium enthalten, welches von Flugzeugen freigesetzt wird, um die Erderwärmung zu stoppen. Also, die klassische Chemtrails-Verschwörungstheorie. Des Weiteren wird die Klimaerwärmung angezweifelt.

Woher kommen die Zahlen?

In einem Artikel der Seite „Pro Liberty“, die auf „Wahrheit für Deutschland“ als Quelle verlinkt ist, findet man jene Zahlen, wobei dort sogar von 20 Millionen Tonnen Aluminiumstaub pro Jahr ausgegangen wird. Allerdings haben wir hier schon Unstimmigkeiten: Es wird an keinem Punkt von 50 Jahren gesprochen, auch wird nicht gesagt, dass etwa 2 Milliarden Menschen durch das Aluminium sterben werden, sondern es wird die Befürchtung geäußert, dass 2 Milliarden Menschen Hunger leiden könnten, wenn es durch ein solches Geo-Engineering evtl. zu weniger Regen z.B. in Afrika kommt.

„Dabei kalkuliert man den Tod von rund 2 Milliarden Menschen in 50 Jahren ein. Statistisch gesehen würden weltweit an jedem Tag 109.589 Menschen sterben.  Bei einer aktuellen Weltbevölkerung von ca 7,1 Milliarden Menschen würde jeden Tag in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern statistisch gesehen 1,54 Menschen zusätzlich sterben.“

Wir wissen leider nicht, wo diese Zahlen herkommen, aber es klingt nach einer Verbesserung! Denn statistisch gesehen sterben sogar 152.000 Menschen am Tag. Der Blog geht aber, basierend auf den Aussagen des vorherigen Absatzes, wohl davon aus, dass jene 109.589 zusätzlich täglich sterben, was ja, wie oben erklärt, schon eine falsche Aussage ist.

„Die Aluminiumstäube sind so klein, daß sie die Bluthirnschranke überwinden und Alzheimer auslösen. In den Atemwegen sind sie verantwortlich für chronischen Husten mit krankhafter Bronchialschleimeindickung genannt Chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD).  Jüngste Luft-Messungen ergaben in der Nacht über 300.000 Partikel in einer Größe von 0,3 µm.“

Jüngste Luftmessungen? Das klingt interessant, wir lieben Beweise! Schauen wir uns also mal die Messergebnisse an:

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„Nachts Werte über 300 000 Par­ti­keln!“

Aha. Da hat sich also einer ein Feinpartikelmessgerät gekauft und damit jene Werte gemessen. Und 470.000 Partikel am Tag, immer noch 300.000 Partikel in der Nacht, klingt schon mal sehr viel, richtig?

Naja, dann sollte man aber auch wissen, wie so ein Gerät funktioniert, bevor man damit rumspielt. So ein Messgerät misst nämlich in der Einheit ppb. Das bedeutet „parts per billion“, auf deutsch: „Teilchen pro Milliarde“. Sie konnten also tatsächlich Aluminium nachweisen, aber nur ganze 0,00047 Gramm am Tag und 0,0003 Gramm in der Nacht. Das ist wenig, wenn man bedenkt, dass Aluminium das dritthäufigste Element auf der Erde ist. Sogar im menschlichen Körper findet sich im Durchschnitt 0,05 – 0,15 Gramm Aluminium, ohne dass es uns umbringt. Geringe Mengen Aluminium nehmen wir auch täglich durch die Luft und Nahrung auf (täglich 0,01 – 0,04 Gramm), scheiden wir aber zu 99 – 99,9 Prozent wieder aus. Ein sehr geringer Teil lagert sich also tatsächlich im Körper an, was sich natürlich summiert. Aluminium ist nicht gerade gesund, soweit sind wir uns einig, jedoch kann man zumindest durch gesunde Ernährung seine Aluminiumaufnahme minimieren.

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Quelle: Wikipedia

Wollen „die“ wirklich Aluminium sprühen?

Wir erinnern uns: Die Aussage lautet ja, dass durch Aluminium die Erderwärmung gebremst werden soll. Und tatsächlich gibt es Pläne, die unter anderem Aluminium beinhalten, diese Pläne werden „Plan C“ genannt. Gehen wir der Reihe nach:

Plan A: Verringerung des CO2-Ausstosses.
Dies ist ja bereits in der Mache. Schadstoffarme Autos, freiwillige Verpflichtung der Länder durch das Klimaabkommen, strom- und energiesparende Geräte.

Plan B: Verklappung des CO2.
Hierbei soll das CO2 quasi verflüssigt und unterirdisch entsorgt werden. Experimente diesbezüglich gibt es schon, auch in Deutschland.

Plan C: Das berüchtigte „Geo-Engineering“
Hier gibt es diverse Pläne auf dem Papier, wie durch kleinste Teilchen in der Stratosphäre das Sonnenlicht abgeschwächt und dadurch die Erderwärmung gebremst werden soll. Das Denkmodell dahinter entstand durch Beobachtungen des Klimas nach sehr großen Vulkanausbrüchen, wodurch sich das weltweite Klima durch die Schwefelteilchen in der Stratosphäre änderte: es wurde kühler.

Nun kommen wir zum Aluminium:
Es gibt also ein Gedankenmodell(!), Schwefelteilchen kontrolliert in die Stratosphäre zu pusten. Nun kam einer der Vorreiter jenes Modells, der Harvard-Professor David W. Keith bereits in den 90er Jahren auf jene Idee, 2010 stellte er dann auf der Website PNAS seine Idee vor, Aluminium statt Schwefel dafür zu nehmen. Genau genommen sollten es kleine schwebende scheibenförmige Nanoteilchen sein, die zum Teil aus Aluminium bestehen und sich durch ihren Aufbau so in der Stratosphäre ausrichten, dass sie das Sonnenlicht optimal reflektieren. Da sie bei einer Höhe von 40 – 50 Kilometer schweben würden, wären sie knapp oberhalb der Stratosphäre und hätten somit auch keine nachteilige Wirkung auf die Ozonschicht.

Allerdings hat diese Methode auch einen Nachteil: Was hoch fliegt, kommt auch wieder runter. Und eigentlich möchte niemand kleine Aluminium-Scheibchen einatmen oder essen. Das ist auch Keith klar. Er stellt sich dies so vor, dass jene Nanopartikel nur eine begrenzte Lebensdauer haben dürften und sich nach einer gewissen Zeit durch UV-Strahlung und Sauerstoffradikale auflösen.

Wie weit ist da die Entwicklung?

Und da kommen wir zum großen Haken: Es gibt noch gar keine Entwicklung. Bisher handelt es sich nur um ein Denkmodell von Keith. Er selber weist in diversen Interviews auch darauf hin, dass es zwar technisch sicherlich möglich wäre, aber die eventuellen Gefahren noch nicht einschätzbar sind. „Vielleicht entdecken wir ja auch morgen etwas, was das ganze Projekt schon wieder zunichte macht“, so Keith. Zu Lebzeiten werde er das wahrscheinlich nicht mehr erleben, dieses Modell in der Praxis zu sehen.

Fazit:

Anscheinend nur sehr halbherzig haben die Macher des Blogs „Wahrheit für Deutschland“ einen wissenschaftlichen Artikel (oder zwei) überflogen und sich daraus ein Horrorszenario gebastelt, welches gute Klickraten verspricht. Sie nahmen das Denkmodell eines Geo-Engineer Experten, behaupten, dass dies bereits Realität sei, vermischen es mit der „Klimalüge“ und Chemtrails, klatschen noch ein paar kaum nachvollziehbare Zahlen und falsche Schlussfolgerungen hinzu, fertig ist die Gruselgeschichte des Tages.

Und nein, wir werden auch nicht von der Chemtrails-Mafia bezahlt. Nicht mal mit Aluhüten. Traurig.

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