80 Hotelangestellten kurzerhand wegen Flüchtlingen gekündigt? [FakeAnonymous]

Autor: Andre Wolf

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Da hat er wieder verdreht, der Herr Fake.Anonymous. Und dabei ist es doch gar nicht so weit von Erfurt nach Halle, da hätte man doch kurzerhand selbst hinfahren können und mal nachfragen können!


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Zunächst jedoch: bitte VOR jeglicher Art des Kommentierens den Artikel komplett lesen. Hier gibt es mehr als nur schwarz und weiß. Offenbar ist seitens der Maritim Geschäftsführung einiges unsauber abgelaufen, jedoch NICHT so, wie es das Anonymous.Kollektiv darstellt.

In Halle an der Saale, da steht das besagte Maritim Hotel, in dem nun seit Oktober (also gut einem halben Jahr) Flüchtlinge  untergebracht sind. Das stimmt, das ist nachweisbar, das ist kein Fake. Doch Herr Fake.Anonymous hat uns was verschwiegen ….

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Was er nun schreibt:

Angestellte und Hotelgäste raus, Fachkräfte rein! Im Städtchen Halle an der Saale dürfen illegale Zuwanderer seit vergangenen Oktober in einem 4-Sterne Luxus-Hotel der Maritim-Gruppe wohnen. Der Mietvertrag zwischen dem Land Sachsen-Anhalt und der Hotelgesellschaft Maritim läuft für mindestens drei Jahre und beinhaltet eine Verlängerungsoption. Die 80 Mitarbeiter des Hotels, die bis zur Übernahme und Nutzung durch das Land, in Voll- und Teilzeitstellen beschäftigt waren, erhielten kurzerhand betriebsbedingte Kündigungen.

Natürlich gibt es, wie es in letzter Zeit zum Regelfall auf Anonymous.Kollektiv geworden ist, eine ausführliche Erklärung auf VK.com (dem russischen Pendant zu Facebook). Hier sind die Worte noch deutlicher:

Für die Mitarbeiter muss der kriminelle Deal ein Schlag ins Gesicht sein. Sie mussten tatenlos mit anschauen, wie die Landesregierung unter Verwendung von Steuergeldern, kurzerhand ihre sicher geglaubten Arbeitsplätze ausradierte.

Dann tasten wir uns mal ran, an diese in Saus und Braus lebenden Flüchtlinge im Maritim Hotel und warum nun die Angestellten eine Kündigung erhalten haben.

So sieht es im Hotel aus

Da die ganze Info, auf die sich Herr Fake.Anonymous stützt, aus dem September 2015 stammt [1] [2], schauen wir mal auf neuere Quellen.

Am 16. Oktober, also kurz nach der Umfunktion, besuchte die Mitteldeutsche Zeitung die Unterkunft [3]. In dem Artikel wird nun beschrieben, dass 640 Personen in dem Hotel untergebracht sind. Die von Herrn Fake.Anonymous titulierte 4-Sterne Luxusunterkunft liest sich an dieser Stelle anders:

Die Menschen leben in Zwei- und Fünfbettzimmern. Was früher Einzelzimmer war, elf Quadratmeter groß, bietet jetzt mit einem Feldbett Raum für zwei Personen. Viel Platz bleibt da nicht mehr: Wer ans Fenster will, muss über die Liege steigen, weil die direkt am Bett steht. „Künftig soll hier ein Doppelstockbett stehen – wenn die denn lieferbar sind“, sagt der Hausleiter.

Aha … da ist er ja, der Luxus, um die Anonymous.Kollektiv die Menschen beneidet: bis zu 4 Personen im Einzelzimmer, über andere Liegen steigen, um das Fenster zu erreichen, geplante Doppelstockbetten. Mit Wellness ist da auch nix:

Andere Freizeitbeschäftigungen – der Wellnessbereich des Ex-Hotels ist geschlossen – würden derzeit noch über Vereine vorbereitet.

Ein sehr aktueller Artikel vom 18. März 2016 in der Mitteldeutschen Zeitung [4] zeigt nun mittlerweile eine Milderung der Lage:

In Spitzenzeiten haben hier 600 und mehr Menschen eine Zuflucht gefunden. Jetzt sind es weniger als ein Drittel. Nun kann nach und nach auf Zusatzbetten in den kleinen Zimmern verzichtet werden. Augenscheinlich haben die Räume durch die intensive Nutzung nicht gelitten.

Ok, das zum Thema 4-Sterne Luxus. Aber die Mitarbeiter! Warum wurden die denn gekündigt?

Das Hotel hatte wenig Zukunft

Das verschweigt Herr Fake.Anonymous natürlich elegant, wenn er von einem 4-Sterne Hotel spricht: das Hotel ist in die Jahre gekommen und war wirtschaftlich schwer tragbar. Nach Angaben der Mitteldeutschen Zeitung [4] setzt die Hotelkette schon länger auf andere günstigere Angebote:

Zudem hat das Maritim ein bauliches Problem: Von den 298 Zimmern sind 202 Einzelzimmer. Daran lässt sich wegen der Statik laut Thieme auch nichts verändern. Für Touristen und Ehepaare ein eher unattraktives Angebot. Die meisten modernen Hotels haben die Einzelzimmer beinahe komplett abgeschafft, vermieten nur noch Doppelzimmer. Das macht die Auslastung im Maritim bei normalen Zimmerpreisen zwischen 50 und 80 Euro schwierig. Laut Branchenexperten setzt das Haus deshalb seit längerem auf billigere Zimmer für Busreisen, Seminarveranstaltungen und Weiterbildungen.

Sprich: das Hotel hatte wenig Zukunft und augenscheinlich kam es der Kette ganz recht, das Hotel anderweitig vermieten (!) zu können, da es eh schwer auszulasten war.  Der nicht mehr ganz moderne Zustand wird von der MZ wie folgt beschrieben:

Der rote Teppich mit einem kleinen, schwarzen Pünktchenmuster ist in die Jahre gekommen. An einigen Stellen zeigen sich die Trittspuren vieler Gäste. Die Tapete in dem elf Quadratmeter großen Einzelzimmer hat einen gelblichen Farbton mit einer durchgehenden Musterung. Ein Bett, ein Schreibtisch, ein Stuhl, ein Röhrenfernseher und ein Telefon.

So, kann es sein, dass die Schilderung von Herrn Fake.Anonymous also ein wenig verdreht wahr? Nicht das Hotel wurde aufgegeben, DAMIT Flüchtlinge dort einziehen, sondern die Stadt hat das Hotel angemietet, WEIL es ohnehin ein Auslaufmodell war? Weil die Betreibergesellschaft sich auch bewusst war, dass eine Sanierung teuer ist, so aber drei Jahre ohne Sanierung Geld über Miete hereinkommt? Die lokal ansässige Webseite “Hallespektrum” beschreibt [5]:

Damit kann offenbar ein Leerstand des Gebäudes zunächst verhindert werden.

[…]

Mittelfristig soll das Gebäude ohnehin ganz abgerissen werden. So ist es bereits im Leitbild Riebeckplatz nachzulesen, das im vergangenen Jahr erarbeitet wurde.

Defizite vor Ort

Was man jedoch nicht vergessen darf: augenscheinlich gab es schwache Kommunikationswege, um es mit menschlichen Worten auszudrücken: man scheint da Mist gebaut zu haben! Denn Hallespektrum berichtet auch davon, dass die Mitarbeiter hätten informiert werden müssen, was jedoch wohl nicht wirklich passiert sei:

Finanzminister Jens Bullerjahn erklärte, der Betreibergesellschaft sei aufgegeben worden, die 80 Mitarbeiter über die Pläne zu informieren. Das aber sei offenbar nicht in ausreichendem Maße geschehen.

Dies ist mehreren Stellen zu entnehmen! So wurde offenbar die Belegschaft nicht wirklich sauber über die Zukunft ihres Arbeitsplatzes in Kenntnis gesetzt. Das wäre die Aufgabe des Betreibers gewesen, der dies nach Aussagen des eben angeführten Zitates, sowie auch weiterer Stellen, versäumt hat. Johannes Krause vom DGB sagt deutlich in einem Interview gegenüber Fakt (ARD) [5]:

Die Geschäftsführung des Maritim hat sich schlicht und ergreifend schäbig verhalten.

Insgesamt schauen wir an dieser Stelle die Berichterstattung von “Fakt”, da diese Reportage mehrere Aspekte dieser Geschichte zeigt: hier wird deutlich kritisch eine “Hau-ruck” Aktion beschrieben, in der sich Betreiber und auch Stadt nicht mit Ruhm bekleckert haben. Ein sehr wohl wichtiger Aspekt am Ende des Videos: “Chance vertan!” Denn nach Eigenaussagen der Mitarbeiter in dem Video, wären sie bereit gewesen, sich selber mit zu engagieren!

Um an dieser Stelle abzurunden

Wenn nun irgendwer der Ansicht ist, in gerade mal 10 Sätzen erklären zu können, was in Halle geschehen ist und dabei noch eine gehörige Portion an Sozialneid aufbauen will, dem kann man nur sagen: betrachte bitte ALLE Aspekte! Kritik ist ohne Einwände angebracht, denn man kann durchaus interpretieren, dass speziell der Betreiber sich hier ein “krankes Bein” abgestoßen hat und nun 3 Jahre gesicherte Mieteinnahmen hat, obgleich das Hotel von mehreren Stimmen als veraltet und renovierungsbedürftig dargestellt wurde.

Ebenso lebt darin definitiv niemand nach 4-Sterne Standard! Das sagen die Videoaufnahmen und auch die Zeitungsartikel lokaler Medien zweifellos aus.  Sozialneid ist daher völlig unangebracht.

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