5G und die toten Vögel in Den Haag – Der Ladenbesitzer spricht

Autor: Ralf Nowotny

Das Opfer einer Verschwörungstheorie
Das Opfer einer Verschwörungstheorie

Noch immer verbreitet sich die Falschmeldung, dass die Strahlung eines 5G-Funkmastes die Schuld an den toten Vögeln in einem Park in Den Haag trage.

Beispielsweise versucht nun anscheinend ein „Gesundheitsportal“ (bestehend aus einer einzigen Person), damit die Leser zu verunsichern, was uns viele Anfragen dazu zeigten:

Screenshot mimikama.org
Screenshot mimikama.org

„Es gibt schlechte Nachrichten für die Mobilfunk Fans unter uns. In der letzten Woche sind massenweise gesunde Vögel einfach so vom Baum geflogen. Der Grund, warum die 298 Vögel eigentlich starben, ist nicht klar. Eins ist jedoch sicher, in dieser Zeit hat man Experimente mit der neuen Mobilfunktechnik 5G durchgeführt.“

Die Fakten in Kürze

Wir berichteten bereits über diese falschen Behauptungen, hier noch einmal die bisherigen Fakten in Kürze:

  • Es starben tatsächlich knapp 300 Vögel in Den Haag, ausnahmslos Stare
  • Die Vögel starben nicht plötzlich, sondern über mehrere Tage verteilt
  • Die Vögel starben im Huygenspark in Den Haag
  • Zu der Todesursache gibt es noch keine genauen Erkenntnisse, aber Vermutungen
  • In Den Haag werden gar keine 5G-Tests durchgeführt
  • Die angebliche 5G-Antenne ist eine 4G-Antenne
  • Auch offiziell wird dementiert, es habe dort 5G-Tests gegeben
  • Es gab keine toten Vögel bei den echten Tests, weder in den Niederlanden noch hierzulande

Ausführlich gehen wir in unserem vorherigen Artikel auf die Behauptungen und die Fakten ein, an dieser Stelle möchten wir noch einiges ergänzen.

Die Suche nach der Todesursache

Die niederländische Behörde für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz (NVWA) hat bereits ausgeschlossen, dass das West-Nil-Virus, eine Krankheit, die häufig Zugvögel betrifft, die Ursache ist.
Die Todesursache der Vögel wird von Wageningen Bioveterinary Research (Lelystad), dem niederländischen Wildlife Health Center (Utrecht), der Erasmus University (Rotterdam) und der Universität Gent weiter untersucht.
Pieter van Klaveren von der Vogelauffangstation „De Vulp“ hat eine Hypothese, da zwar tausende Stare sich jedes Jahr im Park niederlassen, davon aber „nur“ knapp 300 starben:

„Die Stare suchen in kleineren Gruppen nach Futterstellen, evtl. war eine oder mehrere davon vergiftet. Dagegen spricht, dass dann noch andere Vögel tot sein müssten, allerdings hatten alle toten Stare leere Mägen. Entweder haben sie nichts gegessen oder sie erbrachen sich, was wieder auf eine Vergiftung hindeutet.“

Auch ein Mitarbeiter der Tierambulanz vermutet, dass verseuchtes Wasser an einer Futterstelle der Grund für den Vogeltod sein könnte. Im vergangenen Jahr wurden an der Haager Universität Dutzende von Dohlen tot aufgefunden, die wahrscheinlich verschmutztes Wasser von einer Baustelle tranken.

Bisher gibt es also noch keine eindeutigen Erkenntnisse, nur Vermutungen. Allerdings, und das sei noch einmal betont, kann ein Tod durch 5G-Strahlung eindeutig ausgeschlossen werden.

Der Ladenbesitzer äußert sich zu den Vorwürfen

Es gibt noch ein Opfer der Verschwörungstheorie, nämlich der Besitzer des kleinen Telekommunikationsladens, der angeblich für den nicht-vorhandenen 5G-Mast auf dem Dach des Gebäudes verantwortlich sein soll.
Wie auch andere Seiten in den Niederlanden, die darüber berichten, werden auch wir darauf verzichten, ein Foto des Ladens zu zeigen und den Namen des Ladenbesitzers zu nennen.

In dem kleinen Laden werden Handytaschen, SIM-Karten und Zigaretten verkauft, er liegt im Erdgeschoß eines mehrstöckigen Gebäudes. Der Ladenbesitzer wird blaß, wenn er den Namen seines Ladens und „5G“ googlet, da auf zig Seiten, die diese Verschwörungstheorie unterbreiten, sein Laden als Urheber der tödlichen Strahlung genannt wird.

Der Ladenbesitzer weiß nicht einmal, ob sich ein Funkmast auf dem Dach befindet:

„Ich habe doch nur diesen kleinen Laden von der Wohnungsgesellschaft „Staedion“ gemietet. Über dem Laden sind ganz normale Wohnungen. Ich komme nicht einmal aufs Dach. Wenn ich Millionen für die Installation eines Sendemastes hätte, so wie die großen Unternehmen, wäre ich doch gar nicht hier, oder? Bald wird niemand mehr in meinen Laden kommen, weil die Leute denken, dass ich Tiere töte.“

Zwar habe Mimikama darüber berichtet, so sagt er, doch nütze ihm das leider nichts. Er ist wütend, dass sein Laden durch diese Verschwörungstheorie in Verruf gebracht wird, doch wo soll er sich darüber beschweren? Die Gerüchte und die Beschuldigungen gegen ihn werden weiter rücksichtslos auf sozialen Medien und den typischen Verschwörungstheoretiker-Seiten weiter verbreitet.

Doch nicht nur im Internet wird der Ladenbesitzer angegangen, auch telefonisch melden sich immer wieder Unbekannte bei ihm.

„Vor eineinhalb Wochen wurde ich von einer unbekannten Nummer angerufen und gefragt, wann ich denn den 5G-Mast auf das Dach gestellt habe. Ich fragte, mit wem ich spreche, die Antwort war „Die Regierung“. Ich antwortete: „Wenn Sie die Regierung sind, müssten Sie wissen, dass ich gar keinen Sendemast auf dem Dach installieren kann, oder?““

Meistens jedoch wird gleich wieder aufgelegt, er verzeichnet Umsatzeinbußen. Und dies, seit Verschwörungstheoretiker diese Falschbehauptung immer wieder im Internet verbreiten.

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