Wertverlust & Co.: So viel kostet dich dein Auto monatlich!

Autor: Andre Wolf

Artikelbild Wertverlust: Shutterstock / Von pathdoc
Artikelbild Wertverlust: Shutterstock / Von pathdoc

Mehrere hundert Euro kostet ein Auto seine Besitzerin oder Besitzer jeden Monat. Das gestehen sich Viele nicht ein.

Sonntags hänge ich (wenn auf Social Media aktiv) am liebsten auf Twitter herum. Ist irgendwie so eine Angewohnheit, die ich mir auch nicht weiter erklären kann. Und am letzten Sonntag war es eh nur ein kurzer Blick auf Social Media, doch der hatte es in sich, denn es ging um das Auto, die Kosten dazu und den gern vergessenen Wertverlust.

Mein lieber Freund und Wissenschaftsjournalist Florian Aigner veröffentlichte einen Tweet zu diesem Thema, der gleich drei Probleme zeigt: Viele Menschen wissen gar, wie viel sie im Monat für ihr Auto zahlen. Daneben hält man ein Auto für wesentlich günstiger, als es ist (ob bewusst oder unbewusst) und nicht zuletzt wird diese hohe Zahl (auch fraglich ob bewusst oder unbewusst) viel zu selten kommuniziert. Aigner schrieb auf Twitter:

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Die meisten Haushalte geben monatlich hunderte Euro fürs Auto aus. Stellen wir uns vor, das wäre nicht mehr nötig, weil wir vernünftige Mobilitätskonzepte entwickeln: Wie sehr würden viele Wirtschaftszweige wohl aufblühen, wenn dieses Geld für andere Dinge zur Verfügung stünde?

Natürlich ist der Tweet etwas provokativ, aber ich kenne Florian, er hätte das nicht so veröffentlicht, wenn er nicht auch Fakten in der Hand hätte. Und gleichzeitig sollten die Kommentare zeigen, dass zumindest eine der drei Problemstellungen allseits vorhanden ist, denn viele Menschen verrechnen sich beim Auto und vergessen wichtige Komponenten, wie z.B. den Wertverlust.

„Das kann doch nicht so teuer sein“

Aigner schreibt von hunderten Euros monatlich für das Auto. Das kann doch nicht stimmen, erwidern bestimmt nun viele Menschen. Dabei denkt man an die letzte Tankrechnung und daran, dass man doch bestimmt zwei Wochen mit 40 € Kraftstoff auskommt. Und bei der Versicherung hat man ja schon den günstigsten Tarif (wir sind ja alle Versicherungsfüchse). Und überhaupt, der letzte Service bestand ja nur aus Bremsen erneuern und der TÜV hat auch direkt geklappt.

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Ja, auf den ersten Blick ist man häufig der Ansicht, dass das Auto irgendwas zwischen 100 und 150 Euro im Monat kostet, doch damit erwirkt man sich selbst gegenüber häufig ein gutes Geldbörserl-Gewissen, denn im tiefen Inneren hat man Angst, dass Aigner Recht haben könnte und am Ende so ein Auto dann doch schnell mal 400 Euro im Monat kostet. Hat man zwei davon, dann sogar 800.

Wertverlust in die Rechnung nehmen!

Halten wir mal fest, was man alles berücksichtigen sollte. Und an dieser Stelle rechnen wir einfach mal nicht die Komponente des Kraftstoffs mit ein, sondern machen aus dem Fahrzeug ein Stehzeug:

  • Versicherung
  • Steuern
  • Service / Instandhaltung
  • Reparaturen (kleine und große, Reifen nicht vergessen!)
  • Pflege
  • TÜV/Pickerl
  • Parkkosten aller Art
  • Wertverlust (!)

Wie gesagt, kein Kraftstoff an dieser Stelle, den kann sich jeder nochmals draufrechnen. Vor ca. 7 Monaten habe ich privat eine Rechnung dazu erstellt und habe es nicht glauben wollen: Ein Alfa Romeo Brera mit reiner Haftplicht kostete mich nur für die Bereitstellung ca. 400 € im Monat. Mit Kraftstoff dann 450 €. Der Faktor, der das Auto am Ende so teuer gemacht hat, war der Wertverlust, der mit gut 1100 € im Jahr zu Buche schlug.

Viele Menschen verschätzen sich!

Das ist ein Ergebnis, dass vor Kurzem auch der Spiegel beschrieb. In dem Artikel „Sprit, Reparaturen, Wertverlust:
Der unerwartet hohe Preis des Autofahrens“ aus dem April 2020 liest man (vergleiche):

Viele Deutsche unterschätzen einer Studie zufolge stark, wie viel Geld ihr Auto pro Monat verschlingt. Müssten Hersteller die Kosten transparent machen, würden offenbar viele Menschen auf einen Wagen verzichten.

Der Spiegel beschreibt darin dieselben Probleme und sagt aus, dass man sich häufig bei der Kostenfrage um 50% verschätzt. Das zeigt, dass die wahren Kosten häufig gar nicht auf dem Schirm sind und auch entsprechend nicht thematisiert werden.

Die Angaben hat der Spiegel nicht erfunden, sondern bezieht sich auf die Studie mit dem Titel „Running a car costs much more than people think — stalling the uptake of green travel“ (hier) von Forschern des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung sowie der Universitäten Mannheim und Yale, die rund 6000 deutsche Haushalte mit eigenem Auto befragt und die Ergebnisse mit Daten des ADAC abgeglichen haben.

Daher nicht wenig überraschend, dass die die Zahl aus dem Artikel des Spiegels nicht nur mit den Angaben aus dem Tweet von Florian Aigner deckt, sondern auch mit der Privatrechnung des Autors dieses Artikels:

Demnach liegen die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben für Kraftstoff, Werkstattbesuche, Steuern, Versicherung und Abnutzung bei 425 Euro […]

Und der Satz geht sogar noch weiter: Geschätzt werden diese monatlichen Kosten meist nur auf 204 Euro. Das ist wiederum umso spannender, weil man die Zahl für wesentlich geringer hält, wo doch sonst gern so akribisch alle Kosten im Blick gehalten werden. Will man diese wesentlich höhere Zahl nicht sehen oder geraten durch die vielen verschiedenen Posten weit über die Jahre verteilt (Beispiel Reifen, die man auf den Berechnungszeitraum herunter rechnen muss, sowie auch der Wertverlust) die Kosten außer Kontrolle?

Der Wertverlust hat es in sich!

Es ist gerade dieser Wertverlust, den man durchaus vergisst und der ein extremer Posten ist. Speziell Neuwagen verlieren in den ersten drei Jahren massiv an Wert, wodurch die statistische Zahl für die monatliche Kosten natürlich stark nach oben getrieben wird.

So zeigt eine Beispielrechnung zum Wertverlust eines Audi A6 mit einer 2 Liter Maschine aus dem Jahr 2014 ein ernüchterndes Ergebnis: Gemäß Autocheck.org hat man einen Wertverlust von 30.000 € in 6 Jahren hinnehmen müssen, wenn man diesen Wagen nun verkaufen wolle (vergleiche). Das sind im Schnitt 5000 € pro Jahr, also allein bei diesem Fahrzeug wäre der Wertverlust bereits bei über 400 € im Monat.

Natürlich fahren nicht alle Menschen einen 2014er A6, den sie damals neu gekauft haben. Daher gibt es diverse Listen, wo man sich einen Wertverlust anschauen kann (so wie hier). Wer ihn individuell berechnen möchte, kann das ganz einfach machen (und sollte sich zwingend ehrlich gegenüber sein, und sich nicht selbst als „toller Händler“ belügen): Man nimmt den Kaufpreis des Autos und ziehe den Verkaufspreis ab, wenn man das Fahrzeug verkauft. Keine Mogeleien mit Verrechnung dabei anwenden, sondern die echte Differenz. Das ist dann der Wertverlust. Und der ist hoch!

Nutzen wir dies!

Natürlich werden jetzt die entsprechenden Reaktionen folgen: Ja aber man benötigt das Auto doch. Für Arbeit, Kinder zum Arzt, Einkauf und auf dem Land ist das alles ja gar nicht so einfach.

Sicher, dagegen will auch niemand reden. Im Gegenteil, denn gerade, wenn man das Fahrzeug benötigt, sollte man mit Blick auf die Kosten den Angriff starten, und endlich auch Alternativen für Regionen entwickeln, in denen ein Auto so zwingend benötigt wird. Und nein, Pendlerpauschalen dürfen keine Lösung sein.

Und auf den zweiten Blick sollten wir uns überlegen, warum diese hohe Zahl an Kosten nicht so häufig oder nur ungerne diskutiert wird. Im Schnitt über 400 € im Monat pro Fahrzeug, das ist viel Geld. Wer wirtschaftlich denkt, sollte mal den Bleistift spitzen.

Zugegeben, wer sein Auto liebt, gerne Fahrt oder gar als Prestigeobjekt mag, dem dürfte das egal sein. Das ist verständlich, auch als Autor dieses Textes habe ich jahrelang das Auto als schönes Hobby gehabt. Ist aber am Ende eben ein teures Hobby.

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