Weihnachtliches oder winterliches Gebäck?

Autor: Andre Wolf

Eine Frage des Schutzes unserer Kultur!? Und eine Frage der wohlbedachten Wortwahl, denn in kaum einem Jahr wurde bisher so pingelig auf die Wörter geachtet, welche im Zusammenhang mit Weihnachten und christlichen Festen gebracht werden.

Natürlich habe wir in den Vorjahren auch bereits erlebt, dass der “Zipfelmann” von Penny[1] es schaffte, auf Facebook einen Shitstorm zu erzeugen. Auch der Adventskalender von Lindt[2] musste sich schon ducken, weil als Motiv eine Moschee dort vermutet wurde. Und neu in diesem Jahr: Wörter müssen weihnachtlich sein, denn mittlerweile sind es auch Kolumnisten und Zeitungen, welche genau hinschauen.

Daher kommt der “gute Rat”, welcher sonst am Ende unserer Artikel steht, an dieser Stelle mal a, Anfang. Liebe Veranstalter, offizielle Stellen, Behörden und Pädagogen in schulischer Einrichtungen aller Art: verzichtet bitte auf säkularisierte Parallelbegriffe zu christlichen / weihnachtlichen Begriffen. Nennt das Ding beim Namen: Weihnachtsbaum, Weihnachtsmarkt, Weihnachtslied, Weihnachtskeks.

Weihnachtskekse

Ja, und da sind wir beim Thema: Weihnachtsgebäck! Am gestrigen Tage gab es in den Boulevardmedien einen großen Aufschrei! Mit dem Titel “Rücksicht auf Muslime: Österreichs Botschaft tauft Lebkuchen um” tauchte in der Kolumne “Mein Ärger” der Berliner Zeitung nun die Information auf, dass in der österreichischen Botschaft bei einem Empfang am 15. Dezember 2016, dem unter anderem der Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, und die evangelische Pfarrerin Margot Käßmann laut Artikel der BZ beiwohnten, winterliche Köstlichkeiten gereicht werden.

Winterliche Köstlichkeiten aus Fairness gegenüber dem Islam beschreibt die Kolumne. Neben dem angeblichen Fairnessgrund wird auch noch ein rationaler Grund genannt:

Weil man aber Bier und Wein auch außerhalb der Weihnachtszeit trinke, könne man diese nicht als weihnachtliche, sondern nur als winterliche Köstlichkeiten bezeichnen.

Alles so weit verständlich, zumindest in Ansätzen. Problem an der Sache: wir leben im Jahre 2016! Da gibt es exakt um derartige Ausdrücke unglaubliche Wortklaubereien, welche am Ende immer an ein und derselben Stelle landen: der angebliche Verlust der christlichen Tradition mit einhergehender Islamisierung des Abendlandes. Diesmal wegen winterlichem Gebäck. Und Winterbier.

Diese Information aus der Kolumne landete prompt auch im österreichischen Boulevardbereich, wo mit großen Lettern „Kekse an Österreichischer Botschaft sollten umbenannt werden“[3] zu lesen ist.

Lasst es!

Wer wirklich Fair und rücksichtsvoll handeln will, sollte besser mit den natürlichen Umgang mit Weihnachtsausdrücken praktizieren. Es gibt keinen Grund, da mit irgendwelchen Begrifflichkeiten zu experimentieren, denn diese gehen mit Blick auf einen aktuellen Zeitgeist genau in die gegenteilige Richtung.

“Umgetauft”, so wie es die Kolumne in ihrer Schlagzeile nennt, wurden die Weihnachtskekse im übrigen nicht, denn gleichzeitig, nur eben ganz am Ende der Kolumne, wird dann noch der Botschafter zitiert:

„Das war ein schwachsinniger Fehler, ich habe mit den Betroffenen geredet und sorge dafür, dass das nicht mehr vorkommt. Denn natürlich stehen wir zu unseren weihnachtlichen Traditionen und halten diese hoch. Daher gibt es bei unseren Veranstaltungen selbstverständlich auch Weihnachtsbäckerei und andere weihnachtliche Köstlichkeiten.“

Also nichts mit umtaufen. Auch die Botschaft verwendet weiterhin den Weihnachtskeks beim Weihnachtsbier (nette Kombination).

Didaktischer Absatz

Ein wenig Informationskompetenzförderung muss natürlich auch noch sein. Der Exkurs an dieser Stelle: was ist eine Kolumne? Bei der ursprünglichen Geschichte um die winterlichen Köstlichkeiten in der BZ handelt es sich um eine Kolumne. In journalistischer Form handelt es sich bei einer Kolumne um einen Meinungsbeitrag, der durchaus auch meinungsbildend wirken darf. Eine sehr schöne Darstellung darüber, was eine Kolumne ist, wie sie funktioniert und wie sie auch zu empfangen ist, findet man auf der Webseite Wortwuchs.net:

Merkmale der journalistischen Textsorte

  • Die Kolumne ist ein meinungsbildender Text, der meist in einem Printmedium erscheint und von einem einzelnen (bekannten) Autoren oder von renommierten Gastautoren verfasst wird. Diese Autoren sind meist Journalisten und werden als Kolumnisten bezeichnet
  • Kolumnen erscheinen regelmäßig, wobei das jeweilige Medium den Rhythmus selbst festlegt. Oftmals erscheinen sie allerdings tages- oder wochenweise und finden sich immer an der gleichen Stelle und sind farblich, durch Überschriften oder Bilder vom Rest abgegrenzt.
  • Abgegrenzt sind sie deshalb, weil Kolumnen in der Regel nicht redigiert und somit nicht vor der Veröffentlichung bearbeitet sowie unverändert gedruckt werden. Weiterhin sind sie abgegrenzt, da so klar wird, dass sich die Zeitung nicht unbedingt mit der vertretenen Meinung identifiziert.
  • Dadurch offenbart sie außerdem den unverkennbaren Stil des jeweiligen Autoren und offenbart ungefiltert dessen Ansichten. Dieser Effekt kann zur Bindung des Lesers führen, der aufgrund einer regelmäßigen Kolumne erneut zur jeweiligen Zeitschrift oder Zeitung greift.
  • Die Kolumne ist grundsätzlich eine Art der Meinungsäußerung und deshalb auf kein bestimmtes Thema festgelegt, dennoch werden oft aktuelle Nachrichten und bekannte Bereiche behandelt.
  • Die Autoren bedienen sich oftmals ganz alltäglicher Geschichten, die in der Ichform geschrieben sind und enden mit einer Pointe, wobei zahlreiche Kolumnen auch einen polemischen Charakter aufweisen. Die letzten drei Merkmale sind allerdings nicht in jedem Text-Beispiel zu finden.
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