Interne Dokumente zeigen: US-Polizei jagte nicht-vorhandene Antifa-Busse

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Autor: Ralf Nowotny

Wie jetzt erst bekannt wurde, reagierte im Juni 2020 die US-Polizei auf Internet-Gerüchte und jagte Antifa-Busse mit „einheimischen Terroristen“ – die nicht existierten.

Im Juni 2020 war die Stimmung in den USA aufgeheizt: Die Proteste der „Black Lives Matter“ Bewegung waren in mehreren Städten im vollen Gange, kurz zuvor kündigte der damalige US-Präsident Donald Trump an, Antifa-Gruppen zu Terrororganisationen zu erklären, da er ihnen die Schuld an den Unruhen gab.

Die Gerüchte

Da verwunderte es nicht wirklich, dass die US-Polizei damals recht nervös auf Internet-Gerüchte reagierte: Unter anderem wurde auf einem mittlerweile gesperrten Twitter-Account eines QAnon-Anhängers ein gefälschtes Foto von angeblichen Antifa-Bussen verbreitet.

Tweet mit gefälschtem Bild der Antifa-Busse
Tweet mit gefälschtem Bild der Antifa-Busse (HIER archiviert)

Das Foto stellte sich übrigens als Fake heraus (siehe HIER und HIER und HIER). Der QAnon-Anhänger wollte damit den Verschwörungmythos befeuern, dass George Soros die Antifa und die Proteste in den USA finanzieren würde (wobei es ziemlich dämlich wäre, das auch noch auf einen Bus zu schreiben!).

Zum gleichen Zeitpunkt verbreitete sich auch eine Instagram-Story, in der es hieß:

„Ich habe von einer zuverlässigen Quelle gehört, dass ANTIFA-Busse mit fast 200 Personen (inländische Terroristen) planen, Redding zu infiltrieren und möglicherweise Ablenkung und Zerstörung zu verursachen“

Die Behauptung in einer Instagram-Story
Die Behauptung in einer Instagram-Story, Quelle: The Guardian

Okay, wir hier sind es gewohnt, dass alleine schon bei der Formulierung „von einer zuverlässigen Quelle gehört“ sämtliche Fake-Alarmglocken schrillen, die US-Polizei nahm diese Gerüchte jedoch in der angespannten Lage sehr ernst.

Es war bekannt, dass Fakes verbreitet werden

Nur einen Tag später, nachdem der obige Tweet gepostet wurde, berichtete NBC (siehe HIER) von einem suspendierten Twitter-Account, der sich als „Nationale Antifa-Organisation“ ausgab, laut einem Twitter-Sprecher aber mit der nationalsozialistischen Gruppe „Identity Evropa“ in Verbindung stehe.

Die Tweets dieses und anderer dazugehöriger Accounts enthielten Texte wie „Heute Nacht ist die Nacht, Kameraden„, mit einem braunen Emoji mit erhobener Faust und „Heute Nacht sagen wir ‚Fu** The City‘ und wir ziehen in die Wohngebiete … die weißen Wohngebiete…. und wir nehmen uns, was uns gehört“.

Ein Tweet der falschen Antifa
Ein Tweet der falschen Antifa, Quelle: Lost Coast Outpost

Eindeutig sollte mit den Tweets Stimmung gegen die protestierende, schwarze Bevölkerung Amerikas gemacht werden – die auch gleichzeitig die Antifa seien und von George Soros dafür bezahlt werden. Mehrere hundert Accounts, die dazugehörige Hashtags nutzten, wurden von Twitter suspendiert.

Die US-Polizei suchte… und fand keine Antifa-Busse

Interne Dokumente, die von einer gemeinnützigen Transparenzgruppe namens „Property of the People“ angefordert und „The Guardian“ übergeben wurden, zeigen auf, dass die US-Polizei in den ländlichen Gebieten der Bezirke Shasta und Humboldt ihre Einsatzkräfte mobilisierten, um die Antifa-Busse ausfindig zu machen, damit die überwiegend weiße Bevölkerung der Gebiete vor der angeblichen drohenden, schwarzen Bevölkerung zu schützen – anscheinend ohne die Behauptungen näher zu überprüfen.

Auch nachdem klar war, dass es gar keine Antifa-Busse gab, bestand Sheriff William Honsal von Humboldt County darauf, dass die Busse echt seien – oder zumindest die Sichtungen der Busse. Obwohl sogar der Inhaber der Busse auf dem Foto aussagte, dass diese gar keine Beschriftungen haben.

Eine Sprecherin des Sheriffs erklärte „The Guardian“, dass Sheriff Honsal „diese Aussagen aufgrund von Informationen gemacht hat, die uns von der California Highway Patrol zur Verfügung gestellt wurden“. Das Büro des Sheriffs war jedoch gar nicht in die Ermittlungen integriert, es wurde auch in Humboldt County kein „Antifa-Bus“ gesichtet.

Eine Sprecherin der California Highway Patrol (CHP) erläuterte zudem, dass die Behörden außer den Postings keinerlei Beweise für angebliche Antifa-Busse hatte, selbst ein Hubschrauber-Einsatz (der allerdings nur 12 Minuten dauerte), führte zu keinen Ergebnissen.

Fehlende Medienkompetenz

Experten erläuterten gegenüber „The Guardian“, dass die internen Unterlagen auch deshalb sehr beunruhigend seien, da sie aufzeigen, wie die Antifa-Verschwörungsmythen bewaffnete rechte Bürgerwehren dazu inspiriert haben, sich als Reaktion zu organisieren – teilweise in gewaltsamen Protesten.

Ryan Shapiro, der Geschäftsführer von Property of the People, der untersucht hat, wie die Polizei antifaschistische Aktivisten überwacht, zeigte auf, dass die Korrespondenz zwischen den Behörden darauf hindeutet, dass es ihnen an „grundlegender Informationskompetenz in Bezug auf Nachrichten und soziale Medien“ mangele.

Die CHP habe sich „auf offensichtlich unbegründete rechtsgerichtete Social-Media-Posts verlassen, um militärisch anmutende Luftüberwachungsmissionen für nicht existierende Antifa-Konvois zu starten“.

Fazit

Die Ersteller der damaligen Fakes dürften sich bei den veröffentlichten, internen Berichten natürlich ins Fäustchen: Ihre gefälschten Fotos und verbreiteten Gerüchte sorgten tatsächlich für Großeinsätze der Polizei, die verhasste „Antifa“ und die schwarze Bevölkerung der USA wurde in ein schlechtes Licht gerückt.

Witzig? Keineswegs! Es zeigt leider, dass Fakes und Hoaxes zu einer Paranoia führen, die in diesem Fall dafür sorgte, dass zig Polizisten sich auf die Suche nach nicht-existenten Antifa-Bussen machte und rechte Bürgerwehren durch solche Falschmeldungen zur Waffe greifen.

Aus diesem Grund ist es nicht nur wichtig, gegen Fake-Ersteller und -Verteiler vorzugehen, sondern auch die Medienkompetenz zu schulen, um die Auswirkungen solcher Fälschungen nicht noch mehr zu verschlimmern.

Quellen: The Guardian, DerStandard
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