Neuer Trend? Migranten erniedrigen Einheimische? Nein!

Autor: Andre Wolf

Migranten erniedrigen Einheimische? Kein Trend!
Migranten erniedrigen Einheimische? Kein Trend!

Es ist ein menschenunwürdiges Video: Ein Mann liegt am Boden. Von seinem Peiniger wird er erniedrigt. Ist das eine neuer Trend von Migranten?

Anfangs ist er noch bekleidet und wird getreten, in der nächsten Szene ist er nackt. Was man hier angeblich sehen soll: Eine Art Trend. Migranten sollen angeblich Einheimische auf diese Weise erniedrigen.

Die Menschen in dem Video sprechen schwedisch, die Stimmen und Gesichter sind unkenntlich gemacht. Damit genau zu verstehen ist, was gesagt wird, ist das Video untertitelt worden.

Auf Twitter gibt es nun diese ganz spezielle Interpretation des Videos. Dort wird behauptet, Szenen wie diese würde es nicht nur in Schweden, sondern auch in Norwegen und Dänemark geben und dieses Video sei der jüngste Vorfall:

In Dänemark, Norwegen und Schweden wird ein neues Phänomen beobachtet. Dabei filmen sich Migranten, wie sie junge Einheimische misshandeln und erniedrigen. Es reicht offenbar nicht mehr aus, sie einfach nur auszurauben. Der jüngste Vorfall wurde nun aus Schweden bekannt.

Migranten erniedrigen Einheimische? Kein Trend!
Migranten erniedrigen Einheimische? Kein Trend!

Migranten erniedrigen Einheimische? Der Faktencheck!

Kurzum: Dieses Video zeigt keinen neuen Trend. Es handelt sich nichteimnal um ein neues Video, sondern es stammt aus dem Mai 2019 stammt. Das macht zwar den Inhalt des Videos nicht besser, jedoch ist der Kontext ein völlig anderer.

In dem Video sieht man recht deutlich das Logo der Webseite samnytt.se. Bei Samnytt.se handelt es sich um eine Webseite mit inhaltlicher Nähe zu den schwedischen Rechtspopulisten „Sverigedemokraterna“.

Das Video ist zurückzuführen auf eine Veröffentlichung der Webseite vom 9. Mai 2020 (siehe hier), also fast ein Jahr nachdem das Video entstanden ist. In diesem Artikel wird beschrieben, dass man nicht genau weiß, worum es genau geht und es werden Vergleiche zu erniedrigender Gewalt gezogen, die angeblich unprovoziert entstanden ist. In dem Artikel lautet es:

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Det är ’dominanskriminalitet’ och rör sådant våld som framför allt invandrare begår mot danskar. Våldet beskrivs vara grovt, hänsynslöst, oprovocerat och vanligt förekommande i vardagen.
(Bedeutet: Es ist ein „Herrschaftsverbrechen“ und betrifft solche Gewalt, dass insbesondere Einwanderer Verbrechen gegen Dänen begehen. Gewalt wird als grob, rücksichtslos, nicht provoziert und im Alltag häufig vorkommend beschrieben.)

Der Tweet mit dem Video greift also grundlegend die Hauptaussage dieses Artikels auf. Was der Tweet jedoch nicht weiß (und eventuell auch nicht wissen kann), ist der Folgeartikel, welcher zwei Tage später erschienen ist (siehe hier).

Opfer und Täter kannten sich

Nach Angaben des zweiten Artikels, der inhaltlich recht tendenziös gestaltet ist, wird genauer erklärt, dass Täter und Opfer sich bereits länger kannten und auch auf eine gemeinsame Schule gingen (das beschreibt das Gerichtsprotokoll) und hier keine rein zufällige Erniedrigung und auch kein Trend vorliegt.

Nach Angaben der Webseite schuldete das Opfer dem Täter Geld, welches er grundlos mitten in der Nacht vorzeitig zurückforderte. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, erniedrigte er das Opfer.

Neben der Berichterstattung der Webseite samnytt.se haben wir bis zu diesem Zeitpunkt keine zweite Quelle gefunden, jedoch hat die Webseite darauf verwiesen, dass es zu einer Verhandlung aufgrund der Tat vor einem Gericht in Helsingborg kam. Dazu gibt es auch ein Protokoll, von dem man ausgehen kann, dass es nicht gefälscht wurde (siehe hier). Aus dem Protokoll erfährt man auch, dass diese Geldschulden des Opfers aus einem Drogenkauf bei den Tätern stammten:

Han hade en skuld till Alexander Hamid på 900 kr eftersom han hade handlat cannabis av honom. Han har gjort det några gånger. Han hade inga andra skulder.
(Bedeutet: Er schuldete Alexander Hamid 900 Dollar für den Kauf von Cannabis bei ihm. Er hat es ein paar Mal gemacht. Er hatte keine anderen Schulden.)

Die beiden Täter wurden am 9. Juli 2019 zu einem Schadensersatz in Höhe von 65.000 SEK zuzüglich Zinsen verurteilt.

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